Strompreis steigt schneller

dpa Essen. Die Stromrechnung fällt für die meisten Haushalte in diesem Jahr höher aus. In den vergangenen Monaten habe sich der Preisanstieg sogar beschleunigt, berichten Marktbeobachter. Gute Nachrichten für Verbraucher gibt es dagegen bei einem anderen Kostenpunkt.

Strompreis steigt schneller

Der Strompreis ist zuletzt im Schnitt um fast 6 Prozent gestiegen. Foto: Ralf Hirschberger/dpa-Zentralbild/dpa

Für die Haushalte in Deutschland gibt es gegenläufige Entwicklungen bei den Energiekosten. Während sich der Anstieg der Strompreise beschleunigt hat, ist Heizen preiswerter geworden.

Für Strom muss ein Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden und einem Vertrag der Grundversorgung im Durchschnitt 5,9 Prozent mehr bezahlen als im vergangenen Jahr, wie der Datenbankanalyst Enet errechnet hat. Für einen solchen Musterhaushalt bedeute das einen Aufschlag von 57 Euro im Jahr.

Je später die neuen Preise in diesem Jahr in Kraft traten, desto höher sei im Schnitt der Aufschlag ausgefallen, heißt es in dem Marktbericht. Während die Erhöhungen zum Jahresbeginn im Durchschnitt 5,3 Prozent betragen hätten, habe das Plus bei den zum 1. Mai in Kraft getretenen neuen Preisen rechnerisch 13,3 Prozent betragen. Preiserhöhungen hat es in etwa drei Viertel der Netzgebiete gegeben. Strom in der Grundversorgung ist in der Regel besonders teuer. Nach Zahlen der Bundesnetzagentur hatte zuletzt noch mehr als ein Viertel der Haushalte einen solchen Standardtarif.

Der Heizbedarf ist zwischen Oktober 2019 und April 2020 durch den milden Winter gegenüber dem Vorjahreszeitraum im bundesweiten Durchschnitt um 2,5 Prozent gesunken. Bei Gasheizungen seien die Kosten aber regional sehr unterschiedlich ausgefallen, berichtete das Internet-Vergleichsportal Verivox. Die höchsten durchschnittlichen Gaskosten seien in der vergangenen Heizperiode in Thüringen fällig gewesen. Das Heizen eines frei stehenden Einfamilienhauses mit 20.000 Kilowattstunden habe hier rund 1103 Euro gekostet. Ähnlich hoch seien die Kosten in Sachsen-Anhalt (1058 Euro), Sachsen (1057 Euro) und im Saarland (1048 Euro) gewesen.

Günstiger seien die Gaskosten in den beiden größten deutschen Städten gewesen: In Berlin hätten sie bei 780 Euro, in Hamburg bei 821 Euro gelegen. Auch in Schleswig-Holstein (917 Euro) und in Niedersachsen (939 Euro) sei vergleichsweise günstig geheizt worden. „Die jährlichen Gaskosten für Verbraucher hängen von zwei Faktoren ab: der regionalen Wetterlage während der Heizperiode und dem aktuellen Gastarif“, sagte Valerian Vogel, Energieexperte bei Verivox.

Gas ist die verbreitetste Heizenergie in Deutschland. Rund 49 Prozent der Wohnungen werden mit Gas gewärmt, eine Ölheizung haben etwa 30 Prozent der Häuser. Beim Öl gingen nach Berechnungen des Vergleichsportals Check24 die Heizkosten um 17 Prozent zurück.

In der zweiten Jahreshälfte könnte der Strompreis wegen der geplanten Absenkung der Mehrwertsteuer für alle Haushalte sinken. Nach Berechnungen der Vergleichsportale Verivox und Check24 muss eine Familie 15 bis 20 Euro weniger Zahlen. Vom 1. Juli bis zum 31. Dezember 2020 soll der Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent auf 16 Prozent reduziert werden.