Studie über Radwege: Minister und Radler-Lobby uneins

dpa/lsw Stuttgart. Flickstellen, Risse, Stufen und Wurzeln: Was Autofahrern und Fußgängern meist nicht auffällt, ist für Radfahrer eine konkrete Gefahr. Nun hat das Verkehrsministerium Radwege untersuchen lassen. Der Minister ist weitgehend zufrieden, die Radler-Lobby weniger.

Studie über Radwege: Minister und Radler-Lobby uneins

Ein Radfahrer wirft auf einem ausgewiesenen Radweg seinen Schatten. Foto: Peter Kneffel/Archivbild

Die Radwege entlang der baden-württembergischen Bundes- und Landesstraßen sind nach Ansicht des Verkehrsministeriums überwiegend in einem guten Zustand. Das gehe aus einer landesweiten Erfassung und Bewertung des Zustands der Wege hervor, wie das Ministerium am Freitag in Stuttgart mitteilte. Demnach bekamen mehr als 60 Prozent der Radwege das Prädikat gut oder sehr gut. Etwa jeder dritte Weg muss allerdings saniert werden. Insgesamt seien die Radwege im Durchschnitt in einem besseren Zustand als die Landes- und Bundesstraßen, an denen sie entlang führten.

Für die Studie wurde der Zustand von mehr als 1500 Kilometern Radwegen von einem Messgerät aufgezeichnet. Unter anderem wurde auf Flickstellen, Risse, Stufen und Wurzeln geachtet. Während ein ähnliches Verfahren für Straßen seit Jahren Standard ist, führte die Landesstelle für Straßentechnik im vergangenen Jahr erstmals auch eine Erhebung für Radwege durch.

Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) kündigte an, den Zustand der Radwege künftig wie bei Straßen üblich alle vier Jahre zu prüfen. Die erhobenen Daten seien eine Grundlage für Sanierungs- und Erhaltungsarbeiten. Zudem werde das Radwegnetz ausgebaut werden, sagte Hermann. Er hob die Bedeutung guter Radwege für die Entwicklung einer klima- und umweltfreundlichen Mobilität hervor.

Kathleen Lumma, die Landesgeschäftsführerin des ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club), kritisiert dagegen die Studie. Die untersuchten Strecken entlang der Bundes- und Landesstraßen seien nur ein Ausschnitt: Allein die Radwege des Landes seien 7000 Kilometer lang - die Radwege der Kommunen noch nicht mit eingerechnet - und wiesen ordnerweise Mängel auf. Zudem habe die Landesstelle vor allem geprüft, in welchem Zustand die Oberflächen der Radwege sind. Allerdings seien für Radfahrer auch andere Aspekte wichtig. So sei nicht erfasst worden, ob ein Radweg plötzlich endet, zu schmal ist oder ob starke Abbrüche am Rand des Weges die Fahrer gefährden.

Zweifel hat der ADFC auch am Messfahrzeug. Es werde normalerweise genutzt, um den Zustands von Straßen zu erfassen. Es messe aber nicht fein genug, sagte Lumma. Während kleinere Unebenheiten der Straße für Autos unproblematisch seien, könnten ähnliche Schäden auf Radwegen die Radler zum Stürzen bringen.