Tübinger Corona-Schnelltestaktion wird ausgeweitet

Von Von Tatjana Bojic, dpa

dpa/lsw Tübingen. Seit einigen Monaten schon geht Tübingen einen eigenen Weg beim Schutz von älteren Menschen gegen das Coronavirus. Die Aktion einer Tübinger Notärztin dient Baden-Württemberg aber als Vorbild und soll ausgeweitet werden.

Tübinger Corona-Schnelltestaktion wird ausgeweitet

Ein Mann hält einen Schnelltest zur Erkennung des Coronavirus und ein Teststäbchen in den Händen. Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa/Symbolbild

Kostenlose Corona-Schnelltestaktionen nach dem Vorbild der Tübinger Notärztin Lisa Federle soll es bald landesweit geben. Nach Auskunft von Federle vom Donnerstag soll es solche Aktionen am 23. und 24. Dezember in mindestens 25 weiteren Städten in Baden-Württemberg geben - und damit ermöglichen, Großeltern und andere Verwandte an Weihnachten sorgenfreier zu besuchen. Das Land stelle hierfür mindestens 50 000 Schnelltests aus einer Notreserve zur Verfügung. Details zu den landesweiten Schnelltests will das Sozialministerium in der kommenden Woche veröffentlichen.

Für die Testaktion kommt Federle an drei Tagen in der Woche mit dem Arztmobil in die Tübinger Innenstadt, an einem Tag ist sie jeweils in Rottenburg und Mössingen. „An manchen Tagen stehen schon mindestens 100 Leute da und warten. Ich bin mir sicher, dass bis Heiligabend immer mehr und mehr Menschen kommen werden“, sagte Federle. Die Aktion wird unterstützt vom Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes, der auch größtenteils die Kosten der 25 000 Schnelltests übernimmt. „90 Prozent der älteren Menschen leben zu Hause und nicht in Altenheimen. Jetzt brauchen weder sie noch ihre Verwandten Angst davor zu haben, dass sie sich anstecken. Dies bedeutet, dass sie gemeinsam Weihnachten feiern können“, sagte Federle, die auch DRK-Präsidentin des Kreisverbands Tübingen ist.

Am Donnerstag kam zum Corona-Schnelltest auch ein prominenter Unterstützer der Aktion zum Marktplatz in Tübingen: Schlagersänger Dieter-Thomas Kuhn. Mit einem seiner Band-Kollegen hatte der 55-Jährige das Plakat für die Kampagne entwickelt. „Das ist eine gute Sache. Ich bin fast jedes Mal dabei“, sagte der gebürtige Tübinger.

Wer sich testen lassen will, muss Abstand halten und eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen. Wer spezifische Corona-Symptome hat, sollte nicht zum Testmobil kommen, sondern sofort den Hausarzt oder das Gesundheitsamt kontaktieren. Federle hatte im Jahr 2015 für den Kreis Tübingen das Ärztemobil entwickelt, eine mobile Arztpraxis, insbesondere für die Versorgung von Geflüchteten. Für die „rollende Arztpraxis“ wurde sie mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. In Tübingen organisierte sie Obdachlosenhilfe und eine Fieberambulanz.

Die kostenlosen Schnelltests hat Federle ins Leben gerufen, die Stadt Tübingen hat jedoch seit einiger Zeit einen eigenen Weg zum Schutz älterer Menschen eingeschlagen. So wurden Anfang September regelmäßige Corona-Tests für das Personal in Alten- und Pflegeheimen eingeführt. „Jetzt sind wir auch Vorreiter darin, vor Besuchen im Heim einen Schnelltest durchzuführen. Mit diesem Schutzkonzept hoffen wir, das tödliche Eindringen des Virus in die Heime weiterhin zu verhindern“, sagte eine Sprecherin der Stadt. Stand Mittwoch wurde dies vollständig verhindert.

Seit April können alle Menschen über 60 Jahre ein Anrufsammeltaxi zum Tarif des TüBus zu nutzen - also ohne Aufpreis für die Inhaber von Dauerkarten und zum Preis von 2,50 Euro für alle anderen. Mit dem Handel- und Gewerbeverein wurde vereinbart, ein Zeitfenster für die Risikogruppen von etwa 9.00 Uhr bis 11.00 Uhr beim Einkauf einzurichten. Allen Menschen über 65 Jahre wurden außerdem kostenlos mit FFP2-Masken versorgt.