Steffis „Mission 300“ ist geglückt

Die Feuerwehrfrau hat mit voller Montur in fünf Tagen mehr als 300 Kilometer im Rems-Murr-Kreis zu Fuß zurückgelegt

301,7 Kilometer in fünf Tagen und das mit 20 Kilogramm schwerer Feuerwehrmontur: Selbst Extremsport-Kollegen meinten im Vorfeld zu ihr, das sei nicht zu schaffen. Doch Steffi Saul hat sich bei ihrem Spendenlauf für krebskranke Kinder erneut selbst übertroffen. Am Tag danach wirkt sie tiefenentspannt und alles andere als schlapp.

Steffis „Mission 300“ ist geglückt

Vor dem Rathaus in Welzheim haben Feuerwehrkollegen Steffi Saul nach ihrem 300-Kilometer-Lauf einen Empfang bereitet.Fotos: M. Ellwanger

Von Mathias Ellwanger

WELZHEIM. „Überraschend gut“ fühlt sich die 35-Jährige nach dem Lauf ihres Lebens. Dass sie mehr als sieben Marathonstrecken in den Beinen hat, sieht man ihr nicht an. Nur ihre Füße, die im Laufe der Tage um einige Schuhgrößen angewachsen sind, künden von den Qualen, die die zweifache Mutter hinter sich gebracht hat.

Wobei: Von Qualen spricht die Feuerwehrfrau mit keinem Wort. Die körperliche Belastung, die sich bereits nach kurzer Zeit in Form von Blasen bemerkbar gemacht hat? „Das spielt weniger eine Rolle“, sagt sie. Die Herausforderung sei eher eine mentale gewesen. Aber sie kennt ihre Grenzen und denkt positiv: „Man muss sich eben bewusst sein, dass es schlechte Phasen gibt, und die dann durchstehen“. Was ihr dabei stets helfe, sei ein wenig Schlaf im sie begleitenden Transporter. Mehr als zwei Stunden am Stück hat Steffi Saul während des Laufes aber nie gehabt. Sie ist stattdessen auch nachts die Strecke mit einer Stirnlampe am Helm gelaufen. Immer vor Augen das große Ziel: 300 Kilometer zu schaffen, und damit Spenden für an Blutkrebs erkrankte Kinder zu sammeln – ihre „Mission 300“.

Es ist nicht der erste Spendenlauf, den die Extremsportlerin absolviert. 2013 lief sie mitten im Winter zugunsten der Krebsstation des Olgäle den 250 Kilometer langen Remstal-Höhenweg, vergangenes Jahr erlief sie den Weltrekord im Rennen in Feuerwehrausrüstung mit 150 Kilometern in 39 Stunden auch damals verbunden mit einer Spendenaktion für krebskranke Kinder.

Das Handy gibt gleich am
ersten Tag den Geist auf

Mit der nun absolvierten Mammutstrecke hat sie sich aber noch einmal selbst übertroffen. Dabei war der Start am vorigen Sonntag alles andere als geschmeidig. Kurz nach acht Uhr morgens lief sie bei Regen, später Schnee und Matsch von Welzheim Richtung Norden und musste schnell feststellen, dass die ursprünglich geplante Route kaum zu schaffen ist. Die am Computer mithilfe eines Wanderprogramms erstellte Strecke führte sie durch unwegsames, teils gefährliches Gelände mitten durch den Wald und oft ziemlich steil bergauf.

Außerdem lief ihre Uniform (die sie bis zuletzt übrigens nicht wechselte) voll mit Wasser, ihr Handy gab deshalb gleich am ersten Tag den Geist auf. Saul und ihr Team mussten improvisieren. Vor allem ihr Freund Philipp Kuhn hatte viel zu tun, um die vielen Unterstützer aus Familie, Feuerwehr und Freundschaftskreis neu zu organisieren. Doch Steffi Saul ließ sich davon nicht beirren, betrachtete diesen Rückschlag vielmehr als Herausforderung und, ja, auch als Abhärtung.

Auf der gesamten Strecke begleitet wurde sie von dem kostümierten Dresdner Medi-Clown Ingolf Löhne, der wie sie Ultramarathonläufer ist. Immer wieder haben sich auch Läufer angeschlossen. Und nicht selten sorgten der Clown und die Feuerwehrfrau für Irritationen bei der nichts ahnenden Bevölkerung. Oft sind die beiden dann angesprochen worden und konnten so über die Aktion aufklären.

Gelaufen ist die Feuerwehrfrau von Welzheim über Murrhardt und Großerlach nach Rosengarten, Gaildorf, Aalen, durch das Remstal bis Remseck und über Ludwigsburg, Marbach und das Murrtal wieder zurück. Die letzten Kilometer gerieten ihr dabei zum Triumphzug. In Althütte schlossen sich zahlreiche Feuerwehrleute an und ab dem Ebnisee wuchs die Zahl der Läufer stetig an. Am Kirchplatz erwartete sie die Welzheimer Feuerwehr, wo sie um halb drei glücklich und auch ein wenig von der eigenen Leistung berauscht empfangen wurde.

In den nächsten Tagen wird Steffi Saul erst einmal die Füße, die von Schuhgröße 39 auf 45 anwuchsen, entspannen. Doch bald schon will sie wieder laufen. 50 bis 100 Kilometer pro Woche, Minimum.

Steffis „Mission 300“ ist geglückt

Glücklich und gar nicht mal so schlapp war Steffi Saul bei ihrer Ankunft.