Studien sehen nur geringe Einkommenseinbußen durch Corona

dpa Köln/Nürnberg. In der Corona-Krise haben viele Menschen Einbußen etwa beim Gehalt erlitten. Zwei Studien zufolge haben das Kurzarbeitergeld und die staatlichen Hilfen das meiste davon ausgeglichen. Es gibt aber auch eine andere Sicht von Forschern auf die Einkommensverteilung.

Studien sehen nur geringe Einkommenseinbußen durch Corona

Kurzarbeitergeld hat laut Studien oft die erhoffte Wirkung erzielt. Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa

Das Kurzarbeitergeld und staatliche Hilfen wie der Kinderbonus und Steuererleichterungen für Alleinerziehende haben in der Corona-Krise zwei neuen Studien zufolge die erhoffte Wirkung.

Die teilweise erheblichen Einkommensverluste vieler Arbeitnehmer seien weitgehend ausgeglichen worden. Zu diesem Ergebnis kommen am Donnerstag veröffentlichte Untersuchungen des Münchner Ifo-Instituts und des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg sowie des arbeitgebernahen Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln.

Die Krise wirkt sich den Ergebnissen der Forscher zufolge zudem nicht als Treiber der Einkommensungleichheit aus. „Ein Anstieg der Ungleichheit in den verfügbaren Haushaltseinkommen dürfte sich durch die Krise in diesem Jahr nicht zeigen“, betonte IW-Direktor Michael Hüther. In der Ifo/IAB-Studie heißt es, die Auswirkungen der Krise auf die Einkommen seien bisher so gering, „dass die Einkommensungleichheit nahezu unverändert bleibt“.

Das gewerkschaftsnahe Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut der Hans-Böckler-Stiftung war dagegen kürzlich in einer eigenen Untersuchung zu dem Schluss gekommen, dass der Abstand zwischen hohen und niedrigen Einkommen in Deutschland infolge der Corona-Krise in diesem Jahr weiter wachsen dürfte. Zwar begrenzten Sozialversicherungen und Tarifverträge auch in der Krise Einkommensverluste. „Doch werden gerade Erwerbstätige mit ohnehin niedrigen Einkommen nur unvollständig davon erfasst“ betonte die wissenschaftliche Direktorin des WSI, Bettina Kohlrausch, am Donnerstag.

Der IW-Untersuchung zufolge ging das sogenannte Markteinkommen, das die Einkünfte vor Abzug von Steuern und Sozialabgaben und staatlichen Transferzahlungen umfasst, um durchschnittlich 107 Euro pro Person und Monat zurück. Durch die diversen Ausgleichsmaßnahmen sei bei den verfügbaren Einkommen aber nur ein Rückgang um 12 Euro festzustellen. Der Politik sei es gelungen, die mittleren und unteren Einkommen zu stabilisieren, betonten die Forscher.

Laut Ifo/IAB-Studie ist das verfügbare Einkommen über alle Einkommensklassen und auf die Gesamtbevölkerung bezogen durchschnittlich nur um 0,1 Prozent gesunken. Durch die diversen Ausgleichsmechanismen steige das verfügbare Einkommen der einkommensschwächsten 20 Prozent sogar minimal. In den oberen Einkommensklassen gebe es dagegen einen Rückgang.

In beiden Studien, die auf Simulationen zurückgreifen, sind die aktuellen Einschränkungen der Wirtschaft noch nicht berücksichtigt, „gleichwohl dürften sich die Verteilungsergebnisse, auch aufgrund der November- und Dezemberhilfen, nicht wesentlich ändern“, heißt es von den Ifo/IAB-Forschern. Das IW verwies darauf, dass mit Beginn des kommenden Jahres durch die Teilabschaffung des Solis, durch einen Ausgleich der kalten Progression und durch die Erhöhung des Kindergelds viele Haushalte entlastet würden.

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