Maskenpflicht und Bundeswehr: Stuttgart gegen Pandemie

Von Von Felix Schröder und Stephen Wolf, dpa

dpa/lsw Stuttgart. Stuttgart reagiert auf die steigende Zahl von Corona-Neuinfektionen. Es gilt eine Maskenpflicht in der Innenstadt. Und es sollen 60 Bundeswehrsoldaten kommen und helfen, Infektionsketten aufzuspüren.

Maskenpflicht und Bundeswehr: Stuttgart gegen Pandemie

Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Bündnis 90/Die Grünen). Foto: Christoph Schmidt/dpa/Archivbild

Mit strengeren Regeln stemmt sich die Landeshauptstadt Stuttgart gegen die Corona-Pandemie. Weil die Zahl der Corona-Neuinfektionen stark angestiegen ist, gilt beispielsweise seit Mittwoch eine Maskenpflicht in der Innenstadt. Ein Teil der Schüler muss den Mund-Nasen-Schutz nun auch im Unterricht tragen.

Dem ersten Eindruck nach trugen die meisten Passanten ihre Masken, was auch zwei Streifenpolizisten bestätigten. Allerdings war am ersten Tag mit den neuen Vorgaben auch zu beobachten, dass die herrschenden Regeln noch nicht überall bekannt waren. „Ich habe es vergessen“, sagte beispielsweise ein junger Mann und zog sich schnell den Mund-Nasen-Schutz über. Die Regeln befürworte er aber.

Angesprochen auf die Maskenpflicht in der Innenstadt, sagte eine Studentin, die Vorgabe gehe in Ordnung. „Gerade auf der Königstraße ist man eng aufeinander“, betonte sie. „Aus medizinischer Sicht ist das einfach sinnvoll, deshalb hinterfrage ich das nicht“, fügte ihr Freund hinzu. Bei manchen Einzelhändlern war am Mittwoch jedoch Skepsis zu spüren. Mit den neuen Regeln werde die ohnehin niedrige Zahl der Kunden noch weiter zurückgehen, sagte etwa Daniel Brunner, Inhaber des Kaufhauses Mitte. „Wer hat schon Lust, so durch die Stadt zu laufen?“

Nur unter diesen Bedingungen könne die Stadt Schulen, Kitas, die Wirtschaft und den Handel offenhalten, begründete Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) das Vorgehen am Dienstag. Wie aber sollen Sperrstunde, Alkoholverbot und Maskenpflicht in der Innenstadt dabei helfen, die Zahl der Corona-Infizierten zu drücken? Wie es am Mittwoch aus dem Gesundheitsamt hieß, gibt es zunehmend Fälle, bei denen die Infektionsketten nicht mehr nachzuvollziehen ist.

Somit sei unklar, wo sich manche Menschen überhaupt mit Covid-19 angesteckt hätten. „Mit steigenden Infektionszahlen ist es von großer Bedeutung, die Tröpfcheninfektion deutlich zu reduzieren“, argumentierte der Leiter des Gesundheitsamtes, Stefan Ehehalt, in einem Film auf der Internetseite der Stadt. Würden alle Beteiligten die Masken tragen, sinke das Infektionsrisiko signifikant.

Dass Handlungsbedarf besteht, ist unstrittig. In Stuttgart wurde am Samstag der Warnwert von 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen überschritten, der Wert lag bei 55,8 und bis Dienstag schon bei 69,7 Neuinfektionen.

Wie am Mittwoch bekannt wurde, schickt die Bundeswehr noch in dieser Woche 60 Soldaten in die baden-württembergische Landeshauptstadt. Die Frauen und Männer sollen in zwei Gruppen am Donnerstag und am Freitag eintreffen, wie ein Sprecher des Landeskommandos Baden-Württemberg am mitteilte. Aufgabe der Soldaten vom Jägerbataillon in Donaueschingen (Schwarzwald-Baar-Kreis) sei es, das Gesundheitsamt bei der Nachverfolgung von Infektionsketten zu unterstützen.

Indes blieb zunächst offen, ob der Weihnachtsmarkt in Stuttgart bei anhaltend hohen Neuinfektionen stattfinden kann. Wie es aus dem Rathaus hieß, soll eine Entscheidung Anfang November fallen. „Einen Weihnachtsmarkt, wie wir ihn kennen und lieben, kann es in diesem Jahr nicht geben. Und mit der aktuellen, dramatischen Zunahme an Corona-Neuinfektionen kann es auch keinen abgespeckten Weihnachtsmarkt in Stuttgart geben“, wird Oberbürgermeister Kuhn in einer Mitteilung zitiert.