Telefonseelsorge: Zunehmend Hass und Antisemitismus

dpa/lsw Stuttgart. Mitarbeiter der kirchlichen Telefonseelsorge sind in Beratungen zunehmend mit Wutausbrüchen und Beschimpfungen konfrontiert. „Wir erleben immer mehr Menschen, die voller Wut und Frustration auf Politik, auf Institutionen und gesellschaftliche Entwicklungen blicken, die sich ihre Feindbilder aufbauen und massiv ausfällig werden zum Beispiel in Bezug auf Flüchtlinge und Juden“, teilte Martina Rudolph-Zeller, Leiterin der evangelischen Telefonseelsorge Stuttgart, am Montag in Stuttgart mit. Nach Angaben der katholischen Kirche Stuttgart gilt dies ebenso für die katholische Telefonseelsorge. Konkrete Zahlen wurden nicht genannt. Hass und Hetze werden in der Statistik nicht gesondert erfasst, seien aber als Trend erkennbar.

Telefonseelsorge: Zunehmend Hass und Antisemitismus

Eine Mitarbeiterin der Telefonseelsorge nimmt einen Telefonat an. Foto: Patrick Pleul/zb/dpa/Archiv

Beide Konfessionen haben in der Landeshauptstadt eigene Telefonseelsorge-Angebote, stellen aber einen gemeinsamen Jahresbericht vor. Demnach wurden 2019 insgesamt 36 960 Anrufe entgegengenommen (2018: 36 807), das entspricht durchschnittlich 110 Anrufern am Tag. 41,4 Prozent der Anrufer sind über 60 Jahre alt. Laut Statistik sind psychische Erkrankungen, Einsamkeit, depressive Stimmung, Ängste und Selbstmordgedanken Gründe für die Suche nach Rat. Um eine Erreichbarkeit rund um die Uhr zu gewährleisten, sind beide Stuttgarter Einrichtungen mit anderen Telefonseelsorgen im Land vernetzt.