Defektes Stellwerk in Heidelberg

Strompanne bei der Bahn mit massiven Folgen

Nach einer Großstörung im Heidelberger Stellwerk regt sich Unmut von Fahrgästen, die sich über die Dauer der Auswirkungen nicht genug informiert fühlten. Was sagt die Deutsche Bahn?

Strompanne bei der Bahn mit massiven Folgen

In Heidelberg sind Züge stundenlang stillgestanden.

Von Andreas Geldner

Für viele Fahrgäste ist eine Großstörung im Heidelberger Stellwerk am Donnerstag ein Desaster gewesen: Fast vier Stunden lang hatte dort ab dem Vormittag ein Defekt an der Stromversorgung einen der wichtigsten Bahn-Knotenpunkte in Baden-Württemberg komplett lahm gelegt. Dies war eine der folgenreichsten Stellwerks-Pannen in Deutschland in diesem Jahr.

Lapidarer Hinweis auf der Abfahrtstafel

„Defektes Stellwerk. Der Bahnhof ist momentan gesperrt. Ersatzverkehr ist eingerichtet“, so lautete der lapidare Hinweise auf der ansonsten komplett leeren Abfahrtstafel am Heidelberger Hauptbahnhof auch noch eine halbe Stunde nachdem die Störung nach Angaben der DB um 13 Uhr behoben war.

Die Bahn wies in ihrer entsprechenden Mitteilung allerdings darauf hin, dass die Folgen andauern würden. „Der Zugverkehr wird sich jetzt Schritt für Schritt normalisieren, in der Folge kommt es noch zu Verzögerungen“, hieß es in der Mitteilung.

Doch aus Sicht einiger Fahrgäste, die sich im Nachhinein bei unserer Zeitung gemeldet haben, fühlten sie sich mit dieser allgemein gehaltenen Aussage nicht ausreichend darüber informiert, wie langwierig der Hochlauf des Zugbetriebs dann noch dauern würde. Teils eine Stunde danach seien auf einigen Relationen noch keine Züge verkehrt. Auch die Angaben in App DB Navigator seien nicht zuverlässig gewesen: Dort als verspätet aufgeführte Züge seien teilweise doch nicht gefahren.

Der flächendeckende Ausfall führte nach Angaben aus einem betroffenen Bahnunternehmen nämlich dazu, dass auch nach dem Ende der Störung die Züge zunächst nur äußerst langsam und auf Sicht fahren konnten bis der Fahrplan wieder sortiert war. Auch Dienstpläne von Lokführern kamen komplett durcheinander.

DB-Sprecherin: Wir haben korrekt kommuniziert

„Unsere Kommunikation, dass die Reparaturarbeiten um 13 Uhr abgeschlossen gewesen sind, war korrekt“, sagt eine DB-Sprecherin. Dass der Hochlauf des Betriebes danach noch einige Zeit brauchen werde, sei ebenfalls klar mitgeteilt worden. Dass auch am Bahnhof selbst klar und zügig informiert werden müsse, sei dabei unbestritten.

Nach Angaben der Bahnsprecherin verkehrten insgesamt 18 laut vorhandener mit Busfirmen abgeschlossener Notfallpläne organisierte Ersatzbusse auf zwei Linien. Viele Fahrgäste mussten dennoch improvisieren. Ein gestrandeter Fahrgast berichtet von vier Stunden Fahrtdauer für 40 Kilometer Strecke von Mannheim nach Meckesheim. Dank einer Umleitungsmöglichkeit von Mannheim über die Schnellstrecke nach Stuttgart und Karlsruhe waren Fernzüge weniger stark betroffen.

Fünfte Störung in drei Monaten

Für das Stellwerk Heidelberg war es nach inoffizieller Zählung die fünfte größere Störung in drei Monaten, obwohl es wie weitere rund 690 Stellwerke in Deutschland mit einer seit den 1990er Jahren bewährten Elektronik arbeitet. Die Anlage in Heidelberg ist mit ihrem Baujahr 2006 auch noch ziemlich neu.

Die Ursachen der Störungen seien unterschiedlich gewesen und legten keine strukturelle Ursache nahe, heißt es seitens der DB. „Im August gab es beispielsweise einen technischen Defekt an der Gleisfreimeldeanlage, die im Stellwerk anzeigt und sicherstellt, dass ein Streckenabschnitt frei und befahrbar ist“, sagt die Bahnsprecherin.

Im aktuellen Fall sei das vorhandene Notstromaggregat wie geplant eingesprungen. Das technische Problem habe aber nicht an einer fehlenden Stromversorgung gelegen, sondern an einem tiefer gelegenen Defekt in der Stellwerkstechnik selbst.

Das Stellwerk, an das weitere Unterstellwerke angeschlossen sind, wird nicht vor Ort, sondern von einer großen Betriebszentrale in Karlsruhe aus ferngesteuert. Der Ausfall an einer ungünstigen zentralen Stelle hatte deshalb besonders breite Auswirkungen in Baden-Württemberg.