Tiere, Technik und Traktoren beim Landwirtschaftlichen Hauptfest

Leseraktion: Bei einem Rundgang über das 101. Landwirtschaftliche Hauptfest auf dem Cannstatter Wasen haben BKZ-Leserinnen und -Leser einen Einblick in die neuesten Entwicklungen der Agrarindustrie erhalten.

Tiere, Technik und Traktoren beim Landwirtschaftlichen Hauptfest

Sigrid Michelfelder (links) vom Amt für Landwirtschaft des Rems-Murr-Kreises erläutert der Gruppe, wie ein moderner Kuhstall aussieht. Fotos: Melanie Maier

Von Melanie Maier

Rems-Murr. Wenigstens zu Beginn der Führung über das Landwirtschaftliche Hauptfest auf dem Cannstatter Wasen am Dienstagnachmittag hält der Regen ein Weilchen inne. Um kurz vor 14 Uhr finden sich die BKZ-Leserinnen und -Leser, die den exklusiven Rundgang über die Messe bei unserer Verlosung gewonnen haben, mit ihren Begleitungen vor Halle eins ein. In dicken Jacken trotzen sie dem wechselhaften Wetter. Kurz bevor es losgeht, verteilt Sigrid Michelfelder vom Amt für Landwirtschaft des Rems-Murr-Kreises noch kleine Funkgeräte und Headsets. Durch die Technik kommen ihre Ausführungen stets bei allen gut verständlich an. Und dann kann die Führung, die die BKZ in Kooperation mit dem Landratsamt des Rems-Murr-Kreises wenige Tage zuvor ausgelobt hatte, auch schon beginnen.

Noch an Ort und Stelle berichtet Sigrid Michelfelder von den Anfängen der Messe. „Eigentlich haben wir es einem Vulkan zu verdanken, dass das Landwirtschaftliche Hauptfest seit 1818 stattfindet“, sagt sie. Der Ausbruch des Vulkans Tambora im Jahr 1815 in Indonesien habe in vielen Teilen der Welt, so auch in Baden-Württemberg, zu extremen Ernteausfällen geführt. „König Wilhelm, der 1816 ernannt worden war, wollte sein hungerndes und frierendes Volk beruhigen“, so Michelfelder. Sein Vorschlag lautete, immer am ersten Tag nach seinem Geburtstag – am 28. September also – ein landwirtschaftliches Fest zu veranstalten, bei dem zudem ein Volksfest abgehalten werden sollte.

Über die Jahre hat sich das Landwirtschaftliche Hauptfest, das vom Landesbauernverband mit Unterstützung des Landes Baden-Württemberg veranstaltet wird, zur größten Fachmesse für Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft in Süddeutschland entwickelt. Inzwischen findet es aber nur noch alle vier Jahre statt. 2022 sind vom 25. September bis zum 3. Oktober mehr als 500 Aussteller auf einer Fläche von rund 130.000 Quadratmetern vertreten.

Zunächst geht es zu den Fotovoltaikanlagen, unter denen Apfelbäume wachsen

Es gibt also einiges zu entdecken an diesem Nachmittag. Michelfelder führt zu ausgewählten Stationen. Neben Halle eins hält sie bei Fotovoltaikanlagen, unter denen Apfelbäume wachsen. Diese Art von Anbau werde am Bodensee und in anderen Regionen Deutschlands bereits umgesetzt, führt die Agrarexpertin aus. „Die Bäume kühlen die PV-Anlage, dadurch ist die Energieausbeute besser“, erläutert sie.

Im Inneren der Halle kann, wer möchte, eine Virtual-Reality-Brille am Stand des Ministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz ausprobieren. In Halle vier folgt am Stand des Rems-Murr-Kreises eine Verkostung von Wein und Käse aus der Region. Michelfelder berichtet, dass im Rems-Murr-Kreis rund 1000 Landwirtinnen und Landwirte eine Fläche von rund 25.000 Hektar landwirtschaftlich nutzen. Davon sei etwa die Hälfte Grünland, führt sie aus. „Rund 12.500 Hektar entfallen auf den Getreideanbau, 1000 Hektar auf den Weinbau, der Rest auf Obst- und Gemüseanbau. Wir können im Rems-Murr-Kreis wirklich aus dem Vollen schöpfen“, sagt sie. „Wenn man wollte, könnte man sich nur mit Produkten aus dem Kreis ernähren.“ Die Wertschätzung dafür fehlt ihr bisweilen.

Der Regen prasselt aufs Zeltdach. Als er nachlässt, lotst Michelfelder hinüber zu den Tierzelten. Dort sind unter anderem Schweine, Kühe, Schafe, Ziegen, Pferde und Esel ausgestellt. Beim Großtierzelt erläutert sie, wie moderne Kuhställe aussehen. Sensoren geben Auskunft über den Gesundheitszustand der Kuh und über die Zusammensetzung der Milch. Die Kühe können sich von rotierenden Bürsten kratzen lassen. Melkroboter stellen selbstständig fest, wann die Kuh gemolken werden muss – für die Bauern sind sie eine enorme Arbeitserleichterung. „Im Kreis“, weiß Michelfelder, „nutzen etwa die Hälfte der Betriebe einen Melkroboter.“

Im Stechschritt geht es durch den Schweinestall, wo es saumäßig duftet, bei den Schafen hält Michelfelder wieder an. Die Kaninchenställe lässt sie aus, doch das stört Bernd Uhlmann aus Spiegelberg nicht. „Ich war schon zweimal da“, verrät der BKZ-Leser, der selbst Kaninchen züchtet. Zuletzt folgt ein Stopp beim Zelt der Firma Schwarz Landtechnik mit Hauptsitz in Aspach, die Traktoren und Mähdrescher zum Verkauf anbietet und für die Pflege von Golfplätzen zuständig ist. Exakt 2,5Millimeter lang sein sollte der Golfplatzrasen, sagt Mitarbeiter Frederic Müller: „In der Hauptsaison kann es sein, dass man ihn zweimal am Tag schneiden muss.“

„Eine tolle Führung“, urteilt Rosemarie Großmann, nachdem Michelfelder die Funkgeräte und Headsets eingesammelt hat. Die 65-jährige Backnangerin, die mit ihrem Mann an der Führung teilgenommen hat, ist beeindruckt von den Dimensionen der landwirtschaftlichen Tätigkeit.

Obwohl es schon wieder angefangen hat zu regnen, ist der Messetag für die Großmanns nicht vorbei. „Jetzt gehen wir noch mal durch alle Hallen!“, kündigt Rosemarie Großmann an.

Tiere, Technik und Traktoren beim Landwirtschaftlichen Hauptfest

Matthias Fromherz (links) von der Fischereiforschungsstelle zeigt verschiedene Fischarten.