Taliban und Afghanistans Regierung wollen Friedensgespräche

dpa Kabul/Doha. Seit Monaten wird der Beginn innerafghanischer Friedensgespräche mit Spannung erwartet. Jetzt steht endlich ein Datum für den Auftakt fest. Trump kündigt derweil einen Truppenabbau an.

Taliban und Afghanistans Regierung wollen Friedensgespräche

Zwischen den Taliban und der afghanischen Regierung finden ab Samstag Friedensgespräche statt. Foto: Rafiq Maqbool/AP/dpa

Die militant-islamistischen Taliban und Afghanistans Regierung wollen die lang geplanten Friedensgespräche beginnen. Am Samstag soll der Auftakt der Verhandlungen in der katarischen Hauptstadt Doha beginnen, wie Vertreter beider Konfliktparteien bestätigten.

Verhandlungsdelegationen beider Seiten sind für Gespräche bereit, das Regierungsteam soll am Freitag aus Kabul anreisen. Die Taliban befinden sich bereits in Doha, in einem Hotel am Meer.

Die Vorbereitungen für den Start der Friedensgespräche in Doha laufen bereits auf Hochtouren. Auch US-Außenminister Mike Pompeo wird als Gast in Doha erwartet. Der US-Sondergesandte für Afghanistan, Zalmay Khalilzad, und Diplomaten sind bereits seit einigen Tagen in Katar. Von afghanischer Seite werden zahlreiche hochrangige Gäste erwartet. Der Spitzenpolitiker und Vorsitzender des Hohen Rats für Versöhnung, Abdullah Abdullah, will ebenfalls für den Auftakt anreisen.

Fast zwei Jahrzehnte nach ihrer Vertreibung aus Kabul wollen die Taliban erstmals mit Kabul über Frieden verhandeln. Ein Abkommen zwischen den USA und den Taliban Ende Februar verpflichtete die Islamisten zur Aufnahme der Friedensverhandlungen. Streit über einen Gefangenentausch, der Vertrauen aufbauen sollte, hatte zu erheblichen Verzögerungen geführt.

Den Gefangenenaustausch betrachten inzwischen beide Seiten als abgeschlossen. Insgesamt kamen knapp 5000 Taliban im Tausch gegen 1000 von den Rebellen festgehaltene Gefangene frei. Der Konflikt im Land ging aber unvermindert weiter.

US-Präsident Donald Trump hat einen deutlichen Truppenabbau in Afghanistan angekündigt. Trump sagte im Weißen Haus, die Zahl der US-Soldaten werde „in sehr kurzer Zeit“ auf 4000 reduziert werden. Zuletzt waren noch etwa 8600 US-Soldaten in Afghanistan. Trump sagte, seit Anfang Februar seien keine US-Soldaten in dem Land mehr getötet worden. „In Afghanistan werden große Fortschritte erzielt.“ Trump kündigte an, US-Außenminister Mike Pompeo werde zu den Friedensgesprächen nach Doha reisen.

Pompeo teilte mit, die Gespräche seien „eine historische Chance für Afghanistan, vier Jahrzehnte des Krieges und des Blutvergießens zu beenden“. Er erinnerte an die Zusage der afghanischen Regierung und der Taliban, dass Terroristen von afghanischem Boden aus nie wieder die USA oder ihre Verbündeten bedrohen dürften. Die Anschläge vom 11. September 2001 - die sich am Freitag zum 19. Mal jähren - hatten den US-geführten Einmarsch in Afghanistan ausgelöst.

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