Südwest-Textilbranche verbittet sich Kritik an Arbeitgebern

dpa Stuttgart. Mit harten Worten macht die Textilbranche im Südwesten ihrem Ärger über die Corona-Politik Luft. Es sei nicht hinnehmbar, dass Unternehmen ermahnt würden, die Arbeit im Homeoffice zu ermöglichen, als sei bisher nichts passiert. „Wir tun seit März nichts anderes“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes Südwesttextil, Peter Haas, am Donnerstag. Quasi über Nacht hätten die Unternehmen die Büroarbeit in die Wohnungen der Mitarbeiter verlagert, während es der Staat in zehn Monaten nicht geschafft habe, Schulen zu digitalisieren und seine Dienststellen auch während der Ferien arbeitsfähig zu halten.

Die Lage an den Schulen sei eine Bankrotterklärung, schimpfte Haas in einer Mitteilung. Wenn es an Servern fehle, müsse man die anschaffen. Wenn es an Hardware mangele, sei die zu kaufen. Und wenn Lehrer Weiterbildung brauchten, könne die auch in den Schulferien erfolgen.

Zudem beklagt der Verband eine diskriminierende Unterscheidung zwischen Lebensmittel- und sonstigem Einzelhandel. „Wo liegt der systemrelevante Unterschied zwischen einem Oberhemd, das im Discounter verkauft wird, und einem beim Herrenausstatter?“, sagte Haas. Man erwarte von der Politik endlich klare Regeln, die für Monate wirkten. „Wir brauchen Regeln für einen Alltag mit der Pandemie statt eine Pandemie ohne Alltag“, sagte Haas.

Südwesttextil vertritt nach eigenen Angaben rund 200 Unternehmen in Baden-Württemberg mit zusammen etwa sieben Milliarden Euro Jahresumsatz und 24 000 Beschäftigten.