Superspreaderin auf Kneipentour: Corona-Ausbruch in Garmisch

Von Von Britta Schultejans, dpa

dpa Garmisch-Partenkirchen. Eine junge Frau hat möglicherweise ziemlich im Alleingang das Nachtleben im oberbayerischen Garmisch-Partenkichen lahmgelegt. Sie soll zahlreiche Menschen mit dem Coronavirus angesteckt haben. Dabei hätte sie womöglich nur ein wenig Geduld gebraucht.

Superspreaderin auf Kneipentour: Corona-Ausbruch in Garmisch

Blick auf Garmisch-Partenkirchen in Oberbayern. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Der heftige Corona-Ausbruch im oberbayerischen Garmisch-Partenkirchen geht nach Behördenangaben wohl zu einem großen Teil auf das Konto einer feierfreudigen jungen Frau. Davon ist zumindest das zuständige Landratsamt überzeugt.

Die 26-Jährige soll an verschiedenen Tagen durch mehrere Kneipen in der Marktgemeinde am Fuße der Zugspitze gezogen sein und dabei zahlreiche Menschen angesteckt haben. Eine Superspreaderin. Nach Angaben der Behörde soll sie auf ihrer Kneipentour schon Symptome gehabt und auf die Ergebnisse ihres Corona-Tests gewartet haben.

„Die Dame hat Symptome gehabt, war bei uns bei der Teststation und wurde aufgrund der Symptome aufgefordert, in Quarantäne zu bleiben. Das hat sie aber nicht getan“, sagt der Sprecher des Landratsamtes, Stephan Scharf. Die 26-Jährige sei kurz zuvor aus einem Urlaub in Griechenland zurückgekehrt. Ob sie sich auf der Reise angesteckt hat oder danach in Garmisch-Partenkirchen, das sei aber unklar. „Wo sie sich angesteckt hat, wissen wir nicht“, sagt Scharf. Seine vorherigen Angaben, wonach es sich um eine aus den USA eingereiste Touristin handle, korrigierte er. Es habe ein „Übermittlungsproblem“ innerhalb der Behörde gegeben. Die Frau sei zwar US-Amerikanerin, wohne aber in der Gemeinde und sei keine Urlauberin.

„Fälle, in denen die Leute das Testergebnis nicht abwarten, gibt es ja öfter“, sagt Scharf. „Und die Nationalität ist ja im Grunde auch wurscht. Aber wir wollten, dass möglichst viele Menschen sich melden, die sich daran erinnern, in den letzten Tagen in einer Kneipe Kontakt zu der Frau gehabt zu haben.“

Weil sich bislang nicht alle Kontaktpersonen nachverfolgen ließen, fordert die Gesundheitsbehörde diejenigen, die an oder vor diesem Abend in örtlichen Bars unterwegs waren, auf, sich bei der Hotline des Gesundheitsamtes (08821/ 751-500) zu melden und sich testen zu lassen. Der Aufruf richtet sich vor allem an junge Leute zwischen 18 und 35 Jahren, die sich angesteckt haben könnten, sind aufgerufen, sich testen zu lassen.

In einer Unterkunft, in der die Frau arbeitet, wurden nach Angaben Scharfs bislang 24 Menschen positiv getestet. Insgesamt belief sich die Zahl der Neuinfektionen bis Samstag auf 37. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag bei 54 und damit über der kritischen Marke von 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner in sieben Tagen. „Die müssen sich natürlich nicht alle bei ihr angesteckt haben“, betont Scharf. 453 Positiv-Fälle seien seit Beginn der Corona-Krise im Landkreis nachgewiesen worden.

„Aus medizinischer Sicht ist mit einem weiteren deutlichen Anstieg der Infektionen im Landkreis zu rechnen“, teilt das Landratsamt mit und verhängt in der rund 26.000 Einwohner zählenden Marktgemeinde am Freitag Beschränkungen für das öffentliche Leben. „Wir wollen das Nachtleben, das der Auslöser war, runterfahren.“

Alle Gaststätten müssen dort um 22 Uhr schließen. Nur noch maximal fünf Personen dürfen sich im öffentlichen Raum gemeinsam treffen - das gilt auch für alle Gastronomiebetriebe. Für Privatveranstaltungen wird die Teilnehmerzahl auf höchstens 50 Personen in geschlossenen Räumen oder bis zu 100 Personen unter freiem Himmel beschränkt.

Wegen der hohen Infektionszahlen wurde die für diesen Samstag geplante Veranstaltung „Ausbremst is“ von den Organisatoren abgesagt. Auch die Kundgebung von Landwirten aus Protest gegen die Ausbreitung von Wölfen in Bayern an diesem Sonntag fällt coronabedingt aus.

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