Starker Gebührensprung beim Girokonto

Die BW-Bank ändert ihr Girokonten-Angebot –Für viele Kunden wird es deutlich teurer

Verbraucherpreise - Die Welle an Gebührenerhöhungen beim Girokonto ist noch nicht vorbei. Dieser Tage bekommen Kunden der BW-Bank Post von ihrem Geldhaus. Bei der Verbraucherzentrale sind bereits Beschwerden eingegangen. Sabine Marquard

Stuttgart Die Kunden der BW-Bank werden demnächst per Post auf „Änderungen im Preis- und Leistungsverzeichnis ab 1. April 2019“ hingewiesen. Was so unaufgeregt klingt, löst bei etlichen Kunden großen Unmut aus. Denn obgleich es die erste Preiserhöhung seit fünf Jahren ist, fällt sie je nach Kontomodell ziemlich happig aus.

Auf den ersten Blick ist das nicht sofort zu erkennen. Eine 50-jährige Kundin aus Filderstadt, die fast alle Bankgeschäfte online erledigt, war sehr erstaunt, was sie für ihr BW-extend-online-Konto künftig zahlen muss. „Das herauszufinden hat mich eine Stunde gekostet“, sagt sie noch immer verärgert. Bislang fällt für dieses Online-Konto eine Grundgebühr von 3,50 Euro im Monat an. Darin enthalten waren eine Girokarte, alle Buchungsposten bis auf wenige Ausnahmen und Extras wie Preisnachlässe bei Reisen und kulturellen Veranstaltungen. Von April an entfällt die monatliche Grundgebühr, dafür fallen für die einzelnen Buchungsposten unterschiedliche Gebühren an. So kostet es jedes Mal 19 Cent, wenn mit der Girokarte bezahlt wird oder eine Gutschrift für eine Überweisung erfolgt.

Die Überweisung des Gehalts oder der Rente bleibt kostenlos. Wer so ein Online-Konto hat und Bargeld am Schalter einzahlt, muss künftig dafür 2,50 Euro berappen. Und wer doch einmal eine Überweisung auf Papier abgibt, zahlt nicht mehr 1,50 Euro wie bisher, sondern 2,50 Euro. Die Girokarte, die bisher kostenlos war, wird in diesem Kontomodell jährlich mit neun Euro berechnet. „Die Preisanpassungen sind Teil der neuen Girokontenstrategie der BW-Bank“, teilt ein Sprecher des Instituts auf Anfrage mit. Die Kontomodelle für Privatkunden seien „konsequent am Bedarf und am Nutzungsverhalten“ der Kunden ausgerichtet. Zudem habe die Bank in den letzten Jahren massiv in die Sicherheit im Zahlungsverkehr, in digitale Angebote wie Google-Pay oder kontaktloses Bezahlen und in Schnelligkeit investiert. Auch habe sie zahlreiche gesetzliche und regulatorische Anforderungen umgesetzt.

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Für die Kundin aus Filderstadt, die bisher für ihr Online-Konto 3,50 Euro im Monat und damit 42 Euro im Jahr bezahlt hat – inklusive Girokarte –, wird es deutlich teurer. Sie hat im Schnitt zwei Dutzend Buchungen im Monat für Gutschrift-Überweisungen, Lastschriften und Kartenzahlungen. Das macht 4,56 Euro im Monat oder 54,72 Euro im Jahr. Die Girokarte wird künftig extra berechnet, damit erhöht sich der Preis pro Jahr auf 63,72. Das sind gut 50 Prozent mehr im Jahr als bisher.

Empört ist auch ein Ehepaar aus Stuttgart, das sein Haus über die BW-Bank finanziert und dort zwei Girokonten hat, jeweils ein BW extend classic. Dieses Konto bietet die Leistungen zum Pauschalpreis inklusive Kreditkarte von bisher 6,90 Euro im Monat. Künftig kostet dies zwei Euro mehr, im Jahr steigt somit der Preis von 82,80 Euro auf 106,80 Euro – ein Plus von rund 29 Prozent. Dafür gibt es mehr Extras, so steigt etwa die Vergünstigung beim Reiseservice, und zum Paket gehört ein Frühwarnsystem gegen Identitätsdiebstahl.

Bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg sind mehrere Beschwerden von BW-Bank-Kunden angekommen. Online-Kunden empfiehlt Finanzexperte Niels Nauhauser, besser öfter bar zu bezahlen, denn wenn mit der Girokarte häufig der Einkauf oder das VVS-Ticket bezahlt werde, könne es richtig teuer werden.

Für Kunden sei es nicht einfach, die Gebühren für das Girokonto unterschiedlicher Banken zu vergleichen, sagt Nauhauser. Vor allem, wenn Zusatzleistungen im Preis enthalten sind. „Wenn ein Anbieter mit günstigen Preisen nicht punkten kann, differenziert er sich durch Zusatzleistungen“, sagt Nauhauser. Jeder Kunde müsse selbst bewerten, ob er das Angebot braucht.

Zum 1. April startet die BW-Bank mit einem neuen Kontomodell – mit Pauschalpreis, aber ohne Extras – BW smart. Grundgebühr im Monat 6,90 Euro, alle Buchungen und die Girokarte inklusive.

Schon seit November sollte es für Verbraucher einfacher sein, Angebote von Banken zu vergleichen. Doch anerkannt objektive Vergleichsseiten fehlen bis jetzt. „Die Zertifizierung von Vergleichswebseiten nach dem Zahlungskontengesetz sollte schnellstmöglich erfolgen können, hier muss Bundesministerin Barley Druck machen“, sagt der baden-württembergische Verbraucherminister Peter Hauk (CDU). Nichtsdestotrotz sollten Verbraucherinnen und Verbraucher schon jetzt ihre Möglichkeit zum Kontowechsel nutzen. Wechselwillige können sich „Informationen zu Girokonto-Entgelten auf der Internetseite der Bank ihrer Wahl einholen oder sich zum Beispiel mithilfe der Tests von Stiftung Warentest informieren“.

Die Bank verweist auf strengere Regularien und mehr Sicherheit