Trockenblumen feiern Comeback

Lange haftete ihnen das Image von antiquierten Staubfängern an. Mittlerweile haben sich Trockenblumen aber wieder zu einem angesagten Dekotrend entwickelt. Das merkt auch Natalia Schoene, die im Nebenerwerb die handgemachte Deko überall in Deutschland verschickt.

Trockenblumen feiern Comeback

Zu Festen wie dem Muttertag gehen besonders viele Bestellungen ein.

Von Kristin Doberer

Allmersbach im Tal. Flink fliegen Natalia Schoenes Finger über den Metallring, immer wieder greift sie in die Boxen vor sich, zieht mal eine Blume in zartem Altrosa heraus, mal einen buschigen Pampasgraswedel. Mit einem dünnen Draht befestigt sie die Trockenblumen an dem Metallring, langsam entsteht so ein Krönchen in gediegenen Beige- und Rosatönen. „Das ist einer meiner Bestseller“, meint Natalia Schoene.

Seit fast drei Jahren vertreibt sie nun im Nebenerwerb verschiedene Dekoartikel aus Trockenblumen. Kleine Kränze für die Haare bei Hochzeiten und Konfirmationen, Sträuße für den Küchentisch oder eben die bestückten Metallringe mit kleinen Schildern, die sowohl an die Wand als auch an Fenster oder Türen gehängt werden können, verkauft sie auf der Internetplattform Etsy, auf der vor allem Handgemachtes angeboten wird.

Etwa 40 Bestellungen pro Woche habe sie mittlerweile über ihren Online-Shop, mehr könnte sie auch kaum schaffen. Um die Bestellungen kümmert sie sich meist vormittags, wenn ihre beiden Kinder im Kindergarten beziehungsweise der Schule sind. Dann geht es für Natalia Schoene in das kleine Zimmer im Keller, das bis unter die Decke voll ist mit Trockenblumen in den verschiedensten Formen und Farben.

Vom Kränzebinden für Weihnachten zum gut laufenden Nebenerwerb

Angefangen hat das Geschäft mit den Trockenblumen ganz unerwartet. 2020 wollte ihre Schwester auf dem Markt in Backnang Adventskränze verkaufen und hat sie um Hilfe gebeten. Zusätzlich zu den üblichen Adventskränzen hat Natalia Schoene dann aber auch einige Metallringe weihnachtlich bestückt. „Den Trend habe ich vorher online gesehen und die Metallringe waren dann auch alle sehr schnell weg“, erzählt sie von den ersten Verkäufen. Auch sei ihr in Dekogeschäften und Einrichtungshäusern immer mehr aufgefallen, dass die Trockenblumenarrangements – besonders rund um die Metallringe zum Aufhängen – vermehrt wieder in der Inneneinrichtung vorkommen. Da die Kränzchen für den Weihnachtsmarkt schnell verkauft waren, haben zunächst Bekannte bei ihr angefragt, von da an ist die Nachfrage immer weiter gestiegen und Schoene hat das Kleingewerbe offiziell angemeldet und den kleinen Online-Shop eingerichtet.

Hier boomt das Geschäft: Besonders zu bestimmten Jahreszeiten müsse sie manchmal sogar einen Bestellstopp einlegen, um auch alle Bestellungen rechtzeitig abarbeiten zu können. „Ich möchte nicht, dass die Leute zu lange warten müssen“, erzählt sie. Gerade rund um Feiertage wie zum Beispiel den Muttertag, Konfirmationen, Ostern oder Weihnachten bekomme sie viele darauf abgestimmte Bestellungen. Dabei legt sie großen Wert darauf, dass die Kundinnen und Kunden auch ganz spezifische Wünsche angeben können. „Jeder Dritte hat Sonderwünsche.“

Zum einen werden die Ringe über bedruckte Schildchen spezialisiert, die nicht nur mit eigenem Text bedruckt werden können. „Manchmal wollen die Leute, dass etwas in ihrer Handschrift drauf steht, auch eine Zeichnung, zum Beispiel von den Kindern, ist möglich.“ Zum anderen geht sie auch bei der Form und Größe des Rings und bei der Auswahl der Blumen und Farben auf die Wünsche ein. „Manche wollen nur eine Kleinigkeit an bestehenden Bestsellern verändern, andere bringen mich sogar auf ganz neue Ideen“, berichtet sie. So gab es eine Anfrage nach einen Ring zur Kommunion in Regenbogenfarben, von der auch sie begeistert war.

Nachhaltig und langlebig: Trockenblumen sind wieder im Trend

Warum die Trockenblumen nun nach Jahrzehnten in der Schmuddelecke wieder beliebt geworden sind, dazu hat sie Vermutungen. „Irgendwann kommt ja alles wieder“, meint sie. Die Trockenblumen von heute seien qualitativ mit denen von früher aber auch nicht mehr zu vergleichen, durch bessere Trocknungstechniken seinen sie weniger spröde, die Farbe bleibt besser erhalten. So gibt es auch in ihrem Lager Blumen in strahlendem Gelb, knalligem Pink, sattem Petrol oder zarten Rosatönen. „Auch könnte ich mir vorstellen, dass das Thema Nachhaltigkeit eine Rolle spielt. So ein Kränzchen schafft man sich einmal an und dann hat man sehr lange etwas von dem Produkt“, sagt die 34-Jährige. So könne man einen Strauß aus Trockenblumen bei guter Pflege jahrelang auf dem Tisch stehen lassen, während die frischen nach einer Woche schon entsorgt werden müssen. Auch deshalb gibt sie immer den Tipp, den Versandkarton aufzuheben. „So kann man zum Beispiel Weihnachts- oder Osterkränze einfach einlagern und jedes Jahr wieder herausholen.“

Ob und wie lange der Trend um die bestückten Metallringe und Trockenblumensträuße anhält, das kann sie nicht einschätzen. Aktuell sei die Nachfrage aber immer noch groß. „Vielleicht kommt dann der nächste Trend, der mir auch so viel Spaß macht“, meint die Allmersbacherin. Dass sie auch nach drei Jahren immer noch so viel Freude an der kreativen Arbeit hat, das hätte sie vorher nie erwartet. Eigentlich kommt sie nämlich aus dem Einzelhandelsverkauf – beruflich hatte sie zuvor nie etwas mit Blumen zu tun. „Aber wenn der Trend mit den Trockenblumen mal aufhört, würde mich die Floristik interessieren.“

Ihre Metallringe mit der Blumenverzierung verschickt sie nach ganz Deutschland, aber auch aus der Region kommen immer wieder Bestellungen. „Viele Kunden sind Wiederholungstäter“, berichtet sie. Viele verschenken die Ringe zu verschiedenen Anlässen oder bestellen je nach Jahreszeit ein dazu passendes Kränzchen. Mit vielen sei sie entweder über E-Mail oder Instagram auch in Kontakt. „Das Feedback freut mich immer besonders“, sagt Natalia Schoene. Auf Instagram präsentiert sie ihre Produkte den mittlerweile über 3000 Followern.

Der Preis ist je nach Blumenart und Größe unterschiedlich

Preislich liegen die Ringe etwa zwischen 30 und 50 Euro, das richtet sich je nach Form und Größe des Rings sowie nach dem Einkaufspreis der Blumen. So kosten Kränze mit konservierten Rosen zum Beispiel etwas mehr. Ihre Ware bekommt sie von einem Großhändler in Stuttgart. Neben den Ringen bietet sie auch einige Dekoartikel aus Trockenblumen für den kleineren Geldbeutel an. Und auch vorverpackte Boxen, mit denen die Kunden kreativ werden und einen Ring selbst binden können, verkauft sie mittlerweile. Noch größer aufziehen möchte sie ihr Geschäft vorerst aber nicht. Die Buchhaltung und die Abarbeitung der Bestellungen füllen ohnehin schon ihre freie Zeit. „Ich habe auch schon Anfragen für Handarbeitsmessen bekommen“, sagt sie. Aktuell gefalle ihr die Arbeit im Hintergrund aber ganz gut.

Tipps für Trockenblumen

Pflege Wer sich richtig um die Sträuße und Kränze aus Trockenblumen kümmert, der hat jahrelang etwas davon. Diese Dinge sind wichtig: Die Blumen sollten an einem trockenen Ort aufbewahrt werden, das Bad ist zum Beispiel der falsche Platz. Auch sollten sie beispielsweise als Kränzchen nur dann an der Haustür hängen, wenn sie dort weder Regen noch Schnee ausgesetzt sind. Ähnliches gilt für Sonneneinstrahlung: Zu viel direktes Sonnenlicht kann dafür sorgen, dass die Farben ausbleichen.

Selbst binden Wer sich selbst mal an einem Kranz aus Trockenblumen versuchen will, der findet mittlerweile die Grundbestandteile in Deko- oder Bastelläden. „Für den Anfang empfehle ich immer, die Blumen nicht einzeln am Ring zu befestigen, sondern sich kleine Sträußchen in der Hand zurechtzulegen“, sagt Natalia Schoene. Auch könne man die Blumen natürlich selbst trocknen, sie setzt aber lieber auf Trockenblumen vom Händler. „Die werden zum Beispiel mit Glycerin getrocknet. Sie sind so weniger brüchig und halten die Farben besser als einfach so getrocknete.“

Informationen Schoene vertreibt ihre Dekoartikel auf Etsy.de, einer Website für Handarbeiten. Auch gehen viele Anfragen über ihre Instagramseite @malinihoops ein.