Stockacher Briefmarke: Startgebot von 100 000 Euro

dpa/lsw Wiesbaden/Stockach. Für den Laien sieht die Briefmarke „Stockach-Provisorium“ erstmal ziemlich unspektakulär aus - aber das kleine Stückchen Papier soll bei einer Auktion Ende Juni mit einem Anfangsgebot von 100 000 Euro an den Start gehen. Ausgerichtet wird der Verkauf vom Briefmarkenauktionshaus Heinrich Köhler im hessischen Wiesbaden, versteigert wird eine Briefmarkensammlung des ehemaligen Tengelmann-Chefs Erivan Haub.

Stockacher Briefmarke: Startgebot von 100 000 Euro

Die versehentlich ungezähnte Briefmarke mit dem Namen „Stockach Provisorium“. Foto: Heinrich Köhler/Auktionshaus Köhler/dpa/Archivbild

Das „Stockach-Provisorium“ sei eines der Highlights der diesjährigen Auktion und habe mit 100 000 Euro auch den höchsten Startpreis, sagte ein Sprecher des Auktionshauses. Die Marke mit dem Motiv in blassem Rosa sei 1867 herausgegeben und ein Brief mit dem nun angebotenen Exemplar am 22. Januar 1868 nach Stockach gesendet worden.

Aber warum ist die Briefmarke so besonders? Sie stamme aus einem Bogen, der versehentlich ohne Zähnung an das Postamt in der Stadt im heutigen Kreis Konstanz ausgeliefert worden sei, sagte der Sprecher weiter. „Deshalb musste sie umständlich mit der Schere aus dem Schalterbogen geschnitten werden.“

Auch die Geschichte hinter dem Brief ist kurios: Ein Unternehmer aus Stockach hatte damals einen säumigen Zahler aus der Nähe von Freiburg ausfindig machen wollen. Seinem Antrag legte er einen vorfrankierten Umschlag bei, der etwas später aus Freiburg zurückgeschickt wurde. Ob sich der Aufwand für den Unternehmer gelohnt hat und er die Schulden dadurch eintreiben konnte, ist allerdings nicht bekannt. Heute gilt das „Stockach-Provisorium“ nach Angaben des Auktionshauses als eine der großen Raritäten der altdeutschen Philatelie.