Trend im Coronasommer: Planschen im privaten Pool

Familie Engele aus Kleinaspach genießt ihr privates Reich mit Urlaubsfeeling

Trend im Coronasommer: Planschen im privaten Pool

Wer wie die Familie Engele einen eigenen Pool hat, muss in Coronazeiten keine überfüllten Badeseen besuchen oder sich für den Freibadbesuch anmelden, um sich im kühlen Nass zu erfrischen.

Von Ingrid Knack

ASPACH. In diesem Jahr waren es nicht nur die mit Ventilatoren befüllten Regale, die wie allsommerlich in den ersten superheißen Tagen in den Geschäften so ziemlich leer geräumt wurden. Im Coronasommer stehen Pools ganz oben auf der Wunschliste vieler Familien. Schnell gab es landauf, landab bei den einschlägigen Anbietern auch Engpässe bei den Aufstellpools. Bei der BayWa in Backnang waren vor allem Stahlwandbecken und aufblasbare Whirlpools schnell vergriffen, die Framepools mit Metallrahmen waren sporadisch nicht verfügbar, gibt Marktleiter Lars Decker Auskunft. Da auch beim Großhandel nicht alle Produkte zeitnah wieder zu bekommen waren, konnten die Kunden beispielsweise auf die kleineren, noch vorhandenen Ringpoolsets ausweichen. Die meisten seien bereit gewesen, es mit dieser Alternative auszuprobieren, so Lars Decker. Dies sei auch eine gute Möglichkeit, sich mit dem Thema Pool und der damit verbundenen Arbeit vertraut zu machen.

„Wir sind froh, dass wir es gemacht haben.“

Familie Engele aus Kleinaspach gehört zu den Glücklichen, die schon vor Corona einen neuen, großen Pool erstanden hatten. Sie ist mittlerweile poolerfahren, einen kleineren hatte sie schon. Der neue, fest eingebaute Stahlwandpool (inklusive Sandfilteranlage und Heizung) fasst 15800 Liter. „Wir sind froh, dass wir es gemacht haben“, sagt Maike Engele. Sie, ihr Mann André und die beiden Kinder (der ein halbes Jahr alte Kiro und der zweieinhalb Jahre alte Jaro) haben es an den heißen Tagen genossen, viele schöne Stunden gemeinsam am und im Pool zu verbringen. „Unser Großer ist sehr begeistert, er schwimmt fast schon alleine im Pool und ist fast nicht mehr herauszukriegen“, erzählt Maike Engele lachend. Neben dem Spaß ist ja auch schwimmen lernen ein großes Thema in Coronazeiten. Und sich eventuell mit viel zu vielen anderen Menschen an Badeseen aufzuhalten, das kann man sich mit einem eigenen Pool ganz leicht ersparen.

Hitzewellen sind einerseits ideal für Badelustige, anderseits können Trockenheit und mancherorts Wasserknappheit problematisch werden. Beispiele gibt es da einige. Unter anderem war am 10. August im Spiegel zu lesen: „So hat die Verbandsgemeinde Simmern-Rheinböllen im Rhein-Hunsrück-Kreis wegen drohenden Wassermangels bereits Verbote erlassen: Um die Grundversorgung mit Trinkwasser sicherzustellen, dürfen seit Sonntag unter anderem keine Pools oder Planschbecken in Gärten befüllt werden, keine Grünflächen mehr gewässert oder Autos auf Privatgrundstücken gewaschen werden.“ Maßnahmen, die in unseren Breiten nicht nötig waren. Der Großerlacher Bürgermeister Christoph Jäger etwa sensibilisierte die Einwohner seiner Gemeinde schon frühzeitig für das Thema verantwortungsvoller Umgang mit dem Wasser. „Bis heute erfolgreich“, freut er sich. Deutlich macht er auch: „Poolwasser ist Abwasser, es darf nicht im Garten verbraucht werden, sondern muss zur Kanalisation.“ Denn beim Wasser der größeren Pools handele es sich um chemisch oder biologisch verändertes Wasser. Auch Gärten dürften damit „wegen möglicher Verunreinigungen des Grundwassers“ nicht bewässert werden. In Großerlach muss das Befüllen von Gartenpools ab einem Fassungsvolumen von fünf Kubikmetern sogar rechtzeitig vorher mit dem Wassermeister oder der Gemeindeverwaltung abgestimmt werden. Hauptgrund dafür sei, dass längere kontinuierliche Wasserabnahmen mit großen Durchflussmengen in der Regel nicht von Rohrbrüchen im Wassernetz zu unterscheiden seien. Es könne zu Druckabfällen oder Versorgungsengpässen kommen, wenn viele Großmengen gleichzeitig aus dem Wassernetz gezogen würden.

Doch von Kommune zu Kommune stellt sich die Lage anders dar. Die Sicherstellung der Wasserversorgung hängt direkt mit den örtlichen Gegebenheiten zusammen. Ganz entspannt zeigt sich da Markus Höfer, Geschäftsführer der Stadtwerke Backnang. In puncto Wasser ist die Stadt gut aufgestellt, sodass Höfer guten Gewissens sagen kann: Wenn die Leute Freude an ihren Pools haben, so sei ihnen das gegönnt. Insbesondere mit Blick auf die vielen coronabedingten Einschränkungen. Und wenn die Pools befüllt werden, muss auch niemand bei den Stadtwerken anrufen.

Die ganz großen Pools sind genehmigungspflichtig.

Zu beachten gilt aber, dass manche Pools baugenehmigungspflichtig sind. In Baden-Württemberg jedoch erst ab einem Wasservolumen von 100 Kubikmetern – was schon richtig viel ist. „Das bedeutet aber nicht, dass kleinere Becken einfach überall aufgestellt oder eingegraben werden dürfen. Viele Gärten liegen im Bereich eines Bebauungsplans, der genaue Festsetzungen trifft, welche Teile des Grundstücks bebaut werden dürfen und welche nicht. Ihr erster Weg sollte also immer zum Bauamt Ihrer Stadt oder Gemeinde führen, um einen Einblick in den Bebauungsplan zu bekommen“, lässt das Landratsamt Rems-Murr-Kreis wissen. Grundsätzlich müsse ein Abstand von 2,50 Metern zur Grundstücksgrenze eingehalten werden. Davon lasse die Landesbauordnung aber Abweichungen zu. „Es kann also sein, dass der Pool näher an die Grenze zum Nachbarn heranrücken kann. Das ist aber im Einzelfall zu prüfen.“ Das Landratsamt macht weiter darauf aufmerksam, was passiert, wenn man sich nicht an diese Vorgaben oder Planungsregeln hält: „Sollten Sie ein genehmigungspflichtiges Bauvorhaben ohne Zustimmung durchführen, so müssen Sie mit Geldbußen, Unterbrechung der Arbeit und schlimmstenfalls dem Abriss der Anlage rechnen.“ Deshalb wird dringend angeraten, sich vorab mit dem Bauamt des jeweiligen Wohnorts oder des Landratsamts in Verbindung zu setzen. Und weiter: „Ein klassisches Planschbecken für Kinder ist übrigens vollkommen problemlos – solange Sie es nicht auf dem Balkon einrichten. Denn da könnte es Probleme mit der Statik geben. Aber das ist ein anderes Thema.“ Genauso wie dumpfe Brummgeräusche, die eine oberirdisch angebrachte Pooltechnik mit sich bringen können und durch die sich so manche Nachbarn gestört fühlen. Dies ist derzeit ein Thema in Internetforen zu Rechtsfragen. Dabei geht es um Grenzwerte in dem jeweiligen Gebiet und um die Tages- beziehungsweise Nachtzeit.

Auch bei den Einbaupools ist die Nachfrage explodiert, bestätigt Geschäftsführer Micha Schenk von der Firma Schenk Schwimmbad&mehr in Burgstetten. Jedes Jahr gebe es mehr Nachfragen. Mit und ohne Corona, so Schenk. Jedoch schränkt er ein: „Nicht aus jedem Angebot gibt es einen Auftrag.“ Die Preise für die Pools, die in die Erde eingelassen werden, beginnen laut Schenk bei 35000 bis 40000 Euro, ohne Erd- und Betonarbeiten. Wem es möglich ist, der kann auch 180000 Euro für das Badevergnügen hinlegen. Wer jetzt erst auf die Idee eines Traumpools im heimischen Ambiente gekommen ist, muss jedoch mindestens bis Sommer 2021 warten. Auch da spielen zudem wieder lange Lieferzeiten der Hersteller eine Rolle.