Stuttgarter Geiselnahme-Prozess: Entführungsopfer sagt aus

dpa/lsw Stuttgart. Nach ihrer Entführung ins Elsass vor einem Jahr berichtet eine Frau erstmals vor Gericht von ihrer tagelangen Tortur. Sie war Anfang Juni vergangenen Jahres von zwei Männern aus ihrem Wohnort im Rems-Murr-Kreis nach Frankreich verschleppt worden. Die französische Polizei hatte die damals 47-Jährige nach acht Tagen im Elsass aus der Gewalt ihrer beiden Entführer befreit. Die zwei Männer aus Polen müssen sich wegen der Geiselnahme verantworten. Der Prozess wird heute vor dem Landgericht Stuttgart mit der Aussage des Opfers fortgesetzt.

Stuttgarter Geiselnahme-Prozess: Entführungsopfer sagt aus

Eine Statue der Justitia hält eine Waage in ihrer Hand. Foto: David-Wolfgang Ebener/dpa/Symbolbild

Der ältere Angeklagte war der Ex-Partner der Frau. Eifersucht soll im Spiel gewesen sein, vielleicht auch Rache wegen einer Affäre seiner Ex-Partnerin, vermutet die Staatsanwaltschaft. Als der Mann vom neuen Freund seiner in Deutschland arbeitenden Frau erfahren habe, habe er beschlossen, sie nach Polen zu entführen oder umzubringen. Der Prozess ist bis mindestens Ende Juli geplant.

Die Aussagen der beiden mutmaßlichen Entführer - ein Kfz-Mechaniker und sein Mitarbeiter - hatten im Prozess bereits für Erstaunen auf der Richterbank gesorgt. Wiederholt widersprachen die Männer ihren eigenen Angaben aus den früheren Vernehmungen und verwiesen auf Fehler der Dolmetscher. Der 52 Jahre alte Mann sagte aus, seine Ex-Lebensgefährtin sei zwar zunächst gegen ihren Willen festgehalten worden. Sie sei aber freiwillig bei den beiden Angeklagten geblieben und habe trotz ihrer Verletzungen mit ihnen im Wald übernachtet. Ins 120 Kilometer entfernte Elsass habe sich die kleine Gruppe nur durch ein Versehen und trotz eines Navigationsgeräts verirrt.