Studenten bauen interaktives Modell

Ein Musikstück wird vom Handy auf einen Satelliten und dann per Laser auf einen zweiten übertragen und dort abgespielt. Drei junge Nachwuchskräfte der Firma Tesat haben für dieses Szenario ein interaktives Modell gebaut.

Studenten bauen interaktives Modell

Tesat-Studenten präsentieren ein Modell, das im Showroom des Deutschen Zentrums für Satelliten-Kommunikation zu sehen sein wird. Foto: A. Becher

Von Annette Hohnerlein

BACKNANG. Die Modelle sehen aus wie ihre „echten“ Brüder im Weltall. Auf dem mit Goldfolie verkleideten Korpus der Satelliten ist der Lasersender beziehungsweise -empfänger angebracht, an den Seiten befinden sich jeweils drei Solarmodule. Anders als ihre großen Vorbilder kann man die beiden Geräte aber auf einen Standfuß montieren. Dieser hat eine Innenbeleuchtung, die aus kleinen Lichtpunkten auf schwarzem Hintergrund besteht, eine Anspielung auf den Sternenhimmel. Hier haben die drei Erfinder ihre Kreativität ausgetobt. Der Rest ist Technik.

„Das war ein sehr ambitioniertes Projekt, es hat länger gedauert als geplant“, verrät Johannes Seidel, einer der Konstrukteure, „aber wir haben viel gelernt, und es ist uns gut gelungen.“ Er und seine zwei Mitstudenten, Erik Eisenschmid und Eleftherios Sidiropoulos, absolvieren ein duales Studium der Elektrotechnik an der Hochschule Stuttgart und bei der Backnanger Firma Tesat-Spacecom, die Systeme und Geräte für die Telekommunikation via Satellit herstellt.

In einer kleinen Feier präsentierten die drei Konstrukteure ihr Projekt, an dem sie in ihren Praxiseinheiten seit Anfang 2019 gearbeitet haben und das vom Landratsamt Rems-Murr im Rahmen der Nachwuchskräfteförderung mit 5000 Euro unterstützt wird. Und die ist im Bereich der sogenannten Mint-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) besonders nötig, wie Timo John, Kreiswirtschaftsförderer beim Landratsamt, erläuterte. 2007 hätten noch 20 Schulen im Rems-Murr-Kreis am Wettbewerb „Jugend forscht“ teilgenommen, heute sei es keine einzige Schule mehr.

Wenn das Modell demnächst im Desk-Showroom in Backnang ausgestellt wird, könne man damit den Besuchern die Interaktivität der Systeme demonstrieren, sagte der Desk-Ehrenvorsitzende Reinhard Schnabel.

Die Aufgabe für Seidel, Eisenschmid und Sidiropoulos lautete: Baut zwei Satellitenmodelle, die Musik übertragen können, und zwar per LCT (Laser Communication Terminal), einer lasergestützten Kommunikationsverbindung zu und zwischen Satelliten.

In ihrer Präsentation zeigten die Studenten, welche Aufgaben sie dabei zu bewältigen hatten. Zum Beispiel die Herstellung der Bauteile mit einem 3D-Drucker, die Übertragung der Musikdateien vom Handy auf den Empfangssatelliten per Bluetooth, die Steuerung der Laserübertragung zum zweiten Satelliten über eine App auf dem Tablet und die Konstruktion der Standfüße. Dabei mussten das Laser-Sende- und das Empfangsgerät flexibel auf den Satelliten installiert werden, damit sie über eine Distanz von mehreren Metern aufeinander ausgerichtet werden können. Eine weitere Vorgabe war, dass die Konstruktion leicht auf- und abbaubar sein musste. Am Ende der Präsentation wurde die Funktionsweise demonstriert, und aus dem Empfängersatelliten erklang ein Song von Elton John.

„Wenn es leicht wäre, könnt’s jeder“, würdigte Tesat-Geschäftsführer Marc Steckling das anspruchsvolle Projekt und dankte den drei Studenten für ihren Einsatz. Dilara Betz, Geschäftsführerin von Desk, verwies auf die lange gemeinsame Historie mit Tesat. Das erste Modell im Desk-Showroom stamme von dem Backnanger Unternehmen.

Im Anschluss stellte Erkan Kalafatci, der für die Ausbildung der dual Studierenden zuständig ist, die Firma Tesat vor, eine 100-prozentige Tochter von Airbus. Mit rund 1100 Mitarbeitern ist das Unternehmen in den Bereichen Telekommunikation, Navigation, Erdbeobachtung und Wissenschaft tätig. Nachrichtentechnik von Tesat stecke zum Beispiel in dem Roboter der NASA, der seit 2012 den Mars erkundet, so Kalafatci.

Ausbildungsleiterin Michaela Volwassen, die für die derzeit 12 Studenten und 15 Azubis von Tesat zuständig ist, informierte anschließend über die Aktivitäten zur Nachwuchsgewinnung. „Wir fangen schon im Kindergarten an, den Kleinen die Technik näher zu bringen“, erklärte sie, „und wir wollen auch Mädchen gewinnen“. Auch über die Hector-Kinderakademie, die Backnanger Kinderuni plus, Aktionen in Schulen, Präsenz auf Messen und Symposien versuche man, junge Menschen für einen technischen Beruf zu begeistern.