Statt in die Klasse geht’s zum Wurmhotel

Lehrer an drei Schulen für Nachhaltigkeit ausgezeichnet

Von Caroline Becker

Berlin/StuttgartBiologie und Geografie im Schulgarten und draußen in der Natur – die Stiftung Kinderland Baden-Württemberg hat in Berlin Lehrkräfte dreier Schulen ausgezeichnet, die sich für Nachhaltigkeit eingesetzt haben. Für ihr „vorbildliches Engagement“ erhielten die Preisträger der Elly-Heuss-Knapp-Gemeinschaftsschule Heilbronn, der Hermann-Brommer-Schule Merdingen und des Gymnasiums des Englischen Instituts Heidelberg jeweils 25 000 Euro. „Wir müssen schon bei den Kleinsten beginnen, sie für nachhaltiges Denken und Handeln zu begeistern“, sagte der Geschäftsführer der Baden-Württemberg-Stiftung, Christoph Dahl: „Die Gestaltung einer verantwortungsvollen Zukunft ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“. Die Lehrerinnen und Lehrer hätten eindrücklich gezeigt, mit wie viel Engagement und Kreativität nachhaltige Bildungserlebnisse geschaffen werden können.

An der Hermann-Brommer-Schule in Merdingen gibt es eine Vielzahl von Projekten, die den achtsamen Umgang mit Ressourcen fördern sollen. Seit einigen Monaten kümmern sich die Kinder dort um die gut 600 Bewohner ihres „Wurmhotels“ und füttern sie regelmäßig mit Kompostabfällen. Der so entstehende Humus wird als Dünger im Schulgarten verteilt. „Die Kinder setzen sich intensiv und forschend mit diesen kleinen Lebewesen auseinander und erkennen ihren großen Nutzen für unseren Garten“, erklärt Schulleiterin Alexandra Mangold. Mit dem Projekt „Rettet die Bienen – ohne sie geht es nicht“ lernten Schüler mehr über die bedrohten Tiere und ihre Aufgaben im Ökosystem.

Die Heilbronner Lehrerin Rebecca Immel wurde ebenfalls für ihr Engagement ausgezeichnet. Sie initiierte an ihrer Schule von einem Schulgarten bis zu Pfandflaschensammelaktionen für einen guten Zweck viele nachhaltige Projekte. Als nächstes steht die Umgestaltung des Schulwalds zu einem neuen Naherholungsgebiet für die Kinder an. Es soll insektenfreundliche Hochbeete und Sitzmöglichkeiten geben.

Vor sechs Jahren begannen Uta Gade und Jakob von Au in Heidelberg mit der Unterrichtsmethode „Outdoor-Education“. Inzwischen verbringen alle Fünftklässler ganzjährig einen Tag in der Woche außerhalb des Klassenzimmers und lernen Biologie und Geografie in der freien Natur, also dort, wo die Themen erlebbar sind. „Wir versuchen, den Kindern Wissen über Zusammenhänge in der Natur zu vermitteln und dies mit Erlebnissen und konkreten Erfahrungen zu verknüpfen. Kognition mit Emotion zu verbinden, ist mir wichtig“, erklärt Gade. Die Kinder erstellen beispielsweise selbst Karten mit Höhenlinien oder entdecken heimische Baumarten. „Der Preis ist für uns eine Stärkung und Ermunterung, diesen Weg weiter zu beschreiten und auch die Idee in andere Schulen zu tragen“, so Schulleiter Andree Körber. „Der Preis zeigt, dass Innovation nicht unbemerkt bleibt.“