Tierkrematorium: Schlappe für Gegner

Verwaltung möchte Verbrennungsanlage verhindern – und scheitert im Gemeinderat

Tierkrematorium: Schlappe für Gegner

Walter Rupff und Daniela Seiz, die Betreiber des Tierkrematoriums. Foto: A. Palmizi

Von Sebastian Striebich

KORB. Der Korber Bürgermeister Jochen Müller wirkte einigermaßen verblüfft am Dienstagabend vergangener Woche in der Alten Kelter. Gerade zeichnete sich ab, dass der Plan des Rathauses zur Verhinderung eines Tierkrematoriums im Gewerbegebiet Unteres Gewässer nicht die erwartet breite Zustimmung erfahren würde. Dabei hatte sich der Gemeinderat in einer Sitzung Ende Mai doch einstimmig – und unter dem Applaus der Anwohner – gegen die Verbrennungsanlage im Gewerbegebiet ausgesprochen (wir berichteten).

Müller fragte: „Was ist bis heute passiert?“ Zuhörerin Ruth Messer, aktiv in der Bürgerinitiative gegen das Krematorium, wusste eine Antwort. Sie rief: „Das war halt vor der Wahl!“ Neun Stimmen dafür, neun dagegen – Vorschlag abgelehnt. Denkbar knapp, bei neun Pro-, neun Kontra-Stimmen und einer Enthaltung fiel die Entscheidung schließlich gegen das neue Bebauungsplanverfahren im Gewerbegebiet. Der einzige Sinn und Zweck dieses Verfahrens wäre gewesen, das Tierkrematorium in der Boschstraße zu verhindern.

Dafür sollten bestimmte Anlagen, die unter das Immissionsschutzgesetz fallen, generell ausgeschlossen werden. Überdies hatte die Verwaltungsspitze, die sich nach Angaben Bürgermeister Müllers mit einem Anwalt über das Vorgehen beraten hatte, vorgeschlagen, eine Veränderungssperre für das Gebiet zu erlassen. So wären der Tieba AG, die eine ehemalige Werkstatt zu einem Haustierkrematorium umbauen möchte, vorerst die Hände gebunden gewesen.

Eigentlich ist der Rems-Murr-Kreis für das Genehmigungsverfahren zuständig. Einen Erörterungstermin in der Kleinheppacher Mehrzweckhalle, bei dem auch die Betreiber zu Wort gekommen wären, hatte das Landratsamt auf Wunsch der Gemeinde abgesagt. Genau diesen Termin hätten manche Gemeinderäte aber gerne wahrgenommen, um sich tiefergehend über die Pläne der Tieba AG zu informieren. Zur Erinnerung: Wenige Tage nach der Sitzung im Mai, in der sich das Gremium an die Seite der Krematoriumsgegner gestellt hatte, wurden sieben neue Bürgervertreter in den Gemeinderat gewählt. Das hat die Karten neu gemischt. Hinzu kommen Räte wie Gerhard Brenner (Grüne) und Nicola De Vitis (Wählervereinigung Freie Bürger), die sich dem CDU/FW-Antrag gegen das Krematorium nur unter dem Druck der Mehrheit (und der Bürger im Saal?) angeschlossen haben und denen die Änderung eines Bebauungsplans – zumal vor der Sitzung nicht mit dem Gemeinderat abgestimmt – einen Schritt zu weit geht. Oder SPD-Frau Regina Hauser, die sagte: „Hier wird mit Kanonen auf Spatzen geschossen.“

Entscheidung liegt jetzt wieder beim Landratsamt

Bürgermeister Jochen Müller freilich verwies mehrfach auf die Formulierung im einstimmig verabschiedeten Antrag vom Mai, die Gemeinde solle „alle Möglichkeiten nutzen“. Ein „G’schmäckle“ (Judith Wuttke, Grüne) habe der Plan der Verwaltung nicht. Bauamtsleiter Dietmar Kümmerlen wies auch den Vorwurf zurück, das Rathaus wolle im Nachhinein Tatsachen schaffen. „Die Gemeinde ist Herr der Bebauungspläne. Wir sind noch in der Zeit.“ Rückendeckung bekam die Verwaltungsspitze unter anderem von Martin Zerrer (CDU/FW): Der Bürgermeister habe „seine Aufgabe erfüllt“. Zerrer erneuerte auch seine Kritik an Tieba-Geschäftsführer Walter Rupff. Dieser tue sich keinen Gefallen mit seiner Ansiedlung in Korb: „In diesem dicht besiedelten Gebiet wollen wir das nicht.“ Die Entscheidung darüber, ob die Tieba in Korb ansiedeln darf oder nicht, liegt nun wieder beim Landratsamt. Die Diskussion ums geplante Tierkrematorium in Korb wühlt den Ort seit Monaten auf: protestierende Anwohner vor dem Gebäude in der Boschstraße, die Betreiber Daniela Seiz und Walter Rupff, gut besuchte Gemeinderatssitzung im Mai.