Suche nach Kind hält Spanier in Atem

Bei Málaga soll ein zweieinhalbjähriger Junge in ein 100 Meter tiefes Bohrloch gefallen sein

Von Martin Dahms

Ganz Spanien verfolgt die Rettungsaktion. Königin Letizia übermittelte den Eltern ihre besten Wünsche für ein glückliches Ende. Aber ist das Kind denn wirklich in dieses Loch gestürzt?

MÀlaga „Das ist die einzige Hypothese, mit der wir arbeiten“, sagte Alfonso Rodríguez, oberster Vertreter der spanischen Regierung in Andalusien, am Dienstagmittag. Die Hypothese nämlich, dass Julen, ein zweieinhalbjähriger Junge aus Málaga, am Sonntagmittag in ein rund 100 Meter tiefes Bohrloch gestürzt ist. Seitdem versucht man ihn dort verzweifelt wieder hervorzuholen. Königin Letizia hat mit dem Bürgermeister von Totalán telefoniert, der Gemeinde rund 20 Kilometer nordöstlich von Málaga, in der der Junge verschwand und übermittelte den Eltern ihre besten Wünsche.

Die Eltern hatten am Sonntag gemeinsam mit ihrem kleinen Sohn die Finca von Verwandten im Bergland von Málaga in der Gemeinde Totalán besucht. Sie wollten dort gemeinsam eine Paella zubereiten. Aber dann, in einem unbeaufsichtigten Moment, sei Julen in ein Loch gefallen. Sie hätten ihn noch jammern gehört, berichteten die Eltern der Polizei. Dann sei er verstummt. Das Loch ist ein rund 100 Meter tiefes Bohrloch, gebohrt für die Suche nach Grundwasser. Es hat einen Durchmesser von 23 Zentimetern. Ein Erwachsener passt dort nicht hinein. Ein Kind vielleicht.

Seit Sonntag wird nach Julen in dem Bohrloch gesucht. Zuerst mit einer Kamera. In rund 75 Meter Tiefe stieß sie auf Sand und Gestein, die das Loch verstopften. Die Kamera entdeckte auch eine Süßigkeitentüte; die habe ihr Sohn bei sich gehabt, als er verschwand, sagten die Eltern. Das Rettungsteam für Julen wuchs auf fast 100 Leute an. Sie machten sich daran, mit einer Saugvorrichtung von oben den Weg in die letzte Tiefe des Bohrlochs freizubekommen, mit bisher bescheidenem Erfolg. Am Dienstagmorgen begann eine andere Mannschaft, einen seitlichen Stollen in das Gelände zu treiben, über den das Kind vielleicht zu retten wäre. Das Kind ist in das Bohrloch gefallen, das ist die einzige Hypothese.

Vielleicht stimmt sie aber nicht. Ein Durchmesser von 23 Zentimetern – „ich finde das schwer vorstellbar, dass der Kleine da drinsteckt. Fast unmöglich“, sagte Brunnenbohrer Francisco Barranquero der Netzzeitung „El Español“. Er schaute sich am Montag den Unglücksort an und kam zu den Schluss, dass es „sehr schwierig“ sei, dass ein kleines Kind in einem solch engen Loch nicht irgendwo auf dem Weg nach unten stecken bleibe. Die Suche geht trotzdem weiter.