Tour de Landschaft auf gut Schwäbisch

Tag des Schwäbischen Waldes wird allerorten bei herrlichem Herbstwetter begangen

Mit über 40 Angeboten hat die Fremdenverkehrsgemeinschaft Schwäbischer Wald auch in diesem Jahr reichlich Impulse für die Erkundung der Region gegeben. Urschwaben, Reig’schmeckte und Touristen machten beim gestrigen Tag des Schwäbischen Waldes reichlich Gebrauch von der breiten Palette.

Tour de Landschaft auf gut Schwäbisch

Tempo, dass das Wasser nur so spritzt: Die Modellboot-Regatta auf dem Fornsbacher Waldsee bietet den Besuchern spektakuläre Anblicke. Fotos: J. Fiedler (2), A. Becher (1)

Von Carmen Warstat

MURRHARDT/ASPACH/OBERROT. Bei etlichen Programmpunkten schaute auch die schwäbische Waldfee Mariel Knödler vorbei, so beim Oberroter Rathaus, wo ein Wander-Marathon startete. Oberrot ist die neueste Mitgliedskommune in der Fremdenverkehrsgemeinschaft und wurde deshalb für das Event ausgewählt. Die sympathische Waldfee kam mit den Wanderlustigen in rege Gespräche, ermutigte so manche(n) und stand für Erinnerungsfotos bereit.

Wander-Marathon: Familie Hamm aus Gaildorf-Münster hat sich für die in Orange ausgezeichnete Kurzstrecke über elf Kilometer entschieden. „Da mach mer einfach mal mit“, sagten die Eltern zu ihren Kindern im Alter von 7, 10, 13 und 15 Jahren, denn die Familie ist erst vor zwei Jahren ins Ländle gekommen und möchte die Gegend genauer kennenlernen. Die Hamms finden es schade, dass man am Tag des Schwäbischen Waldes nicht mehrere Veranstaltungen wahrnehmen kann und regen an, das Angebot über die Jahreszeiten zu verteilen.

Ute Leonhardt aus Sulzbach ist mit ihrer Murrhardter Freundin da. Sie möchten die blaue Halbmarathonstrecke (21 Kilometer) gehen und testen, „ob das mit uns funktioniert“. Die beiden haben bisher jede für sich trainiert. Sie rechnen damit, fünf bis sechs Stunden zu benötigen. Die einzige Angst bestehe darin, sich eventuell zu verlaufen.

Strammes Programm bei

sechs Kilometern pro Stunde

Und schließlich ist da eine Oberroter Pfadfindergruppe, die sich für den rot gekennzeichneten Marathon (42 Kilometer) entschieden hat. Die jungen Leute sind „hoch motiviert“ und sprechen von einer Durchschnittsgeschwindigkeit von sechs Kilometern pro Stunde. Das sei „stramm“, aber man sei ja das Hiken mit schwerem Gepäck gewöhnt, insofern: „Alles halb so wild!“

Vorbereitet wurde das große Wander-Event von den „WaldMeistern“ Walter Hieber und Professor Dr. Manfred Krautter. Mit 1200 Wegweisern haben sie die Routen ausgeschildert und in geduldiger Arbeit sowohl am Computer als auch draußen in der Natur mögliche Wege recherchiert und entsprechende Wanderkarten erarbeitet und vervielfältigt.

Es handelte sich bei allen Strecken um Rundwege, deren Ziel mit dem Startpunkt identisch war. Hieber und Krautter hatten sich um die Infrastruktur gekümmert und Toiletten sowie Getränkestützpunkte auf den Karten vermerkt, auf Wunsch wurden den Wanderern die entsprechenden GPS-Daten ausgehändigt. Ein Rückholservice der Oberroter Feuerwehr stand für den Notfall bereit. Und wenn auch jeder auf eigene Verantwortung wanderte und niemand die zurückgelegten Strecken oder das Tempo „kontrollierte“, war doch an alles gedacht und vor allem die Sicherheit der Teilnehmer gewährleistet. Die beiden „WaldMeister“ hatten sich für all das schwer ins Zeug gelegt – knapp zwei Wochen Vor- und Nachbereitungszeit seien zu veranschlagen. „Wanderer? Das ist ein freundliches Volk“, sagt Walter Hieber, und Manfred Krautter nickt. In diesem Sinne habe man die Arbeit gern gemacht. Etwa 170 Wanderer hatten sich angemeldet, zahlreiche unangemeldete kamen spontan hinzu, die meisten Teilnehmer absolvierten die Halbmarathonstrecke.

Modellboot-Regatta: Am Waldsee in Murrhardt-Fornsbach war der Schiffs-Modellsport-Club Stuttgart aktiv. Dort hatte man eine Regatta im Rahmen der deutschen Meisterschaft im Modell-Rennboot-Sport vorbereitet. Außerdem wurden originalgetreue Nachbauten von Kriegsflotten oder etwa eines Krabbenkutters „zum Schaufahren zur See gelassen“. Leidenschaftlich erläuterten die Vereinskameraden Herbert Kazmierzak und Bernd Schäfer den Aufbau ihrer Kreuzer und konnten auch über deren Historie Auskunft geben. Vom anderen Ufer des Waldsees aus wurden indes die Rennboote gesteuert, die unablässig durch das Wasser zu surren schienen.

40 Teilnehmer aus ganz Deutschland hätten 124 Boote angemeldet, die je drei Starts haben, informierte Vereinsmitglied Ernst Vees und stellte die beiden Hauptklassen der Rennboote vor: Es gibt Rennboote mit Hydropropeller und solche mit vollgetauchtem Propeller (der gänzlich unter Wasser bleibt). Unabhängig von der Bootsklasse gewinnt derjenige, der innerhalb der vorgegebenen Zeit die meisten Runden gefahren hat. Gezählt werde elektronisch über einen zuckerwürfelgroßen Transponder, der sich an jedem Boot befindet.

Vees verriet weitere Details des Reglements und verwies auf das Fahrerlager, wo die Akkus aufgeladen und die Boote repariert werden können. Teilnehmer aus der gesamten Republik und darüber hinaus fachsimpelten hier und begeisterten sich (übrigens nicht zum ersten Mal) für die idealen Bedingungen am Fornsbacher Waldsee. Und Ernst Vees war des Lobes voll für die gute Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung Murrhardt.

Fruchtsaft: Typisch schwäbisch: der Apfel – der Apfelsaft – das Apfelsaftschorle. Da traf es sich gut, dass die Firma Streker Natursäfte gerade jetzt ihr 175-jähriges Bestehen feierte. Hier werden Äpfel, Birnen und Quitten verarbeitet. Konzentrate anderer Früchte kauft man hinzu. Vom Weg des Apfels aus dem Silo bis in den riesigen Edelstahltank berichteten den Besuchern sechs Mitarbeiter der Firma in Führungen. Tom Nemeth, Fachkraft für Fruchtsafttechnik, berichtete auf Nachfrage, dass im Herbst zwölfstündige Schichten ganz normal und die Äpfel in diesem Jahr sehr zahlreich und von guter Qualität sind. Auch über die Größe der Tanks konnte er Auskunft geben: Höhe 17 Meter, Volumen 175100 Liter - das ergibt bei 34 Stück in einem der Tanklager etwa sechs Millionen Liter.

Schließlich gewährte der junge Mann noch einen Blick in die Zukunft der Firma: Die neue Ausmischhalle und das neue Gefrierlager befinden sich noch im Bau. Nach der beeindruckenden Führung traten die Teilnehmer wieder ins Freie, wo bei altweibersommerlichen Temperaturen gefeiert wurde. Ein anspruchsvolles „Genussmärktle“ mit Street Food sorgte fürs leibliche Wohl, und die Band Campus unterhielt die Gäste mit eingängigem Pop. Am Nachmittag wurde der Kabarettist Christoph Sonntag erwartet, und auch Landrat Richard Sigel hatte sein Kommen angekündigt.

Tour de Landschaft auf gut Schwäbisch

Guter Dinge: Die Teilnehmer des Wander-Marathons begeben sich in Oberrot auf die Strecke. Die Route ist mit 1200 Wegweisern ausgeschildert.

Tour de Landschaft auf gut Schwäbisch

Durch verschiedene Kanäle werden bei Streker die Äpfel vom Silo zur Sortierstation gespült.