Verbraucherschützer warnen vor Produkten auf Billigplattformen wie Temu und Shein. Welche Risiken Käufer eingehen und warum Vorsicht geboten ist.
Temu, AliExpress oder Shein bieten Weihnachts‑Deals ohne Ende – doch viele Produkte sind von fragwürdiger Qualität und können Schadstoffe enthalten, die gesundheitlich bedenklich sind.
Von Janina Link
In weniger als 14 Tagen ist Heiligabend – und viele haben ihre Weihnachtsgeschenke noch immer nicht beisammen. Während einige diese lieber direkt im Laden besorgen, setzen andere auf den Komfort von Onlineshops.
Oft zählt dabei beim Einkauf vor allem der Preis, während Qualität und Herstellungsbedingungen kaum eine Rolle spielen, worauf auch Daten der Statista Consumer Insights hindeuten. Demnach haben 29 Prozent der in Deutschland befragten Menschen in den letzten zwölf Monaten bei Temu bestellt - damit liegt der Onlineshop hinter Amazon (75 Prozent) und eBay (33 Prozent) auf Rang drei. Shein liegt mit 18 Prozent auf Rang neun.
Temu & Shein: Zahlen zeigen den Boom der Billig-Shops
Das macht sich auch im Umsatzwachstum der Onlineshops bemerkbar, was aus der Studie „E-Commerce-Markt Deutschland 2025“ vom Handelsforschungsinstitut EHI und der Datenplattform ECDB hervorgeht.
Shein machte einen deutlichen Satz nach vorn und verbesserte sich von Platz 18 auf Platz 7. Der Umsatz des Unternehmens wuchs im vergangenen Jahr um 18 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Auch Temu legte stark zu: Das chinesische Portal steigerte sein Bruttohandelsvolumen in Deutschland fast auf das Vierfache und erreichte 3,4 Milliarden Euro, wodurch es in der Rangliste vom 11. auf den 5. Platz aufstieg.
Warum Billigpreise so verlockend sind – und ab 2026 teurer werden
Die Vorweihnachtszeit treibt die Konsumlust in die Höhe – und Plattformen wie Temu machen es besonders einfach: extrem niedrige Preise und kostenloser Versand locken Käufer. Wie das möglich ist? Chinesische Anbieter verschicken ihre Produkte, die meist No-Name-Produkte sind, ohne Zwischenhändler direkt nach Deutschland.
Da für Sendungen unter 150 Euro keine Zollgebühren anfallen, bleiben die Preise für den Käufer so verlockend niedrig. Die EU-Kommission plant jedoch, solche Direktlieferungen aus Drittstaaten künftig mit einer pauschalen Bearbeitungsgebühr zu belegen, um den Import billiger Ware einzudämmen. Die EU-Finanzminister stimmten erst vor wenigen Wochen in Brüssel dafür, Zölle auf Billigpakete „so bald wie möglich im Jahr 2026“ einzuführen, wie ein EU-Sprecher mitteilte.
Gesundheitsgefahr: Produktrückrufe, Schadstoffe und Fälschungen
Verbraucherschützer warnen zudem immer wieder vor möglichen Sicherheitsmängeln und Fälschungen. In der Vergangenheit hat der Online-Händler bereits Listen veröffentlicht mit Produktrückrufen. Kunden sollten bestimmte Produkte sofort zur Seite legen, hieß es jüngst in einer Mitteilung.
Besonders alarmierend: Unter den zurückgerufenen Produkten finden sich immer wieder auch Spielzeuge und andere Artikel, die bereits von Kindern genutzt worden sein könnten – ein ernstzunehmendes Risiko. Apropos Sicherheit: Die südkoreanische Gesundheitsbehörde hatte kürzlich festgestellt, dass viele Produkte die zulässigen Schadstoffwerte überschreiten.
Rechtliche Folgen: Sie haften selbst für Schäden!
Auch die Stiftung Warentest hat verschiedene Produkte von Billigplattformen wie Shein und Temu geprüft und dabei erhebliche Sicherheitsprobleme festgestellt. In ihrem Test fielen 110 von 162 Artikeln durch, darunter etwa belastete Babyspielzeuge, Schmuck mit giftigen Schwermetallen und unsichere, überhitzende Ladegeräte.
Doch die Probleme enden nicht bei der Sicherheit der Produkte. Was viele Käufer nicht wissen: Beim Direktkauf aus China kann der Käufer rechtlich als Importeur gelten und damit unter Umständen für Schäden haften, die durch das Produkt entstehen.
Sicher online bestellen: So vermeiden Sie Temu-Ärger
Ein zentraler Punkt, der gegen den Einkauf bei Temu und Co. spricht, ist natürlich auch die erhebliche Umweltbelastung durch die ressourcenintensive Produktion, den globalen Versand und mögliche Rücksendungen.
Wer trotz alledem bei Temu einkaufen möchte, sollte laut Verbraucherzentrale kritisch bleiben und zum Beispiel Größenangaben prüfen, Bewertungen anderer Kunden lesen, sich über Zoll, Steuern und Gebühren informieren und nach Möglichkeit erst nach Erhalt und Prüfung der Ware zahlen.