Stier-Sammlung: Fasziniert von der unbändigen Kraft der Tiere

Sammellust (18 und Schluss) Karlheinz Wiesheu aus Burgstetten hat von seinen zahlreichen Geschäftsreisen Stierfiguren aus aller Herren Länder mitgebracht. Ein Kraftpaket aus der Marbacher Galerie Wendelinskapelle brachte den Stein ins Rollen.

Stier-Sammlung: Fasziniert von der unbändigen Kraft der Tiere

Karlheinz Wiesheu vor einem Regal mit lauter tierischen Individuen. In der Hand hält er eine Plastik aus China. Fotos: Ingrid Knack

Von Ingrid Knack

Burgstetten. Die Sammelleidenschaft von Karlheinz Wiesheu nahm vor rund 20 Jahren bei einer Kunstausstellung in der Marbacher Galerie Wendelinskapelle ihren Anfang. Dort entdeckte Wiesheu eine Stierfigur, die eine unbändige Kraft ausstrahlt. Diese und rund 150 weitere Stierkleinplastiken haben mittlerweile bei den Wiesheus in Burgstetten ein neues Zuhause gefunden.

„Ich bin beruflich viel auf der ganzen Welt unterwegs gewesen. Dabei war ich auch immer auf der Suche nach interessanten Exemplaren für meine Sammlung“, sagt Wiesheu, der 1973 zusammen mit seiner Frau Marga in Burgstetten die Wiesheu GmbH gegründet hatte. Die Firma, die später in Affalterbach ansässig war, mittlerweile an einen österreichischen Investor verkauft wurde und nun in Großbottwar zu finden ist, hatte sich schnell zum Marktführer von Industriebacköfen entwickelt. Marga Wiesheu ist heute Vorsitzende der Wiesheu-Stiftung, die sich insbesondere für die Nachwuchsförderung im Bereich Lebensmitteltechnologie einsetzt. Sie steht ganz und gar hinter dem Hobby ihres Mannes und hat so manche Stierreisegeschichte hautnah miterlebt.

Unter den vielen stolzen Tieren gibt es auch zwei schwarze Schafe

Unter all den Kraftpaketen aus Blech, Stein, Stahl und vielen anderen Materialien gibt es auch das sprichwörtliche schwarze Schaf – und zwar in Form eines Wasserbüffels. Dieser ist übersät mit kleinen Perlen. „Den haben wir aus Afrika mitgebracht“, verrät Marga Wiesheu. Damit er nicht ganz alleine auf weiter Stierflur ist, haben die Wiesheus ihm ein zweites schwarzes (Büffel-)Schaf zur Seite gestellt. Dies zeigt schon: Mit tierischem Ernst wird hier nicht gesammelt. Vom Nippes bis hin zur Bronze- oder Stahlskulptur ist alles dabei, was dazu taugt, einem ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern und sich von den vor Kraft strotzenden tierischen Individuen beeindrucken zu lassen. Dabei ist so ziemlich egal, aus welchem Stall sie kommen.

Karlheinz Wiesheu, der übrigens Sternzeichen Stier ist, nimmt eine Figur aus hellem Stein aus einem Regal, die er bei Ebay gefunden hat. Für einen Euro. Die Fracht aus China hat ein Vielfaches, nämlich 49 Euro gekostet. Die meisten Figuren hat er aber etwa in Antiquariaten entdeckt und in seinem Reisegepäck aus China, Singapur, Amerika, Afrika und anderswoher mit nach Hause genommen. „Es ist gar nicht so einfach, sie zu finden“, sagt er. „Bei Elefanten ist es anders, die gibt es an jeder Ecke“, ergänzt Marga Wiesheu. Auch kennen die Wiesheus niemanden, der außer ihnen Stiere sammelt. Einen Austausch mit gleichgesinnten Sammlern gibt es also nicht.

Ägyptische Mythologie steckt hinter manchen Figuren

Während die meisten Figuren mit ihren vier Beinen fest auf dem Boden stehen, haben die Mitbringsel aus Ägypten bereits den aufrechten Gang erlernt. So lässt sich die goldene Maske der aus Kairo kommenden Spezies „Gott-Stier“ prächtig präsentieren. Ein anderes ägyptisches Einzelstück trägt eine Haube. Die Wiesheus erzählen von der Mythologie im alten Ägypten, in der von Stierkulten die Rede ist. Schon in frühen Darstellungen wurde eine Verbindung zwischen Gottheiten und Stieren hergestellt.

Und da sind die bunten Schönen. Die heißblütigen Spanier, die zum Beispiel Gaudiskulpturen nachempfunden sind. Buchstäblich majestätisch und ziemlich bunt kommt auch ein Prachtexemplar daher, das Karlheinz Wiesheu im Elsass gefunden hat. Zwischen den Hörnern balanciert es eine Krone auf dem Kopf. Und es stolziert auf verschieden gemusterten Beinen, wobei ein Zebra und eine gefleckte Kuh Pate gestanden haben. Last but not least durften zwei goldene Schuhe nicht fehlen. Hier führt der Weg wohl eher zum Schönheitswettbewerb denn zum Stierkampf. Für letzteren ist auf jeden Fall der Kampfrindkollege verantwortlich, der den rot-gelben Mantel des Toreros mit einem Horn aufgespießt hat.

Vor dem Haus steht eine 600 Kilogramm schwere Skulptur

Die Plastik „Europa mit dem Stier“ entführt dagegen in ganz andere Stierwelten. Der Sage nach war es bekanntlich Zeus, der sich in einen weißen Stier verwandelte, um Europa für sich zu gewinnen, und sie schließlich entführte.

Einen Platz vor dem Haus hat eine 600 Kilogramm schwere Stierskulptur, die ganz schön herumgekommen ist. Zuerst war sie ein Hingucker bei einer der Garten- und Lifestyleausstellungen „Home&Garden“ beim Schloss Monrepos, dann kam sie nach Burgstetten. Von dort aus machte sie zwischendurch mithilfe eines Krans und eines großen Transportfahrzeugs aber schon einmal einen Ausflug nach Poppenweiler zum Ochsenfest. Das in Stahl erstarrte Schwergewicht war auch dort eine Attraktion.

Abschluss der Serie

Bildergalerie Mit dieser Folge endet unsere Serie „Sammellust“. Alle porträtierten Sammlungen haben wir hier zusammengetragen.