Supermarkt in Althütte schließt

Gemeindeverwaltung sucht nun nach einer Übergangslösung, ehe der neue Standort am Ortseingang umgesetzt werden kann

Als die Gemeindeverwaltung Althütte Pläne für einen neuen Supermarktstandort vorbrachte, gingen zahlreiche Bürger auf die Barrikaden. Sie befürchteten das Aus des Nah-und-gut-Markts des Ehepaars Raimund in der Schulstraße. Nach einigem Hin und Her wurde den Betreibern eine Bestandsgarantie zugesagt. Nun haben die Betreiber dennoch die Schließung verkündet.

Supermarkt in Althütte schließt

Noch bis Mitte Januar werden Marcus und Cornelia Raimund den Nah-und-gut-Markt in Althütte betreiben. Archivfoto: A. Becher

Von Lorena Greppo

ALTHÜTTE. Fristgerecht zum Jahresende haben Marcus und Cornelia Raimund ihren Mietvertrag für den Supermarkt in der Schulstraße gekündigt. Nun brodelt in Althütte die Gerüchteküche: Woran lag es? Wer war Schuld? In der jüngsten Gemeinderatssitzung ging Althüttes Bürgermeister Reinhold Sczuka das Thema daher offensiv an, um Missverständnisse auszuräumen. Im Juni habe die Nachricht ihn ereilt, dass die Raimunds den Nah-und-gut-Markt aufgeben. „Mir ist wichtig darzustellen, dass die Gemeindeverwaltung und den Gemeinderat keine Schuld trifft“, führt Sczuka aus.

Nachdem sich die Bürger im vergangenen Jahr mittels einer Unterschriftenaktion für den Erhalt des Nah-und-gut-Markts eingesetzt hatten, habe die Verwaltung dem Rechnung getragen, indem sie den Betreibern eine Bestandsgarantie aussprach. „Wir haben uns da weit aus dem Fenster gelehnt und unser Möglichstes getan.“ Dass die Raimunds nun dennoch einen Schlussstrich ziehen, sei eine rein wirtschaftliche Angelegenheit. Auch über das Betreiberehepaar wollte der Bürgermeister kein schlechtes Wort verlieren: „Das Ehepaar Raimund hat sich unheimlich engagiert. Die Situation ist nur folgende: Das Geschäft ist nicht lukrativ.“ Die Konsequenz daraus zu ziehen und den Markt zu schließen, sei ihnen sicherlich nicht leichtgefallen. Die Raimunds selbst waren für eine Stellungnahme nicht zu erreichen, da sie sich derzeit im Urlaub befinden.

Wenig überrascht zeigte sich Rudi Beck (FWV) angesichts der neuesten Entwicklung. „Es war vorhersehbar. Der Laden ist zu klein und die Betreiber müssen ja auch nach sich schauen“, sagte er. Am gleichen Standort noch mal ein Lebensmittelgeschäft zu installieren, sei daher der falsche Weg. Man müsse die Planung am neuen Standort vorantreiben. „Da haben wir zu sehr Rücksicht genommen und drei bis vier Jahre zu spät gestartet“, räumte er ein. Gabriele Gabel (FA 2000) empfand die Entwicklung als „dramatisch für die Nahversorgung in Althütte“, zumal die Raimunds einst gesagt hatten, sie wollten ihren Laden bis zur Rente weiterführen. Auch sie sah „keine guten Chancen, dass wir einen Nachmieter finden“. Insofern regte sie an, über die Installation eines Markts oder den Kontakt zu fahrenden Händlern nachzudenken.

Entwicklung des neuen Standorts könnte noch Jahre dauern

Die Suche nach einer Übergangslösung hat auch für Bürgermeister Reinhold Sczuka Priorität. Um einen geordneten Übergang zu ermöglichen, hätten die Raimunds immerhin so weit eingelenkt, dass sie im Hinblick auf Weihnachten und den Jahreswechsel ihren Laden noch bis Mitte Januar geöffnet lassen. Es werde aber schwierig genug, eine Interimslösung zu finden, denn jedem sei klar, dass daraus keine langfristige Verpflichtung entstehe. Am derzeitigen Standort des Supermarkts eine Erweiterung anzustreben, sei zudem wenig aussichtsreich. Die Eigentümer der angrenzenden Wohnungen wehrten sich schon jetzt gegen eine Belieferung zu Nachtzeiten – Erweiterungspläne würden folglich auf Widerstand stoßen. „Es gibt zu viele Probleme an diesem Standort, er ist nicht zukunftsfähig.“

Den neuen Standort für einen Lebensmittelladen am Ortseingang zu entwickeln, werde zwei bis drei Jahre dauern. Hier gelte es noch einige Formalien abzuarbeiten. „Wir können den neuen Lebensmittelversorger im wahrsten Sinne nicht aus dem Boden stampfen.“ Momentan sei man so weit, dass das Zielabweichungsverfahren beim Regierungspräsidium eingeleitet werden könne.

„Der Worst Case ist, dass wir eine Interimszeit haben, in der Althütte keinen Laden hat“, merkte Sczuka an. Er führte Beispiele aus den Umlandgemeinden an, in denen diese Situation eingetreten ist. Kirchberg an der Murr sei trotz der guten Voraussetzung durch die S-Bahn-Anbindung ein Jahr lang ohne Supermarkt gewesen. „In Großerlach gibt es bis heute keinen Laden, trotz der Lage an der B14.“ Um die behördlichen Verfahren schnell voranzutreiben, sei der Bürgermeister gefragt, seine Beziehungen spielen zu lassen und an den richtigen Stellen Druck zu machen, regte FWV-Vorsitzender Reinhard Pfeil an.

Ilona Belz (FWV) erinnerte daran, dass man mit einem großen Bäckerladen und zwei Metzgereien nicht ganz ohne Nahversorgung dastehe. „Was fehlt, sind dann die Grundnahrungsmittel, aber alles andere haben wir und das sollten wir nutzen“, mahnte sie an. Markus Rombold (FWV) verwies auf die „richtig gute Arbeit“, die der Asylkreis ehrenamtlich geleistet habe und äußerte die Hoffnung, auch einen Fahrservice für jene Bürger zu installieren, die nicht mobil sind. „Auf uns warten Aufgaben, die Engagement erfordern“, machte Sczuka klar. Er wolle sich allen Gedanken und Ideen öffnen. „Vielleicht sagt sich jemand: Ich habe das passende Konzept.“ Die Beauftragung der Verwaltung, eine Nachfolgelösung zu finden, erfolgte einstimmig.