Trump: Wissenschaftler hätten uns „Depression“ beschert

dpa Washington. Mehr als 200.000 US-Bürger sind nach einer Corona-Infektion gestorben. Für Donald Trump kein Grund, seinen Kurs im Kampf gegen das Virus zu ändern. Dass sein Herausforderer Joe Biden auf den Rat von Wissenschaftlern hören will, ist für den US-Präsidenten Anlass zum Spott.

Trump: Wissenschaftler hätten uns „Depression“ beschert

US-Präsident Donald Trump am Samstag während einer Wahlkampfkundgebung im Bundesstaat Wisconsin. Foto: Alex Brandon/AP/dpa

US-Präsident Donald Trump hat seinen Widerstand gegen den Rat von Wissenschaftlern in der Corona-Pandemie verteidigt. „Hätte ich komplett auf die Wissenschaftler gehört, hätten wir jetzt ein Land, das in einer massiven Depression wäre“.

„Stattdessen sind wir wie ein Raketenschiff“, sagte Trump bei einem Wahlkampfauftritt in Carson City im US-Bundesstaat Nevada am Sonntag (Ortszeit). Trump machte sich über seinen demokratischen Herausforderer Joe Biden lustig, weil dieser verspricht, sich im Kampf gegen das Coronavirus am Rat der Wissenschaftler zu orientieren. Wenig später warf Trump Biden vor, einen „unwissenschaftlichen Lockdown“ zur Eindämmung des Coronavirus zu verhängen, wenn er gewählt werde.

Die Pandemie ist in den USA nach wie vor außer Kontrolle. Mehr als 8,1 Millionen Ansteckungen wurden seit Beginn nachgewiesen, fast 220.000 Menschen starben nach einer Infektion. Derzeit ist wieder ein Aufwärtstrend bei der Anzahl der Corona-Neuinfektionen pro Tag zu erkennen. Ungeachtet dessen rief Trump die Bundesstaaten am Sonntag zur vollständigen Öffnung auf.

Der prominente US-Gesundheitsexperte Anthony Fauci sagte in einem am Sonntag ausgestrahlten Interview mit dem Sender CBS: „Ich glaube, im tiefsten Innern glaubt der Präsident an die Wissenschaft. Wenn er es nicht täte, hätte er seine Gesundheit nicht den sehr kompetenten Ärzten im Walter-Reed-Militärkrankenhaus anvertraut.“ Trump war Anfang Oktober positiv auf das Coronavirus getestet und anschließend für drei Tage im Krankenhaus behandelt worden.

Am 3. November hätten die Amerikaner die Wahl zwischen einer „Trump-Super-Erholung“ der Wirtschaft und einer „Biden-Depression“, sagte Trump. Er warnte, mit Biden würden die Steuern steigen und Jobs ins Ausland abwandern. Dabei verspricht Biden, US-Firmen mit Strafsteuern von der Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland abzuhalten und für niemanden Steuern zu erhöhen, der weniger als 400.000 Dollar (340.000 Euro) im Jahr verdient, wenn er gewinnt.

Bereits zuvor hatte Trump die Angriffe auf seinen Herausforderer Biden und dessen Familie verschärft. „Joe Biden ist und war immer ein korrupter Politiker“, sagte Trump am Samstagabend in Janesville im Bundesstaat Wisconsin. „Die Biden-Familie ist ein kriminelles Unternehmen.“ Biden selbst hielt sich am Wochenende im Wahlkampf weitgehend im Hintergrund. Bei einem Auftritt in Durham (North Carolina) warf er Trump vor, die Amerikaner in der Corona-Krise weiter anzulügen.

Im Endspurt des Wahlkampfes versucht Trump, Boden gut zu machen. Pro Tag hält er mittlerweile mehrere Wahlkampfauftritte ab, ungeachtet der Pandemie vor dicht gedrängten Anhängern. Trump liegt in landesweiten Umfragen hinter Biden. Wegen des komplizierten Wahlsystems sind die Erhebungen nur begrenzt aussagekräftig. Aber auch in mehreren für die Wahl entscheidenden Bundesstaaten liegt der Demokrat in Führung.

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