Wann das Brauhaus in Sulzbach wieder öffnet, steht in den Sternen. Foto: Jörg Fiedler
Von Florian Muhl
Sulzbach an der Murr. Gefühlt kaum offen, ist die Trattoria am Schlössle – ehemals Brauhaus Sulzbach – schon wieder zu. Hungrige und durstige Gäste stehen seit 14 Tagen vor verschlossenen Türen. Alle Sonnenschirme im Biergarten sind ebenfalls geschlossen. Im Internet der Hinweis: „Vorübergehend geschlossen“. Die beiden Murrhardter Roberto Granata und Sabina Seljmani, dort für ihren Pizzaservice bekannt, die den Sulzbacher Palmengarten seit einem Jahr betrieben, hatten mit ihrer Fusionsküche kein Glück.
„Ein schwerer Verlust“, bedauert Willi Beck. Nachdem der seitherige Pächter des Brauhauses Andreas Walz sowie auch Braumeister Daniel Singh das Sulzbacher Schlössle verlassen hatten, setzte die 2018 gegründete Genossenschaft „Begegnungs- und Kulturzentrum Akzente eG“ als Eigentümer des Gebäudeensembles – bestehend aus der Kultdisco Belinda, der Brauerei und der Gastronomie – alle Hoffnung in das neue Pächterpaar.
Eine super Qualität, ein geniales Essen, fantastische Speisen
„Die haben eine super Qualität abgeliefert, das Essen war genial. Alle, die dort gewesen sind von der Genossenschaft, fanden die Speisen fantastisch“, lobt Willi Beck die Qualität der Küche. „Aber das hat einfach nicht ausgereicht“, fügt der Vorsitzende der Genossenschaft an. Die Kundenfrequenz sei zu niedrig gewesen, um das Brauhaus beziehungsweise die Trattoria überlebensfähig in die Zukunft zu führen. „Insofern haben sie am Ende das gleiche Problem gehabt wie der Vorgänger: für die Größe der Location zu wenig Gäste“, lautet das Fazit von Beck. Roberto Granata und seine Partnerin waren gastronomisch schon weltweit unterwegs. Im Brauhaus am Schlössle haben sie Fusionsküche angeboten, also unterschiedliche Esskulturen und Kochkünste miteinander kombiniert sowie klassische Regional- und Nationalküchen vermischt, beispielsweise Maultaschen mit asiatischen Soßen. Dementsprechend hatte sich auch das Ambiente verändert. Den Biergarten hat das Pächterduo in einen Palmengarten verwandelt. Die Gäste nehmen nicht auf klassischen Biergarnituren Platz, sondern auf gemütlichen Lehnstühlen. Urlaubsfeeling soll aufkommen und Entspannung, Platz soll sein für Kommunikation und Begegnung. Und über allem thronte eine große Affenfigur auf einem mit künstlichem Urwaldgrün verkleideten Sockel aus Spanplatten. Der neue Slogan: „Brauhaus – die mit dem Gorilla“.
Dass die beiden Pächter aus Murrhardt nicht so durchstarten konnten wie geplant und gewünscht, sei allerdings nicht nur der zu geringen Anzahl an Gästen geschuldet. Willi Beck deutet zwei weitere Gründe an. Einerseits hätte das Paar aus wirtschaftlicher Sicht gesehen nicht glücklich agiert. Angesichts der bürokratischen Vorschriften und Hürden, die es in Deutschland gebe, hätte man das Projekt anders anpacken müssen. Zudem habe sich das Pächterpaar im Herbst auseinandergelebt. Allein habe die Frau, die zwei Kinder hat, die Gastronomie nicht stemmen können. „Da sind verschiedene Faktoren zusammengefallen, die einfach ungünstig sind, um so ein großes Wirtshaus bewältigen und bedienen zu können“, sagt Beck. So sei es nicht gelungen, die Möglichkeiten, die sich daraus ergeben, auch so auszuschöpfen, um zu überleben.
Ein neuer Pächter wird gesucht
Jetzt ist Willi Beck wieder auf Pächtersuche. Und er hat wohl bereits einen heißen Kandidaten an der Angel. Klar, dass er noch keinen Namen nennen darf, wenn der Pachtvertrag noch nicht in trockenen Tüchern ist. Aber so viel verrät der Geno-Vorstand dann doch schon. Er komme aus der Gegend und sei kein Unbekannter. Im Gegenteil. Fast jeder von der Geno war schon mal dort und habe bei ihm gespeist und sei sehr zufrieden gewesen. Und noch ein Detail: „Was ich weiß, ist, dass er ein hohes Interesse dran hat, die alten Kronleuchter, die im Brauhaus ursprünglich drin gewesen sind, wieder zu reaktivieren.“
Nun aber kommt der nächste Haken. „Wir kriegen das vor dem Herbst nicht mehr hin.“ Der Grund ist die Brauerei. Daniel Singh wollte ursprünglich samt der Brauanlage bis Ende vergangenen Jahres ausziehen. Der diplomierte Braumeister, der das Brauen 2016 noch vor Ende seines Studiums als Nebenjob für Andreas Walz begann, produzierte das Sulzbacher Bier in Handarbeit. Der heute 27-Jährige hatte die Grundrezepte entwickelt. Seit 2018 gehörte ihm die Brauanlage, der daraufhin für sein eigenes Craftbier auch sein eigenes Label gründete und den Gerstensaft seitdem unter dem Namen „Singh Bräu“ im gesamten Großraum Stuttgart vertrieb. Singhs Plan war es, seine Brauanlage zum Jahresende auszubauen, da sie einen neuen Platz in einer neu gebauten Brauerei in Singhs Heimatort Weilheim an der Teck bekommen soll.
Die komplette Sommersaison ist eine einzige Panne
Doch es gab zeitliche Verschiebungen. „Das ist ja insgesamt eine größere Aktion, bis die ganze Brauerei ausgebaut ist“, sagt Beck. „Das war eigentlich jetzt geplant gewesen, jetzt im Juli, also in der Sommerzeit, wo’s Leben draußen im Biergarten spielt.“ So weit die Theorie. Es kam anders. „Jetzt hat der Braumeister gesagt, er schafft das nicht, er kann die Anlage grad nicht ausbauen. Er braucht jetzt wahrscheinlich bis September.“ Die Folge für die Geno: „Damit ist natürlich die komplette Sommersaison für uns eine Panne. Somit werden wir die Sommerzeit, wo die Gastronomie zu ist, nutzen, um manche Sachen zu sanieren, die sowieso auf der Tagesordnung stehen, beispielsweise die Kanalisation im Außenbereich muss man machen und einige Veränderungen im Brauhaus selbst.“