Sünden der Vergangenheit beseitigt

Das Bachbett der Weißach wurde früher teilweise mit Betonelementen begradigt. Nun führt die Gemeinde Weissach im Tal umfangreiche Maßnahmen zur Renaturierung durch.

Sünden der Vergangenheit beseitigt

Ortsbegehung in der Weißach beim Aichholzhof: Bürgermeister Ian Schölzel mit der Biologin Miriam Pfäffle. Foto: A. Becher

Von Claudia Ackermann

WEISSACH IM TAL. Das Wasser der Weißach ist klar und der Wasserstand niedrig bei der Ortsbegehung unter der Brücke beim Aichholzhof. Man kann gut die vermoosten Betonplatten erkennen, die auf dem Grund des Bachs verlegt sind. Es sind die „Sünden der Vergangenheit“, sagt Bürgermeister Ian Schölzel, „unsere Aufgabe ist nun die Renaturierung“.

Die künstlichen Betonelemente werden entfernt, sodass wieder ein natürlicher Untergrund entsteht. Ein Sohlsubstrat aus Kies und größeren Steinen wird eingebaut. Dabei ist zu beachten, dass flachere und tiefere Bereiche zu unterschiedlicher Fließgeschwindigkeit führen. Das Wasser soll sauerstoffreicher werden. Soweit es möglich ist, wird auch das befestigte Ufer in einen natürlichen Zustand zurückversetzt, sodass der Bach die Möglichkeit bekommt, zu mäandern. Ein natürliches Ufer bietet Deckung und Schutz für Tiere. Im unterspülten Bereich sollen Gewässerorganismen einen besseren Lebensraum bekommen, erklärt die Biologin Miriam Pfäffle, die beim Backnanger Planungsbüro Roosplan für Landschaftsplanung und Artenschutz zuständig ist.

Alle Eingriffe des Menschen kann man selbstverständlich nicht beseitigen, wie etwa das Fundament der Brücke über den Bach oder die Betonmauer, mit der der Georg-Elser-Weg zum Bach hin befestigt ist. Dieser Fußgänger- und Fahrradweg zwischen Unter- und Oberweissach wird viel von Schülern des Bildungszentrums Weissacher Tal genutzt. Nach einem Schulprojekt über den Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus, Georg Elser, wurde der Weg benannt, fügt Bürgermeister Schölzel an. Von der Brücke bis zum Zufluss des Gruppenbachs in die Weißach werden die Maßnahmen zur Renaturierung durchgeführt. So wird etwa eine künstlich angelegte Stufe aus Steinen unter der Brücke entfernt.

Die Arbeiten zur Renaturierung sollen im Winterhalbjahr beginnen.

Der Absturz sei zu tief, sodass eine ökologische Durchgängigkeit nicht gegeben ist, erklärt Pfäffle. Fische und kleine Organismen können nicht stromaufwärts wandern. Statt des Absturzes wird eine raue Rampe angelegt. Ian Schölzel lässt sich die Gegebenheiten und geplanten Veränderungen auch schon mal bei einer „Bachbegehung“ von der promovierten Biologin zeigen. Nach und nach sollen alle Abschnitte renaturiert werden. Am Mühl- und Gruppenbach wurden bereits 2012/13 Maßnahmen durchgeführt.

Die Arbeiten sind nicht zu jeder Jahreszeit möglich. Von Februar bis Juni muss eine Schonzeit für die Fische eingehalten werden, damit der Laich und die Jungfische nicht gestört werden, weiß die Expertin für Landschaftsplanung und Artenschutz. Im Winterhalbjahr sollen die Maßnahmen zur Renaturierung starten, die 50000 bis 60000 Euro kosten werden. Bürgermeister Schölzel unterstreicht: „Die Bäche in unserer Gemeinde liegen mir sehr am Herzen.“