Streit im Bus: Rassismus als Motiv?

Busfahrer in Erbstetten soll Fahrgast verprügelt haben – Staatsanwaltschaft ermittelt

Von Silke Latzel

BURGSTETTEN. Anfang Januar kommt es in einem Bus im Burgstettener Ortsteil Erbstetten zu einem Vorfall, der in der Bevölkerung und vor allem in den sozialen Medien hohe Wellen schlägt: Laut Angaben der Polizei rastet ein Busfahrer aus und verprügelt einen Fahrgast. Grund für den Streit zwischen den beiden soll eine Pizza gewesen sein, die der Fahrgast mit in den Bus nehmen wollte. Soweit der Polizei bekannt ist, wollte der Busfahrer ihn deswegen aus dem Bus verweisen, es kommt zu einem Streit und Handgreiflichkeiten. Der Fahrgast wird bei der Auseinandersetzung schwer verletzt und kommt ins Krankenhaus.

Ein Detail dieser Geschichte stellt sich für das „Bündnis Zusammen gegen Rechts Rems-Murr“ nun als sehr wichtig dar: Der Fahrgast ist nigerianischer Abstammung. Und daher ist es für das Bündnis nicht ausgeschlossen, dass dieser Zwischenfall auf rassistischen Motiven des Busfahrers beruht. In einem offenen Brief wenden sie sich an das Busunternehmen Friedrich Müller in Stuttgart, mit dessen Bus der Fahrer unterwegs war. Das Unternehmen solle Stellung zu dem Vorfall beziehen. Des Weiteren fordern sie, dass „der für die Attacke verantwortliche Täter unverzüglich aus dem Außendienst zu entfernen ist. Dieser Mann ist eine ernsthafte Gefahr für alle, die nicht in sein Weltbild passen.“ Zudem solle das Unternehmen beim Betroffenen schriftlich und öffentlich um Entschuldigung bitten. Auch fordert das Bündnis eine Positionierung gegen rassistische Diskriminierung und Gewalt.

„Wir werden alles dazu beitragen,

den Vorfall aufzuklären“

Rudolf Biehlmaier, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Aalen, kann einen rassistischen Hintergrund zu dieser Tat derzeit nicht bestätigen. „Das Motiv ist momentan unklar. Für Fremdenhass gibt es noch keine objektiven Belege, das sind Vermutungen, über die wir nicht urteilen können.“ Die Ermittlungen seien allerdings auch noch nicht abgeschlossen, der Fall wurde an die Staatsanwaltschaft Stuttgart weitergegeben und wird dort weiterbearbeitet.

Für den Fahrgast hat der Vorfall laut dem „Bündnis Zusammen gegen Rechts Rems-Murr“ weitreichende Folgen. Er habe seitdem Angst, einen der Busse des Unternehmens zu nutzen, um zum Beispiel zu seiner Arbeitsstelle zu gelangen. Auch müsse er sich nach dem Angriff gegen Vorwürfe wehren, die ihn als Provokateur darstellen.

Auch wenn der Busfahrer keine rassistischen Motive für die Tat habe, so sei er doch laut dem Bündnis „aufgrund von Aggressivitätsproblemen eine Gefahr für jeden Fahrgast“. Und auch ohne erkennbaren Fremdenhass sei „ein Busfahrer, der einen Fahrgast wegen einer solchen Meinungsverschiedenheit krankenhausreif prügelt, nicht tragbar“.

Ein Sprecher der Deutschen Bahn, Mutterkonzern des Busunternehmens Friedrich Müller, sagt auf Anfrage unserer Zeitung, dass „wir die Sache sehr ernst nehmen. Wir werden alles dazu beitragen, den Vorfall aufzuklären. Wir bitten Sie um Verständnis, dass wir nun die polizeilichen Ermittlungen abwarten.“