Städtetag: Verwaltungsfachleute sollen Schulleiter entlasten

dpa/lsw Stuttgart. Schulleiter ächzen unter immer neuen Anforderungen. Da könnten Schulverwaltungsassisteten eine große Hilfe sein. Dem Städtetag geht der Ausbau dieser Einrichtung viel zu langsam.

Städtetag: Verwaltungsfachleute sollen Schulleiter entlasten

Ein Schild mit der Aufschrift „Sekretariat Rektorat“ hängt an einer Wand. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild

Der Einsatz von Schulverwaltungssassistenten zur Entlastung von Schulleitern muss aus Sicht des Städtetags wieder belebt werden. Solche Verwaltungsfachleute könnten die durch immer neue Aufgaben geforderten Schulleiter unterstützen und so den anstrengenden Job für Interessenten attraktiver machen, sagte der Bildungsdezernent des Verbandes, Norbert Brugger, der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. „Jahre nach dem Start eines Schulversuchs sollten wir uns nochmals die Vorteile dieser Einrichtung vor Augen führen und mit der Landesregierung ein langfristiges Konzept erarbeiten.“ Darin müsse auch die Finanzierung geregelt werden. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) hält die Assistenz für sinnvoll, verweist aber auf die Zuständigkeit der Kommunen.

Der Versuch ist im Schuljahr 2006/07 mit 13 Schulen gestartet; aktuell nehmen noch elf teil, darunter sieben berufliche Schulen. Im grün-schwarzen Koalitionsvertrag ist von einer Weiterentwicklung des Modells zugunsten der Schulleiter die Rede. Derzeit sind 212 Schulleiterstellen im Land ausgeschrieben.

Beim Kultusministerium stößt der Städtetag prinzipiell auf offene Ohren. „Der Schulversuch zum Einsatz von Schulverwaltungsassistenzen hat sich aus unserer Sicht ebenfalls absolut bewährt“, sagte Ressortchefin Eisenmann. Mittelfristig sehe ihr Konzept zur Stärkung der Schulleitungen einen Ausbau dieser Unterstützung vor. Sie wolle Einvernehmlichkeit mit der kommunalen Seite auch in der Frage der Finanzierung. Die Assistenten fielen aber als nicht-pädagogisches Personal ausschließlich in die Verantwortung der kommunalen Schulträger. Leistungen des Landes seien freiwillig.

Der Städtetag will die Unterstützung nicht nur wie das Kultusministerium auf die großen Schulen ab 1000 Schülern oder 70 Lehrern begrenzt wissen. Das wären meist Gymnasien oder Berufliche Schulen. Bei 400 Schulen würden die Kriterien erfüllt. Bedarf bestehe aber auch in den restlichen 4000 Schulen, betonte Brugger vom Städtetag. Dort könnte es Gemeinschaftslösungen geben mit der Zuständigkeit eines Assistenten für mehrere Schulen. „Das hat sich bei Schulsozialarbeitern und IT-Spezialisten bereits bewährt“, sagte Brugger.

Überdies möchte der Kommunalverband die Arbeit des Verwaltungsassistenten finanziell aufwerten. Derzeit sei er sieben Besoldungsstufen unter dem Schulleiter angesiedelt. Der Städtetag hatte früher auch eine Doppelspitze aus pädagogischem und betriebswirtschaftlichem Leiter favorisiert. „Denn eine Schule gleicht in Vielem einem Unternehmen“, meinte Brugger. Ein Delegieren von Aufgaben in diesem Umfang sei angesichts der verhaltenen Reaktion der Schulleiter aber nicht durchzusetzen gewesen.

Aufgaben der Helfer sind das Verwalten von Liegenschaften, Material, Ausstattung und Vermögen der Schule sowie der Einsatz nicht lehrender Mitarbeiter wie Hausmeister und Sekretärinnen. Insgesamt haben sie auf die Wirtschaftlichkeit der Schule zu achten. Bislang hätten die Schulen ihren Kostenanteil über das Einsparen von Unterrichtsstunden erbracht, erläuterte Brugger. Deshalb sei das Interesse an dem Projekt auch gering gewesen. Künftig müssten das Land und die Kommunen zu einer ausgewogeneren Finanzierung kommen. Brugger resümierte: „Das Lamento des Kultusministeriums über die schwierige Suche nach Schulleitern passt nicht zu der Zurückhaltung bei den Schulverwaltungsassistenten.“

Ministerin Eisenmann möchte nun mit Vertretern der kommunalen Landesverbände und der Schulleitungen sprechen, um sich auf Leitlinien für eine sinnvolle Personalausstattung der Schulen zu verständigen.

Der schulpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Gerhard Kleinböck, sieht Potenzial im Ausbau der Schulverwaltungsassistenz. „Eine Aufteilung kann sinnvoll sein, wenn ein Standort nicht genug Ressourcen und Arbeit für eine eigene Verwaltungskraft in Vollzeit, aber in Teilzeit hat. Was nicht passieren darf, ist, dass, wie bei Grün-Schwarz derzeit, nur große Schulen berücksichtigt werden und kleine aus dem Blick geraten.“

Kleinböck schlug multiprofessionelle Teams vor. Realisiert werden sollten diese über Budgets für die Schulleitungen, die sich damit je nach Bedarf ihrer Schülerinnen und Schüler das beste Team zusammenstellen können. „Die Entscheidung, ob zum Beispiel eine IT-Administration, ein Physiotherapeut oder eine Verwaltungsfachkraft benötigt wird, könnte dann flexibel und passgenau vor Ort getroffen werden.“