Trübe Aussichten für deutsche Wirtschaft

dpa Berlin/Straßburg. Europas größte Volkswirtschaft schwächelt. Vor allem die exportorientierte Industrie leidet unter den Spannungen im Welthandel. Auch fürs kommende Jahr gibt es derzeit wenig Lichtblicke.

Trübe Aussichten für deutsche Wirtschaft

Der private Konsum bleibt eine Stütze der deutschen Wirtschaft. Foto: Andreas Arnold/dpa

Internationale Handelskonflikte und die Unwägbarkeiten des Brexits werden Experten zufolge der deutschen Wirtschaft auch 2020 zusetzen.

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) traut Deutschland 2020 nur ein schwaches Wachstum von 0,4 Prozent zu.

Das teilte die Industrieländer-Organisation in ihrer jährlichen Prognose für alle OECD-Länder mit. Sie ist damit deutlich pessimistischer als zum Beispiel die EU-Kommission, die mit einem Plus von 1,0 Prozent in Deutschland im kommenden Jahr rechnet.

Nach Einschätzung der OECD könnte Europas größte Volkswirtschaft 2021 wieder etwas an Tempo gewinnen. Die Wirtschaftsexperten rechnen mit einem Wachstum von 0,9 Prozent.

Gründe dafür sind unter anderem Steuerentlastungen durch den Wegfall des Solidaritätszuschlags. Gestützt wird die deutsche Wirtschaft der Prognose zufolge weiter vom Privatkonsum und dem florierenden Baugewerbe. Mit einer starken Verschlechterung des Arbeitsmarktes sei wegen des anhaltenden Fachkräftemangels und der Flexibilisierung der Arbeitszeiten nicht zu rechnen, teilte die Organisation mit.

Anhaltende Spannungen im Welthandel führten im gesamten Euroraum zu einem Konjunkturabschwung, hieß es in dem Bericht weiter. Am stärksten davon betroffen seien Deutschland und Italien wegen ihrer Abhängigkeit von der verarbeitenden Industrie. Staaten wie Frankreich oder Spanien, die sich stärker auf die Inlandsnachfrage stützten, konnten laut den OECD-Angaben der Konjunkturverlangsamung bisher besser standhalten.

Deutliche Bremsspuren zeigen sich bei den exportorientierten deutschen Maschinenbauern. In den ersten neun Monaten legten die Ausfuhren einschließlich Preiserhöhungen (nominal) lediglich um 0,6 Prozent auf 134,6 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu. Das teilte der Branchenverband VDMA unter Berufung auf Daten des Statistischen Bundesamtes mit.

Im Laufe des Jahres verschlechterte sich die Lage zunehmend. Im ersten Quartal waren die Ausfuhren von Maschinen „Made in Germany“ noch um 3,9 Prozent gestiegen. Im zweiten und dritten Vierteljahr verbuchte die Branche dagegen ein Exportminus von 0,8 beziehungsweise 1,1 Prozent. „Eine Trendumkehr ist vorerst nicht in Sicht. Die Maschinenbauunternehmen verzeichnen seit Monaten Orderrückgänge gleichermaßen im In- und Ausland“, sagte VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers. Es dürfte daher schwer werden, im Gesamtjahr ein Exportplus zu erzielen.

Die Flaute trifft auch deutsche Firmen im Ausland. Nicht einmal jedes fünfte von 3700 befragten Unternehmen erwarte 2020 einen konjunkturellen Aufschwung vor Ort, teilte der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) mit. Mehr als jede dritte Firma rechne sogar mit einer Verschlechterung. Damit blicken die deutschen Unternehmer, die im Ausland zum Beispiel Niederlassungen haben, so pessimistisch in die Zukunft wie noch nie seit Beginn der Umfrage im Jahr 2015. 17 Prozent der befragten Unternehmen planen zudem einen Abbau von Arbeitsplätzen.