Mirjam Rienth, Olga Tseros und Nadieka Fegert (von rechts) übergeben die Preise der Tombola. Wie alles bei der Steinbacher Fleckaweihnacht stammen diese aus Sachspenden – der Erlös des gesamten Weihnachtsmarkts geht an das Kinderhospiz. Foto: privat
Backnang. Bunte Lichterketten und stimmungsvolle Kirchenbeleuchtung, weihnachtliche Klänge und der Duft von Glühwein: Wenn in Steinbach am Samstag vor dem dritten Advent die Fleckaweihnacht ansteht, riecht es nicht nur nach einem ganz gewöhnlichen kleinen Weihnachtsmarkt, auf den ersten Blick sieht es auch ganz danach aus. Stände örtlicher Vereine verkaufen Essen und Trinken, ein Weihnachtsmann verteilt kleine Geschenke an die Kinder, Bilderbuchkino und Eisenbahnausstellung bilden ein buntes Rahmenprogramm. Wirft man allerdings einen Blick hinter die Kulissen, zeigt sich schnell: Gewöhnlich ist hier gar nichts. Denn die Veranstaltung könnte kaum weiter von einem kommerziellen Markt entfernt sein: Alle Beteiligten – ob in den Ständen oder beim Programm – helfen ehrenamtlich und alle Einnahmen werden gespendet.
Und das Ergebnis kann sich sehen lassen: 2024 konnten die Steinbacher 11500 Euro an das Kinderhospiz Pusteblume übergeben – und das mit nur einem Markttag. „Schon an der Summe merkt man, dass wirklich alle ehrlich sind und alle ihre Einnahmen spenden“, ist sich Nadieka Fegert sicher. Sie ist neben Mirjam Rienth und Olga Tseros eine von drei Organisatorinnen der Fleckaweihnacht. „Darauf sind wir sehr stolz“, sagt Mirjam Rienth.
Obwohl es noch einige Monate bis Weihnachten sind, beginnen die Frauen schon bald mit der Vorbereitung. Denn damit der Markt in dieser Form möglich ist, muss einiges an Vorarbeit geleistet werden. „Wir gehen jetzt schon auf Partner und Firmen zu“, sagt Rienth. Denn fast alles, was am Markt angeboten wird, kommt von Firmenspenden: Einerseits geht es um Preise für eine Tombola. Rund 60 Firmen aus der Region haben dafür im vergangenen Jahr Sachpreise gespendet, von kleineren Dingen wie Gutscheinen bis hin zu Gegenständen im Wert von mehr als 200 Euro. „Insgesamt hatte unsere Tombola einen Wert von rund 3000 Euro“, sagt Nadieka Fegert. Aber auch kleine Geschenke wie Kreide oder Spielsachen für die Kinder, die von einem Weihnachtsmann an dem Nachmittag verteilt werden, werden dem Organisationsteam umsonst überlassen. Selbst ein Großteil der Lebensmittel wird für den Markt gespendet und dann an die Stände verteilt, von Glühwein und Punsch bis zu Steak und Pommes. „Sogar Ketchup, Senf, Servietten und Ähnliches bekommen wir“, sagt Mirjam Rienth. Und Olga Tseros ergänzt: „Über die Jahre haben wir uns gute Kooperationspartner aufgebaut.“
Für die Standbetreiber bedeutet das aber auch, dass sie sich erst wenige Tage vor dem Markt überlegen können, was sie aus den gespendeten Lebensmitteln überhaupt zaubern wollen. Flammkuchen, Schaschlik, Waffeln, Maultaschen – alles ist dabei. „Einmal haben wir sehr viele Schupfnudeln gespendet bekommen. Ein Teil wurde dann spontan frittiert, das war richtig lecker“, berichtet Olga Tseros von einer etwas außergewöhnlichen Kreation. Auch das bunte Programm rund um den Markt wird komplett umsonst von Ehrenamtlichen bestritten: von Kinderschminken, Eisenbahnausstellung, Krippenspiel und Gottesdienst bis hin zu allen Auftritten, die ohne Gage stattfinden, ob Liederkranz, Schulchor, Luftballonkünstler oder Band. Die kleine Bühne, eine stimmungsvolle Beleuchtung und professionelle Bühnentechnik werden kostenlos zur Verfügung gestellt, Stromkosten übernimmt der Verein CJE.
Ein Treffpunkt für das ganze Dorf
Die Fleckaweihnacht hat nun bereits zwölfmal stattgefunden. Auf die Idee kamen Michaela Maier, Katja Massa und Heide Michels bei einem Abend in der Krone in Steinbach. „Thema war, dass es zu wenige Veranstaltungen in Steinbach gibt“, erklärt Fegert. Von Anfang an habe aber der soziale Gedanke im Mittelpunkt gestanden. Mittlerweile gibt es 16 Stände, die Nachfrage wird jedes Jahr größer. Rund 800 Besucherinnen und Besucher seien im vergangenen Jahr da gewesen, von kleinen Kindern bis zu Senioren, so Fegert. „Wir haben es geschafft, dass alle Altersgruppen und jegliche Bereiche der Dorfgemeinschaft zusammenkommen: Feuerwehr, Kirche, Liederkranz, Privatpersonen, Kindergarten, Sportverein und viele mehr, um gemeinsam etwas Gutes zu schaffen: einen Weihnachtsmarkt, bei dem man seine Dorfgemeinschaft trifft und damit einen guten Zweck unterstützt.“ Gerade ältere Menschen freuen sich, den geselligen Tag mit den anderen Dorfbewohnern zu verbringen, aber auch frühere Steinbacher nutzen den Anlass, um sich mit alten Bekannten mal wieder zu treffen, berichten die drei Organisatorinnen.
Sollten sie den Bürgerpreis gewinnen, würden die Organisatorinnen den Großteil des Geldes tatsächlich gerne in den Spendentopf für das Kinderhospiz werfen. „Es wäre aber auch gut, einen kleinen Puffer zu haben, wenn wir mal eine neue Lichterkette oder Ähnliches brauchen“, sagt Fegert. Auch würden sie gerne beim Organisationstreffen mit allen ehrenamtlichen Helfern mal die Getränke zahlen können, quasi als kleines Dankeschön für den Einsatz. „Und wir hätten schon lange gerne ein Banner, mir dem wir jedes Jahr dann auf den Weihnachtsmarkt hinweisen können“, überlegt Fegert weiter. Weitere Infos und einen kleinen Einblick gibt es auf dem Instagram-Kanal @fleckaweihnacht.