ThyssenKrupp schreibt Börsengeschichte. Mit TKMS ging heute einer der weltweit führenden U-Boot-Hersteller im nicht nuklearen Bereich an den Start. Was hinter dem Spin-off steckt und warum der Zeitpunkt kaum besser sein könnte.
TKMS feiert Börsenpremiere: Thyssenkrupp bringt seine Marinesparte an die Börse. Was Anleger über Aktienverteilung, Bewertung und Auftragslage wissen müssen.
Von Matthias Kemter
Heute ist es so weit: ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) feiert seinen ersten Handelstag an der Frankfurter Börse. Der Spin-off gilt als einer der spannendsten Börsengänge des Jahres, nicht nur für Aktionäre, sondern auch für die deutsche Rüstungsindustrie insgesamt. Mit dem Schritt verselbstständigt ThyssenKrupp seine Marinesparte in einer Phase, in der die Nachfrage nach militärischer Ausrüstung rasant steigt.
Was bedeutet der Börsengang von TKMS heute?
TKMS ist nicht irgendein Neuling an der Börse. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Kiel ist Weltmarktführer für konventionell betriebene U-Boote und blickt auf über 180 Jahre Schiffbau zurück. Neben U-Booten fertigt TKMS auch Fregatten, Korvetten und hochspezialisierte Unterwassertechnologie, unter anderem für Deutschland, Norwegen, Ägypten und Singapur. Das Mariene-Schwergewicht beschäftigt insgesamt 9.100 Mitarbeiter und gilt als Weltmarktführer im Bereich konventioneller U-Boote.
Starker Börsenstart von TKMS
Die TKMS-Aktie ist fulminant in den Handel gestartet. Zum Handelsbeginn eröffnete die Aktie mit einem Kurs von 64,46 Euro. Bereits wenige Minuten später legte das Papier deutlich zu und notiert aktuell bei rund 100 Euro. Das entspricht einem Kursplus von fast 60 Prozent, ein starker Einstand für den Börsenneuling. Im Rahmen des Spin-offs erhalten bestehende ThyssenKrupp-Aktionäre für je 20 gehaltene Anteile eine TKMS-Aktie kostenlos zugeteilt. Diese wurden bereits am 17. Oktober eingebucht. Die Notierung erfolgt unter dem Kürzel TKMS.
Bewertung, Kursziel & Erwartungen der Anleger
Die Investmentbank Jefferies bewertet TKMS mit 2,3 Milliarden Euro und nennt ein Kursziel von 36,55 Euro je Aktie. Ob dieser Wert am Markt Bestand hat, wird sich ab heute zeigen. Kritiker zweifeln daran, ob die Gewinnmargen ambitioniert genug sind, vor allem im Vergleich zu Wettbewerbern wie BAE Systems. Fakt ist: TKMS steht auf soliden Füßen. Die Auftragsbücher sind prall gefüllt. Aktuell mit einem Volumen von rund 18,6 Milliarden Euro, das die Produktion bis in die 2040er Jahre sichert. Im ersten Halbjahr 2025 explodierte der Auftragseingang auf über 5,6 Milliarden Euro, vor allem durch neue Bundeswehr-Aufträge.
Was macht TKMS für Anleger attraktiv?
ThyssenKrupp behält Mehrheit und setzt auf Entfesselungspotenzial
ThyssenKrupp bleibt auch nach dem Börsengang mit 51 Prozent Mehrheitsgesellschafter. CEO Miguel López betont, man wolle so die Kontrolle behalten und gleichzeitig dem TKMS-Geschäft neue Finanzierungs- und Wachstumsmöglichkeiten eröffnen. Mit dem Spin-off verfolgt ThyssenKrupp das Ziel, durch die Aufspaltung mehr Gesamtwert für beide Unternehmen zu schaffen. „Die Summe der Teile soll mehr wert sein als das Ganze“, so López. TKMS kann damit künftig eigenständig Kapital etwa für Forschung, Entwicklung und Werftausbau aufnehmen.
Im Zuge der Verselbstständigung wurden auch die finanziellen Beziehungen zwischen TKMS und ThyssenKrupp neu geordnet. Statt pauschaler Projektgarantien wurden dynamische Gebührenmodelle eingeführt, ein weiteres Signal in Richtung finanzieller Unabhängigkeit. Die operative Führung übernimmt Oliver Burkhard, der zuvor Arbeitsdirektor bei ThyssenKrupp war.