Städte sorgen mit Notfallkliniken in Corona-Krise vor

dpa/lsw Stuttgart. Betten in Messe- und Sporthallen: In der Corona-Krise könnten auch Notfallkliniken zum Einsatz kommen. In manchen Städten und Landkreisen laufen schon die Vorbereitungen.

Städte sorgen mit Notfallkliniken in Corona-Krise vor

Bettgestelle, Stühle und Matratzen stehen in diversen Kabinen in einer der Messehallen in Ravensburg. Foto: Felix Kästle/dpa/Archivbild

Städte und Landkreise in Baden-Württemberg bereiten sich mit Notfallkliniken auf steigende Corona-Fallzahlen vor. In der Stuttgarter Messe etwa entsteht ein Notfallkrankenhaus mit 300 Betten, das binnen fünf Tagen einsatzbereit sein soll. „Die Betten stammen noch aus der Flüchtlingskrise und sind für Corona-Patienten mit leichteren Symptomen gedacht“, erklärte Peter Keck, zuständig für allgemeine Krisenangelegenheiten im Landratsamt Esslingen. Nach Personal wird noch gesucht. Keck betonte, die Plätze seien nur für den Notfall gedacht. Man wolle vorbereitet sein.

Auch in Friedrichshafen wird die Messe mit Betten zu einem Notfallkrankenhaus umfunktioniert. Dort seien bis zu 200 Plätze möglich, hieß es vom Landratsamt Bodensee. Auch dies sei nur der letzte Baustein einer Kette - Infrastruktur und Personal für eine solche Notklinik müssten erstmal beschafft werden. Die bessere Lösung sei deshalb, die Kapazitäten der Krankenhäuser zu erhöhen, indem man etwa unnötige Eingriffe verschiebt. „Ob es reicht, werden wir sehen“, sagte ein Sprecher.

Laut Sozialministerium könnte die Corona-Krise an Ostern auf einen Höhepunkt zusteuern. Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) rechnet mit einer Höchstzahl an Behandlungen. In Baden-Württemberg gibt es Behördenangaben zufolge 54 526 Krankenhausbetten, davon sind 3246 Intensivbetten. Insgesamt stehen 2800 Beatmungsplätze zur Verfügung, aufgeteilt auf 107 Standorte im Land.

Im Internet haben die Behörden im Südwesten mit dem „Resource-Board“ einen Überblick über die von Krankenhäusern gemeldeten Behandlungskapazitäten. Bundesweit werden freie Intensivbetten im Meldeportal DIVI erfasst. Von der Krankenhausgesellschaft in Baden-Württemberg (BWKG) kommt Kritik. „Leider müssen die baden-württembergischen Krankenhäuser aktuell zwei unterschiedliche Meldesysteme befüllen“, sagte BWKG-Hauptgeschäftsführer Matthias Einwag der „Heilbronner Stimme“ und dem „Mannheimer Morgen“ (Mittwoch). Der dringende Wunsch der Krankenhäuser sei, dass zwischen beiden Systemen eine Schnittstelle geschaffen werde, so dass die Krankenhäuser ihre Kapazitäten nur einmal eingeben müssten.

In den Kliniken Ostalb in Aalen, Ellwangen und Schwäbisch Gmünd etwa gibt es 900 Betten. Anfang der Woche waren noch rund 250 nicht belegt. Für den Fall, dass die Kapazitäten nicht ausreichen, gibt es auch in Aalen eine Art Notfallkrankenhaus für Corona-Patienten mit leichteren Symptomen. 96 Betten stehen aktuell in einer Sporthalle zur Verfügung - 125 könnten es einer Sprecherin des Ostalbkreises zufolge werden. Auch in Schwäbisch Gmünd soll so eine Einrichtung entstehen.

Angekoppelt an diese sogenannten ärztlichen Notfallzentren ist auch eine Fieberambulanz, die niedergelassene Ärzte entlassen soll. Die Hausärzte können Corona-Verdachtsfälle an die Einrichtung überweisen. Landesweit gibt es mehrere solcher Ambulanzen.

Für den Landkreis Böblingen ist eine sogenannte Low-Care-Klinik voraussichtlich im Messestandort Sindelfingen in Abstimmung, wie es vom Klinikverbund Südwest hieß. Dort sollen Nicht-Corona-Patienten betreut werden, Covid-19-Erkrankte sollen weiterhin in Akutkliniken.

Um Krankenhäuser zu entlasten, dürfen laut einer neuen Verfügung der Landesregierung auch Reha-Kliniken umfunktioniert werden. Die Stadt Freiburg und der angrenzende Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald haben fünf bis sechs Reha-Kliniken ausgemacht, die als Behelfskrankenhäuser dienen könnten. Sie stehen zur Verfügung, mussten bislang aber nicht genutzt werden.

Auch geschlossene Krankenhäuser kommen im Kampf gegen Corona zum Einsatz. In Künzelsau im Hohenlohekreis etwa wurde am vergangenen Montag aus einer ehemaligen Klinik eine Isolierstation für Menschen, die zu Hause keine Möglichkeit haben, sich in Quarantäne zu begeben. „Etwa weil ein pflegebedürftiger Angehöriger im Haushalt lebt“, sagte Sascha Sprenger vom zuständigen Landratsamt. 50 Zimmer stünden zur Verfügung, eine Patientin sei bisher auf der Station in Quarantäne.