Trump sieht sich weiter im Machtkampf - und geht golfen

dpa Washington. So etwas hat es in der jüngeren US-Geschichte nicht gegeben: Donald Trump lässt nach der Wahl nicht erkennen, sich dem gewählten Präsidenten Joe Biden geschlagen zu geben. Berichten zufolge wirken Vertraute auf ihn ein - andere stärken ihm den Rücken.

Trump sieht sich weiter im Machtkampf - und geht golfen

Donald Trump spielt im Trump National Golf Club in Sterling eine Runde. Foto: Steve Helber/AP/dpa

Trotz seiner Wahlniederlage sieht sich US-Präsident Donald Trump noch immer im Machtkampf mit seinem Herausforderer Joe Biden.

Nach der Siegesrede Bidens war der Mann im Weißen Haus zunächst still geblieben. Doch am Sonntag meldete er sich bei Twitter zurück und und ließ erkennen, dass er sich weiter als Opfer systematischen Wahlbetrugs sieht. In den von ihm abgesetzten Tweets schien Trump konservative Unterstützer zu zitieren, die seine Behauptungen stützen sollen. Der 74-Jährige bleibt seit Tagen stichhaltige Beweise schuldig.

US-Medien berichten unterdessen davon, dass Trumps Umfeld versucht, auf den Präsidenten einzuwirken. Besonders seinen Familienmitgliedern wird großer Einfluss auf Trump nachgesagt. Nach Darstellung des TV-Senders CNN legte First Lady Melania ihrem Mann nahe, seine Niederlage zu akzeptieren. Trumps Berater Jason Miller wies den Bericht auf Twitter als „Fake News“ zurück.

Wenig später schrieb Melania Trump auf Twitter: „Das amerikanische Volk verdient faire Wahlen. Jede legale - nicht illegale - Stimme sollte gezählt werden. Wir müssen unsere Demokratie mit vollständiger Transparenz beschützen.“

Auch Schwiegersohn Jared Kushner soll mit seinem Schwiegervater über das Thema geredet haben. Dem Nachrichtenportal „Axios“ zufolge riet er ihm, den Rechtsweg weiter zu verfolgen. Kushner und seine Ehefrau Ivanka Trump sind offiziell Berater des Präsidenten. „Axios“ zitierte eine anonyme Quelle damit, dass „unangenehme Gespräche“ im Dunstkreis Trumps stattfänden und sein engster Zirkel den Wahlsieg abgeschrieben habe - doch Trump weiter darauf bestehe, gewonnen zu haben.

Einflussreiche Konservative stärkten Trump unterdessen den Rücken. „Präsident Trump sollte sich nicht geschlagen geben“, sagte der Senator Lindsey Graham am Sonntag im Interview mit dem TV-Sender Fox News. „Dies ist eine umstrittene Wahl. Die Medien entscheiden nicht, wer Präsident wird. Wenn sie dies tun würden, gäbe es niemals einen republikanischen Präsidenten“, sagte Graham weiter. Trump müsse vor Gericht ziehen.

Auch Trumps persönlicher Anwalt Rudy Giuliani sagte Fox News, „zu diesem Zeitpunkt“ wäre es falsch für den Präsidenten, eine Niederlage einzuräumen. Es gebe Beweise, dass die Wahl in mindestens drei oder vier und womöglich sogar in zehn Bundesstaaten „gestohlen“ wurde. Giuliani kündigte mehrere Klagen an. Giuliani nannte es „ziemlich wahrscheinlich“, dass am Ende der Supreme Court entscheiden werde. Senator Ted Cruz meinte, er glaube daran, dass es für Trump „einen Weg zum Sieg“ gebe.

Seit seiner Wahlniederlage war Trump nicht öffentlich aufgetreten, fuhr allerdings am Sonntag in seinen Golfclub im Bundesstaat Virginia. Unterdessen warb sein Wahlkampfteam in Mails an Unterstützer weiter um Spenden für Klagen. Allerdings steht im Kleingedruckten auf der Spendenseite im Internet, dass ein großer Teil der eingesammelten Mittel zur Aufwendung von Wahlkampfschulden eingesetzt werden soll.

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