TSG Backnang eröffnet inklusiven Fitnessraum

Die TSG 1846 Backnang, die Stadt Backnang und die Paulinenpflege haben einen Kraftraum für Menschen mit und ohne Behinderung geschaffen. Der Raum ist unter anderem mit Fitnessgeräten zum Muskelaufbau ausgestattet. Die Idee war schon vor fünf Jahren aufgekommen.

TSG Backnang eröffnet inklusiven Fitnessraum

Der inklusive Kraftraum ist mithilfe der Malerabteilung der Paulinenpflege renoviert worden. Foto: Alexander Becher

Von Marina Heidrich

Backnang. Fünf Jahre sind eine lange Zeit um ein Projekt umzusetzen, bei dem eigentlich zunächst alles klar scheint. Fünf Jahre, in denen die Geschäftsführerin der TSG 1846 Backnang, Claudia Krimmer, mit Herzblut, Nervenstärke, Konsequenz und unermüdlichem Einsatz bei der Stange geblieben ist. „Und wahrscheinlich bin ich den Verantwortlichen bei der Stadt Backnang in dieser Zeit gehörig auf den Geist gegangen“, sagt Krimmer und schmunzelt. Im Nachhinein. Denn zeitweilig war ihr nicht mehr zum Lachen zumute. Dabei ging es um eine gute Sache.

Claudia Krimmer leitete vor mehreren Jahren eine Gruppe, in der Menschen mit und ohne Handicap miteinander regelmäßig Gymnastik im Rahmen des Fünf-Esslinger-Bewegungsprogramms betrieben. Eines Tages kam von einem Teilnehmer die Frage, ob es denn nicht die Möglichkeit eines Fitnessstudios mit Schwerpunkt Muskelaufbau für jüngere Behinderte gäbe. Krimmer ließ dieser Gedanke nicht los. „Wir hatten ja einen zwar schönen, jedoch in die Jahre gekommenen Kraftraum, mit Geräten, die teilweise ersetzt oder aufgearbeitet werden mussten“, berichtet die stellvertretende Vorstandsvorsitzende, die gleichzeitig auch für Projekte zuständig ist. „Und da kam mir die Idee: Lass uns doch mal ein Projekt in Kooperation mit der Stadt Backnang und der Paulinenpflege anstoßen.“

In den meisten Vereinen haben soziale Aspekte schon immer eine große Rolle gespielt

Das Thema Inklusion ist seit 2014 bei der TSG sehr präsent. „Gerade unser Verein, der ja immens stark im Leistungssport und in der Kinder- und Jugendarbeit unterwegs ist, fühlt sich verpflichtet, möglichst niemanden auszugrenzen. Soziale Aspekte haben in den meisten Vereinen schon immer eine große Rolle gespielt und daher nehmen auch wir uns des Themas in seiner Wichtigkeit gerne an“, stellt Krimmer klar.

Auch die Stadtverwaltung unterstreicht die Wichtigkeit des Themas. „Inklusion und Teilhabe haben bei der Stadt Backnang in allen Lebensbereichen einen hohen Stellenwert“, sagt Regine Wüllenweber, Leiterin des Amts für Familie, Jugend und Bildung. „Wir sind sehr glücklich, dass sich die TSG Backnang 1846 in unserem Kraftraum der Mörikesporthalle engagiert hat, um auch hier inklusive Fitnessmöglichkeiten anbieten zu können.“

Noch gut brauchbare Geräte wurden gestrichen

Konsequent nahm man daher auch die Hilfe der Malerabteilung der Paulinenpflege in Anspruch. Deren Unterstützung habe gezeigt, wie eine gute Einbindung von Menschen mit Beeinträchtigung schon von Beginn an erfolgen könne, so Wüllenweber.

Der an die Mörikesporthalle angedockte Kraftraum wurde von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aufgewertet, zum Beispiel wurden die noch gut brauchbaren Geräte frisch gestrichen. Mit Unterstützung der Stadt wurden auch neue Geräte angeschafft. „Die Geräteauswahl wurde in Abstimmung mit der TSG Backnang getroffen. Dabei wurden auch die Belange der Schulen berücksichtigt“, sagt Regine Wüllenweber. Für die Herrichtung und Ausstattung des Raums wurden rund 9000 Euro aufgewendet, für die Entsorgung der Altgeräte, die Malerarbeiten und die Arbeiten am Boden kamen weitere zirka 3000 Euro hinzu.

Zuständigkeiten bei der Stadt wechselten

Vom ursprünglichen Gedanken bis zur endgültigen Ausführung lag ein fünf Jahre langer Weg vor TSG-Geschäftsführerin Claudia Krimmer, teilweise mit immer neuen Vertröstungen. Was ihrer Meinung nach partiell auch der Tatsache geschuldet war, dass die Zuständigkeit bei der Stadt zwischenzeitlich wechselte. Als schwierig erwies sich ihr zufolge auch, dass es bei der Stadt Backnang bis heute keinen „reinen“, also ämter- und abteilungsübergreifenden Inklusionsbeauftragten als direkten Ansprechpartner für alle gibt, der Dinge koordinieren könnte.

Amtsleiterin Regine Wüllenweber erklärt die Verzögerung vor allem mit den Herausforderungen der Coronapandemie. „Hinzu kamen Stellenwechsel und begrenzte personelle Kapazitäten, weshalb das Projekt erst jetzt realisiert werden konnte.“

Für den unter anderem mit Ergometer, Beinpresse, einem Vier-Stationen-Turm und anderen Fitnessgeräten zum Muskelaufbau ausgestatteten Kraftraum gibt es nun klare Zeitfenstervorgaben durch die Stadt Backnang. Vormittags wird er durch die Schulen genutzt. Die TSG erhielt freie Zeiteinheiten, die teilweise durch deren Abteilungen (etwa Schwimmer oder Wasserballer) belegt sind, aber auch durch den Gesundheitssport und zwei Seniorengruppen genutzt werden. „Super, mit den neuen Geräten macht unseren Senioren das Trainieren gleich doppelt so viel Spaß“, freut sich eine Übungsleiterin. Weitere Trainingseinheiten sollen nun mit inklusiven Gruppen abgedeckt werden.