Nach „FKK-Bildungsreise“

Stadtrat Ferrat will Mannheim zum Swinger-Paradies machen

Vorträge, Gespräche, Nacktheit – und Sex: Mit dieser Mischung hat der Mannheimer Julien Ferrat fast 30 Menschen nach Südfrankreich geführt. Und nun?

Stadtrat Ferrat will Mannheim zum Swinger-Paradies machen

Eine FKK-Ferienanlage wie die in Cap d’Agde wünscht sich Ferrat auch in Mannheim.

Von Michael Bosch

Der „unvergessliche FKK-Swinger-Urlaub mit interessantem Politik-Programm“ ist vorbei – und unvergesslich war es in der Tat. Zumindest wenn man die Teilnehmer und Teilnehmerinnen fragt. Mit seinem extravaganten Ausflug, für den es auch Kritik gab, hatte der Mannheimer Einzel-Stadtrat Julien Ferrat, für Aufsehen gesorgt. Nach seiner Auskunft berichteten Medien aus 30 Ländern über die Reise. Nun zieht der 34-Jährige ein entsprechendes Fazit.

Julien Ferrat: „war eine tolle Mischung“

„Es war eine tolle Mischung. Das Kernanliegen, nicht nur einen reinen Strandurlaub anzubieten, sondern auch ein Rahmenprogramm mit Hintergrundinformationen, kam bei den meisten gut an. Die meisten Vorträge fanden am FKK-Strand statt, wo Sex on the Beach wörtlich genommen wird“, so Ferrat. Mit Details spart er dabei nicht. „Es kam innerhalb der Reisegruppe auch zu Gruppensex. Es war also ein ganzheitliches Bildungserlebnis, bei dem Theorie und Praxis miteinander verbunden wurde. Das Bildungsprogramm war gut und der Swinger-Teil befriedigend.“

Vor der Reise, für die die Teilnehmer selbst bezahlen mussten, hatte Ferrat ein Swinger-Training angeboten und dafür im Amtsblatt der Stadt geworben. Das sei „sinnvoll gewesen, um als eingespieltes Team nach Cap d’Agde anzureisen“.

Ferrat weiß, wie man Schlagzeilen macht. Bereits vor neun Jahren war er, damals noch als Mitglied der Familienpartei, mit einem Rap-Video aufgefallen, das Ärger nach sich zog. Dafür erhielt er eine förmlich Rüge. Der Grund: das Video sei sexistisch und vulgär. Nun also Swinger-Ferien in Frankreich.

Insgesamt haben 28 Leute an der Reise nach Südfrankreich teilgenommen, darunter sieben Leute aus Mannheim, vier Leute aus dem Rhein-Neckar-Kreis und zwei Leute aus dem Rhein-Pfalz-Kreis. Der Rest kam aus Deutschland quer über die Republik verteilt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren zwischen 27 und 67 Jahre alt.

Das Village naturiste, das von der Gemeinde Agde verwaltet wird, dient Ferrat als Vorbild. „Langfristiges Ziel ist, auch in Mannheim ein FKK-Swinger-Paradies zu errichten und Mannheim als kleine Schwester von Cap d’Agde zu vermarkten“, sagt Ferrat. Die Stadt Agde, mit der es während der Reise einen Austausch gab, nehme jährlich einen Millionenbetrag über den Verkauf der Zutrittskarten zum Village naturiste ein. „Das Village naturiste dürfte das interessanteste kommunal verwaltete Nischen-Tourismus-Projekt weltweit sein.“

FKK-Swinger-Paradies in Mannheim?

Im Hinblick auf seine Heimatstadt sagt Ferrat: „Langfristiges Ziel ist, auch in Mannheim ein FKK-Swinger-Paradies zu errichten und Mannheim als kleine Schwester von Cap d’Agde zu vermarkten.“ Er könne sich ein FKK-Swinger-Dorf für 1000 bis 2000 vorstellen, dort sehe er „großes touristisches Potenzial“. Das „Cap d’Agde zeigt, dass dies keine Spinnerei ist, sondern ein bewährtes Konzept, um Mehreinnahmen für die Stadtkasse zu generieren – ohne die Bürger in Form von Steuererhöhungen oder Gebührenerhöhungen zu belasten“, so Ferrat.

Aus seiner Sicht braucht es dabei auch die Vermischung von FKK-Urlaubern und Swingern, wie es das Village naturiste vormacht. Das würden auch die ortsansässigen Gewerbetreibenden als Erfolgsrezept, im Vergleich zu anderen Anlagen, angeben. „Der FKK-Tourismus nimmt ab, der Swinger-Tourismus jedoch zu“, sagt Ferrat. „Hedonistische Swinger lassen zudem tendenziell mehr Geld da als naturverbundene Nudisten.“

In Mannheim hat sich übrigens bislang noch niemand für Ferrats Ideen erwärmen können. Ob sich daran etwas ändert, wird sich zeigen.