Süßer die Kassen nie klingen

Nach wie vor ist der Dezember auch im Backnanger Einzelhandel der umsatzstärkste Monat im gesamten Jahr

Wer jetzt noch keine Weihnachtsgeschenke hat, muss sich sputen. Der Einzelhandel erwartet, dass das Weihnachtsgeschäft kurz vor Heiligabend noch einmal richtig anzieht. Wenn man auch immer wieder den Satz „wir schenken uns nichts“ hört, scheint dieser Vorsatz entweder nicht weitverbreitet zu sein oder oft durchbrochen zu werden. Die Backnanger Einzelhändler sind bisher vorwiegend recht zufrieden mit dem Weihnachtsgeschäft.

Süßer die Kassen nie klingen

Ganz entspannt beim Weihnachtsgeschenkeeinkauf: Die Backnanger Einzelhändler haben viel zu bieten, das Geschäft läuft gut. Foto: J. Fiedler

Von Ingrid Knack

BACKNANG. Bücher sind beliebte Geschenke. Auch beim klassischen Last-minute-Einkauf rangieren sie auf der Liste des zu diesem Zeitpunkt noch Möglichen ziemlich weit oben. Das Weihnachtsgeschäft sei spät und verhalten losgegangen. Doch dann lief es plötzlich „richtig gut“, zieht Bernhard Kreutzmann von der Buchhandlung K. Kreutzmann eine Zwischenbilanz. Ihn freut besonders, dass die Kunden in diesem Jahr gerne zu (Bild-)Kalendern greifen. Bei den Büchern kann Kreutzmann keine Favoriten ausmachen. Gekauft wird quer durchs Sortiment, vom Roman über Sachbücher bis hin zu Bildbänden. Freilich seien die aktuellen Bestseller immer gefragt. „Aber auch unsere persönlichen Buchtipps werden gerne angenommen.“ Im Vergleich zu den Vorjahren spricht Kreutzmann von einer weitgehend stabilen Saison.

Die Jüngeren interessieren

sich für Trendmarken

im Silberschmuck-Bereich

Für Götz Stroh, Inhaber eines traditionsreichen Juweliergeschäfts, ist diese Woche wie für viele die wichtigste in der Weihnachtszeit. Bei den Jüngeren seien die Trendmarken im Silberschmuckbereich das Topthema, gibt er Auskunft. Und: Ganz allgemein sei in den vergangenen Jahren Goldschmuck ein starkes Thema. Gerne fragen die Kunden überdies nach Unikaten aus der hauseigenen Goldschmiede. Angefertigt von Götz Stroh selbst, der Goldschmiedemeister und staatlich geprüfter Gestalter ist. Er designt, gestaltet und fertigt Edel- und Farbedelsteinschmuck. Einer seiner Lieblingssteine ist Opal, verrät er. Nachgefragt wird die ganze Bandbreite von möglichen Unikaten: von Schmuckstücken im klassischem Stil bis hin zu „ganz verrückt“. Sein Weihnachtsgeschäft-Resümee: „Wir sind zufrieden bis jetzt.“

Sigrid Göttlich, Geschäftsführerin von Accente-Mode und Vorsitzende des Vereins Stadtmarketing Backnang, hat nicht nur ihre Exklusivmode für die Frau, sondern auch die weihnachtlichen Stadtmarketing-Ideen im Blick. „Ich habe das Gefühl, meine Gäste kommen rein, entschleunigen und genießen. Wir nehmen uns Zeit, einen Kaffee oder einen Prosecco zu trinken.“ Die freundliche und herzliche Atmosphäre, die diese Momente bestimmen, führt sie nicht zuletzt auf die wunderschön illuminierte Backnanger Innenstadt und die vielen flankierenden Aktionen des Stadtmarketing-Vereins wie das Weihnachtsgrüße-aus-Backnang-Projekt mit den fröhlichen Engeln, mit denen man Selfies machen konnte, zurück. „Ich bin schon mächtig stolz auf alles, was passiert – und dass so eine tolle Rückkopplung kommt“, sagt Sigrid Göttlich. In ihrem Modegeschäft geht es wie überall in diesen Tagen um Geschenke für andere und Geschenkgutscheine, die bei ihr als großes rotes Bonbon eingepackt werden. Doch da ist noch etwas anderes: Frauen belohnen sich gerne selbst mit einem neuen Outfit: „Man gönnt sich auch selbst viel. Ich bin auf jeden Fall zufrieden“, erklärt Sigrid Göttlich. Wer Mode verschenken oder sich beschenken will, ist oft relativ früh dran. Schließlich gibt es dann die größte Auswahl dieser Saisonware.

Das Thema Verpackung darf übrigens nicht unterschätzt werden. Dies ist eine der Formen, mit denen sich so mancher stationäre Einzelhändler von seinen Mitbewerbern und auch vom Online-Handel unterscheiden möchte. Ganz abgesehen davon haben die Verpacker meist selbst Freude daran, die sie gerne weitergeben. So wie auch Markus Sammet, Geschäftsführer des Schwarzmarkts, der „Streetwear und Contemporary Fashion“ anbietet und Artikel sowie Gutscheine „mit Liebe verpackt“. Die Leute sollen „ehrlich bedient werden, Spaß am Einkaufen haben und sich wohlfühlen“, ist das Credo Sammets. „Dann gehen sie auch in die Geschäfte rein.“ Sammet findet, dass das Weihnachtsgeschäft später losging als früher. Bei den Jüngeren seien momentan Sneaker der Renner, bei den Frauen Oberteile und bei den Herren Stricksachen. Als Geschenke gingen bunte, ausgefallene Socken mit Motiven wie Lebkuchen oder Nikoläusen besonders gut.

Martin Windmüller, Inhaber des Betten- und Wäschehauses Windmüller, hat die Erfahrung gemacht: „Lokal und nachhaltig kommt gut an.“ So seien Produkte mit Daunen aus regionaler Herstellung der Renner. Ansonsten hat Windmüller folgenden Weihnachtsgeschenketrend registriert: Männer kaufen für ihre Frauen warme Decken, die Frauen für ihre Männer Schlafanzüge. Auch Frottierwaren und Handtücher liefen in diesem Jahr gut. Und Zirbenartikel. „Das ist ein richtig interessantes Thema“, so Windmüller. Da gibt es neben Möbelstücken auch Duftkissen oder Raumsprays. „Damit holt man sich ein Stück Urlaub ins Schlafzimmer oder in die Wohnung.“ Selbst bei Bettwäsche und ähnlichen Artikeln, die viele Plattformen im Internet anbieten, verzeichnet Windmüller kein Minus. Es sei bei vielen Leuten angekommen, dass man lokal kaufen müsse, um die Struktur zu erhalten.

„Ich glaube, insgesamt

ist Weihnachten

hochattraktiv für den Einzelhandel“

Mit dem Weihnachtsgeschäft und der Auslastung im Parkhaus nebenan ist Windmüller sehr zufrieden. „Wir holen das Minus aus dem Herbst wieder auf.“ Dieses rühre daher, „weil es so lange warm war. Viele unserer Artikel sind dann nicht im Fokus.“ Jetzt stellt Windmüller eine große Kauflust der Kunden fest. Er vermutet, dass dies zudem mit dem wieder fallenden Ölpreis zu tun hat. „Ich kann keine Geschenkzurückhaltung feststellen. Ich glaube, insgesamt ist Weihnachten hochattraktiv für den Einzelhandel.“ Der Januar sei der zweitstärkste Monat – „resultierend aus Weihnachten“. Gutscheine werden eingelöst, Geldgeschenke in Waren umgesetzt – und die Kunden haben nach den Feiertagen meist mehr Zeit zum Einkaufen. Auch größere Anschaffungen würden dann zusammen mit dem Partner gemacht. Windmüller betont obendrein: „Der Umbau der Aspacher Brücke schmerzt uns nicht. Da haben wir keine Nachteile.“

Eveline Lindermeir, Filialleiterin der Parfümerie Wöhrle, verzeichnete zunächst einen etwas schleppenden Beginn des Weihnachtsgeschäfts. Doch sie rechnet damit, dass das Geschäft mit Beginn der Weihnachtsferien anzieht. Düfte und Duschgels gehörten zu den Lieblingsprodukten der Kunden in dieser Zeit. Insbesondere hebt sie einen Duft des Backnanger Duftdesigners Ulrich Lang hervor, der beim Gänsemarkt in der Parfümerie Wöhrle Deutschlandpremiere hatte und in Backnang nur dort zu haben ist: 17 Nandan Road ist von Langs Schanghai-Trip im vergangenen Jahr inspiriert. Lindermeir: Ein Platz der Stille und Ruhe befindet sich an der 17 Nandan Road in Schanghai. Jedes Jahr im Oktober sei der Park vom berauschenden Duft der Osmanthusblüten erfüllt. Die Idee für eine neue Komposition sei geboren gewesen.

Jörg Burgel, Geschäftsführer von Euronics Burgel in Backnang (Radio Burgel), beteuert, dass das Weihnachtsgeschäft nicht mehr vergleichbar sei mit dem vor 10 bis 15 Jahren. Es gehe jetzt gewöhnlich nicht mehr um Fernseher, Stereoanlagen oder Waschmaschinen, auf die man hingespart habe, sondern mehr um Überraschungsgeschenke. Zu den gut verkauften Artikeln zählen Digitalradios, Schnurlostelefone und Bluetooth-Lautsprecher in Verbindung mit Tablets und Smartphones.

Auch Kaffeevollautomaten werden gerne gekauft – da wird dann vielleicht doch die Sparbüchse dafür geleert. Gut gehen außerdem Design-Haushaltsgeräte wie Wasserkocher und Toaster angesagter Firmen. Auch Soundbars sind beliebt, die mit dem Fernseher kombiniert werden und für einen besseren Klang sorgen als die im TV-Gerät eingebauten Lautsprecher. Im Trend sind außerdem kabellose Kopfhörer. Insgesamt ist Burgel zufrieden mit dem Weihnachtsgeschäft. In diesem Zusammenhang erwähnt er die Einkaufskooperation mit Euronics. Hinter der aber durchaus die Philosophie stecke: Sich online informieren und stationär einkaufen.