Studie: Kinder im Südwesten mit weniger Karies im Vergleich

dpa/lsw Berlin. Bundesweit hatte schon jeder dritte Zwölfjährige Karies. Baden-Württemberg schneidet in der Studie der Barmer-Krankenkasse aber gut ab und weist weniger Kinder mit Karies als andere Länder auf. Die Bundeszahnärztekammer äußert jetzt Kritik an der Studie.

Studie: Kinder im Südwesten mit weniger Karies im Vergleich

In einer Zahnarztpraxis werden die Zähne eines neunjährigen Jungen untersucht. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild

Kinder aus Baden-Württemberg schneiden im „Zahnreport“ der Krankenkasse Barmer besser ab als andere Bundesländer. In der Studie ist unter anderem der Anteil der Zwölfjährigen untersucht worden, die 2018 beim Zahnarzt waren, aber keine Kariesbehandlung brauchten. Mit 66,9 Prozent liegt der Südwesten nur hinter dem Saarland (69,3), Bremen (68,7) und Rheinland-Pfalz (68,1). Schlusslicht in dieser Rubrik ist Hamburg: Etwa 60 Prozent der Zwölfjährigen hatten dort keine Kariesbehandlung. Die Zahlen basieren auf Krankenkassendaten von mehr als neun Millionen Patienten.

Insgesamt hat ein Drittel der deutschen Zwölfjährigen Karies in den bleibenden Zähnen. In der Studie ist die Rede von 240 000 Kindern mit einer Kariesbehandlung im Jahr 2018. „Studien sind bislang von ungefähr 19 Prozent der Zwölfjährigen ausgegangen“, sagte Barmer-Chef Christoph Straub am Donnerstag.

Warum so viele Kinder Karies haben, darüber könne man nur spekulieren, sagte Michael Walter, Direktor der Dresdner Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik. Womöglich spielten eine veränderte Ernährung eine Rolle oder dass manche Bevölkerungsgruppen nur schwer für Zahngesundheit erreicht werden könnten. Bei benachteiligten Familien sehe man einen Trend zur Vernachlässigung des Zahnschutzes, fügte Straub hinzu.

Es gebe eine Polarisierung: „Wenige Kinder und Jugendliche haben besonders viel Karies“, sagte Straub. Bei den Jugendlichen und Kindern unter 18 Jahren haben demnach zehn Prozent einen Anteil von 70 bis 90 Prozent an den Gesamtbehandlungen. Die Probleme seien bereits in den ersten Jahren zu verorten - mehr als 15 Prozent der Kinder unter sechs Jahren waren laut der Studie noch nie beim Zahnarzt.

Die Bundeszahnärztekammer sieht die Studie in einem kritischen Licht. Die Zahl der Zwölfjährigen hält Vizepräsident Dietmar Oesterreich für zu hoch. „In zwei unabhängig voneinander geführten Studien beträgt die Zahl nur ein Fünftel“, sagt Oesterreich. Er sieht methodische Mängel darin, weil nur Patienten der Barmer-Krankenkasse vorkämen.

Generell nutze man ein methodisches Verfahren, das das Gesamtbild abbilde. „Das ist bei der Barmer nicht geschehen“, sagte Oesterreich. Bei den Abrechnungen werde nicht ersichtlich, ob die Füllung aus einem Unfall resultiere oder Karies dafür infrage komme, sagte der Zahnmediziner. Er wies aber auf die Dringlichkeit hin, weiter präventiv gegen Karies vorzugehen.

Auf die Kritik der Bundeszahnärztekammer entgegnete Walter: „Traumafälle werden häufig als Unfallfolge über besondere Abrechnungswege abgerechnet und finden dann in unseren Analysen keine Berücksichtigung.“ Auch bei Studien mit anderen Herangehensweisen könne deshalb nicht immer geklärt werden, ob die Füllung wegen Karies oder eines Unfalls entstanden war.