Startschuss für schnelles Internet

Mit dem Spatenstich in Großerlach wird der Auftakt eines großen, interkommunalen Projekts zum Breitbandausbau gefeiert. Auch in Murrhardt, Althütte und Sulzbach an der Murr werden in den kommenden zwei Jahren Glasfaserkabel bis in die Teilorte verlegt.

Startschuss für schnelles Internet

Nach gut vierjähriger Vorbereitung haben die Verantwortlichen des Netzausbaus in Großerlach, Althütte, Murrhardt und Sulzbach an der Murr nun endlich mit einem Spatenstich die Arbeiten einläuten können. Foto: S. Bossow

Von Lorena Greppo

Rems-Murr. 132 Kilometer Tiefbauarbeiten, 1000 Kilometer Glasfaserkabel, 3000 zu erreichende Adressen und etwa 4400 Anschlüsse in vier Kommunen, darunter 14 Schulen und über 570 Unternehmensstandorte – das Projekt in Sachen Breitbandausbau, welches nun in Großerlach an den Start gegangen ist, kann eindrucksvolle Zahlen aufweisen. „Es ist unser größtes Förderprojekt in der Gigabit-Region Stuttgart – mit Abstand“, erklärte Sabine Wittlinger, Partnermanagerin bei der Deutschen Telekom, beim Spatenstich an der Gemeindehalle. Die Stadt Murrhardt und die Gemeinden Großerlach, Althütte und Sulzbach an der Murr hatten 2017 eine interkommunale Kooperation vereinbart, um den Breitbandausbau als gemeinsames Projekt anzugehen. Denn in den ländlichen Gebieten seien die Teilorte unterversorgt, was schnelles Internet angeht, hob Murrhardts Bürgermeister Armin Mößner hervor. Allein in seiner Stadt betreffe dies 76 Teilorte. Da müsse sich etwas tun. „Durch die Coronapandemie hat sich der deutliche Nachholbedarf noch einmal besonders gezeigt.“

Dass es etwa vier Jahre gedauert hat, bis die Arbeiten losgehen, hat einen guten Grund: Das 25,6 Millionen Euro teure Projekt wird zu 90 Prozent von Bund und Land gefördert. Das benötigt einige Vorbereitungen. Hinzu kommt, dass sich zwischenzeitlich die Förderrichtlinien verändert hatten. Statt FTTC (fibre to the curb), also eine Verlegung bis zum Knotenpunkt, wurde auf FTTB (fibre to the building), also eine Verlegung bis zu den einzelnen Gebäuden, umgestellt. „Damit hat man aufs richtige Pferd gesetzt, auch wenn es damit länger gedauert hat“, betonte Mößner.

Gleich am ersten Tag der Arbeiten wurde eine Schmutzwasserleitung angegraben

Eine Förderung sei deshalb benötigt worden, weil das Projekt sonst für die Telekom nicht annähernd wirtschaftlich gewesen wäre. „Die Teilorte haben zum Teil zehn Häuser, von denen wollen zwei einen Anschluss und dafür muss man vier Kilometer Kabel verlegen“, erklärte Mößner. „Das amortisiert sich in 300 Jahren nicht.“ Genauer gesagt betrage die Wirtschaftlichkeitslücke bei dem Infrastrukturprojekt 23,34 Millionen Euro. Insofern sei er sehr dankbar für den Zuschlag. Mit dem Baustart in Großerlach gehe ein „schon lange gehegter Traum in Erfüllung“.

Auch Großerlachs Bürgermeister Christoph Jäger sprach von einem vorgezogenen Weihnachtsgeschenk. Die ersten 2,5 Kilometer in Richtung Liemersbach seien bereits verlegt, gleich am ersten Tag sei dabei ein Unfall passiert: Eine Schmutzwasserleitung wurde angegraben. Das liege daran, dass die Kabel in 1,20 Meter Tiefe verlegt werden statt in den üblichen 0,6 Metern, erklärte Wittlinger. In einer ländlichen Region müsse man nämlich auch auf die Landwirtschaft Rücksicht nehmen, da seien 60 Zentimeter nicht ausreichend. „Nach eingehender Geruchsprobe“ sei die Schmutzwasserleitung aber sofort wieder geflickt worden, berichtete Jäger zur Erheiterung der Anwesenden. Mößner kommentierte dies als „gutes Einlernen“, sodass alles klappe, wenn die Arbeiten erst einmal Murrhardt erreichten.

Das Projekt wurde in fünf Ausbaugebiete aufgeteilt. Begonnen wurde im Hauptort Großerlach, angeschlossen werden zudem Gebäude in den Ortsteilen Altfürstenhütte, Böhringsweiler, Hals, Hohenbrach, Kuhnweiler, Liemersbach, Schöntalhöfle, Schöntalsägmühle und Wiedhof. Die Tiefbauarbeiten in vier weiteren Bauabschnitten in Murrhardt, Althütte und Sulzbach an der Murr werden im Laufe der Jahre 2022 und 2023 folgen. Im vierten Quartal des Jahres 2023 solle der Netzausbau vollständig abgeschlossen sein, so Wittlinger – sofern nichts schiefgeht. Dann sollen also alle weißen Flecken auf der Karte mit einer Bandbreite von weniger als 30 Mbit pro Sekunde verschwinden. Davon gebe es in der Region Stuttgart nicht mehr allzu viele, erklärte die Partnermanagerin der Deutschen Telekom. Der Versorgungsgrad sei recht hoch. Nur im ländlicheren Raum sei das noch nicht ganz so gut, weswegen das Projekt auch gefördert werde.

Dass die Arbeiten nicht ohne sind, sehe man deutlich, hob auch Tim Brauckmüller, Geschäftsführer der projektbegleitenden Atene Kom GmbH aus Berlin, hervor. „Die topografischen Hürden sind sichtbar.“ Bundesweit würden aktuell etwa 9,1 Milliarden Euro in den Breitbandausbau gesteckt. Er lobte den Mut der beteiligten Bürgermeister, eine Kooperation einzugehen und in die zukunftsfähige Technologie zu investieren. Denn schnelles Internet sei weit mehr als nur schnelles Surfen. Es bedeute gesellschaftliche Teilhabe sowie gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und Land.