Symbol des Friedens wird in Althütte für alle sichtbar

In Althütte steht neuerdings eine Gedenktafel vor der Friedenslinde. Aktivisten aus dem Ort hatten sie dort vor 40 Jahren gepflanzt.

Symbol des Friedens wird in Althütte für alle sichtbar

Bürgermeister Reinhold Sczuka (von links) enthüllt zusammen mit Helgard Köhler, Silvia Bona, Susanne Bona und Wilfried Bauer die Plakette an der Friedenslinde. Foto: Tänzer

Althütte. Am Vorabend des Volkstrauertags im Jahr 1985 hatte die Friedensinitiative Althütte unter Leitung von Peter Bona am Brunnen gegenüber dem Rathausplatz eine Friedenslinde gepflanzt. Inzwischen ist diese zu einem stolzen Baum herangewachsen. Zum 40. Jahrestag der Pflanzung wurde davor nun eine Gedenktafel angebracht, die bei einer Feierstunde enthüllt wurde.

Der Initiator für diese Gedenktafel, Wilfried Bauer, ist in Althütte aufgewachsen. Auf einer Fahrradtour in Frankreich hat er eine vergleichbare Tafel gesehen und kam auf die Idee, eine solche Tafel auch in Althütte bei der Friedenslinde anzubringen. In seiner Ansprache erinnerte sich Bauer an den Anlass für die Pflanzung des Baums: „Nachdem sich am 23. November 1983 der Deutsche Bundestag für die Stationierung von neuen Pershing-II-Mittelstreckenraketen ausgesprochen hatte, wurden diese in Mutlangen und Heilbronn stationiert. Schon vorher wurden die Pershing-Raketen bei uns im Ochsenhau immer wieder zu Übungszwecken aufgestellt, was die Bevölkerung sehr beunruhigte. So bildete sich auch in Althütte, wie in vielen anderen Gemeinden, eine Friedensinitiative.“

Bürgermeister Reinhold Sczuka wies in seiner Ansprache darauf hin, dass die Friedenslinde „ein Ort der Erinnerung, der Hoffnung und der Mahnung zugleich“ sei. Der Bürgermeister ging darauf ein, dass zum Zeitpunkt der Pflanzung die Welt in zwei Lager geteilt war. Friedensbewegte Menschen wie Peter Bona hätten damals in Althütte ein Zeichen des Friedens setzten wollen – „kein lautes, kein kämpferisches, sondern ein lebendiges Symbol“.

Dass es dieses Symbol in Althütte gab, war dem Bürgermeister wie wohl den meisten Einwohnern der Gemeinde nicht bekannt. Die Gedenktafel soll dies nun wieder ins Gedächtnis rufen. „Mögen die Wurzeln dieser Linde tief wachsen – in unsere Erde und in unsere Herzen. Und mögen wir alle nie vergessen, dass Frieden nicht gepflanzt und dann vergessen werden darf, sondern Tag für Tag gepflegt werden muss – wie diese Linde“, erklärte der Bürgermeister.

Susanne Bona, die jüngste Tochter von Peter und Elfriede Bona, erinnerte sich daran, wie sie ihren Vater im Mai 1985 zur 108 Kilometer langen Menschenkette von Stuttgart bis Neu-Ulm begleitet hatte. „Unsere Eltern kamen beide Anfang der 50er-Jahre als Flüchtlinge nach Althütte. Sie hatten erfahren, wie schmerzlich es ist, die Heimat durch einen brutalen Krieg zu verlieren, und wollten hier für sich und ihre Nachkommen eine neue Heimat finden“, berichtete die Tochter. Anfangs seien sie auf große Skepsis bis hin zu Ablehnung bei den Bürgern gestoßen. Doch ihr unermüdliches Engagement für die Gemeinde und ihr Wille zu einem friedlichen Miteinander hätten ihnen allmählich die ersehnte Anerkennung gebracht. „Der Kalte Krieg weckte bei ihnen wieder die Angst vor dem Verlust der gerade neu erworbenen Heimat. Deshalb setzten sie sich für den Frieden ganz besonders ein.“ pm