Die Reiselaune kehrt zurück - Steigende Buchungen

Von Von Friederike Marx und Jan Petermann, dpa

dpa Hannover/Frankfurt. Reiseveranstalter atmen auf nach dem Ende der Reisewarnung für viele Länder in Europa. Die Nachfrage bei großen Veranstaltern zieht an.

Die Reiselaune kehrt zurück - Steigende Buchungen

Eine TUI-Mitarbeiterin wartet am Flughafen Palma de Mallorca auf die ersten Reisenden. Foto: Clara Margais/dpa

Die Reisebranche schöpft nach dem Ende der Corona-Zwangspause in Europa wieder Hoffnung: Das verzögerte Sommergeschäft läuft nach der Aufhebung der Reisewarnungen für 27 europäische Länder an.

Der weltgrößte Tourismuskonzern Tui und Deutschlands Branchenzweiter DER Touristik berichteten am Dienstag von steigenden Buchungen. Unterschiedlich beurteilten die Unternehmen die Preisentwicklung.

Während Tui von durchschnittlich gestiegenen Preisen sprach, können Urlauber nach Einschätzung von DER Touristik in diesem Sommer vielfach auf günstige Angebote hoffen. „Zum Teil machen uns unsere Leistungsträger sehr attraktive Angebote“, sagte Ingo Burmester, Zentraleuropa-Chef bei DER Touristik. Das gelte vor allem für Ziele im europäischen Ausland. Hinter dem Veranstalter steht der finanzkräftige Lebensmittelkonzern Rewe.

Tui will in den kommenden Wochen schrittweise immer mehr Ziele ansteuern. Ungefähr ein Viertel des Programms für die Hauptsaison sei derzeit ausgebucht, in der vergangenen Woche habe das Interesse der Kunden „spürbar“ zugenommen. „Insbesondere Deutschland und Belgien verzeichnen eine deutliche Erholung“, hieß es. Für die Wintersaison 2020/2021 und den Sommer 2021 gebe es gute Anzeichen.

Die Preise hätten im Schnitt um 14 Prozent zugelegt, was die dringend nötige Liquidität erhöhe. Mittelfristig hatte Tui-Deutschland-Chef Marek Andryszak wegen der hohen Überkapazitäten im bevorstehenden Programm „tendenziell günstigere“ Reisen in Aussicht gestellt: „Die Preise rutschen eher nach unten und nicht nach oben“, sagte er im Mai. Aktuell ist das Urlaubsangebot aber noch deutlich knapper als in normalen Zeiten. Und im jetzigen Durchschnittswert sind auch Reisen enthalten, die schon vor dem Corona-Lockdown gebucht worden waren.

Nachdem in Deutschland und Österreich erste Tui-Hotels geöffnet hatten, waren am Montag wieder eigene Touristen auf Mallorca gelandet. Die Kunden sollen hier zunächst an einem zweiwöchigen Probebetrieb teilnehmen. Gut 400 Gäste in zwei Tuifly-Maschinen hatten am Montag den Anfang gemacht. Bis Ende kommender Woche will der Konzern 20 Flüge nach Mallorca durchgeführt haben, hinzu kommen nach Angaben vom Dienstag zwei Maschinen für die Nachbarinsel Ibiza.

Auch Faro an der Algarve kommt zurück ins Programm. Im Juli sollen unter anderem zusätzliche Mittelmeer-Ziele in Spanien, Italien, Kroatien, Griechenland und Zypern folgen, zudem Urlaubsorte in Bulgarien oder der Schweiz. Die Hälfte der Hotels soll im Hochsommer wieder offen sein. Für das vierte Quartal peilt Tui eine Auslastung von 30 Prozent der ursprünglich geplanten Kapazitäten an.

Deutschlands zweitgrößter Reisekonzern DER Touristik stellt nach Aufhebung der Reisewarnung stark gestiegene Kurzfrist-Buchungen fest. „Die Buchungszahlen nehmen Woche für Woche zu. Juli und August werden mit am stärksten gebucht. Wir nähern uns dem Stand der Zeit vor Ausbruch der Corona-Pandemie an“, sagte Zentraleuropa-Chef Burmester.

Derzeit ist dem Unternehmen zufolge vor allem Urlaub im eigenen Land und auch im Nachbarland Österreich stark gefragt. „Für die Nah-Ziele sollten sich Urlauber schnell entscheiden, denn bei einigen Angeboten könnten die Betten in den Sommerferien knapp werden“, sagte Burmester. Für den Winter 2020/21 hat DER Touristik sein Angebot ausgebaut. Unter anderem gibt es mehr Skiurlaub-Angebote und vielerorts reduzierte Hotelpreise. Auch Ziele für die kommende Sommersaison sind bereits buchbar.

Für Unmut sorgt weiterhin die Rückerstattung für wegen der Corona-Krise stornierte Flüge. Nach Angaben des Deutschen Reiseverbands (DRV) geht es allein in Deutschland um Flugtickets im Wert von rund vier Milliarden Euro. Diese Stornierungen würden aktuell von den Fluggesellschaften nicht bearbeitet und könnten damit auch nicht an die Kunden zurückgezahlt werden, sagte eine DRV-Sprecherin der „Bild“-Zeitung. Nicht nur die Reisenden warteten auf ihr Geld. „Die Folgen dieses Verhaltens der großen Fluggesellschaften sind für die für den Flugticketverkauf lizenzierten Vertriebspartner existenzbedrohend. Sie geraten in eine wirtschaftliche Notlage, weil die Fluggesellschaften ihrer Verpflichtung zur Rückzahlung nicht oder nur zögerlich nachkommen.“

Auch Reiseveranstalter mussten in der Krise bereits gebuchte Reisen stornieren. Kunden haben die Wahl zwischen Gutscheinen oder Rückerstattung des Geldes. Die Rückerstattungen für den Monat April sind bei DER Touristik den Angaben zufolge abgeschlossen. In den kommenden Tagen würden die Rückerstattungen für die Mai-Stornierungen beendet.

Auch bei den Flughäfen wächst nach der Aufhebung der Reisewarnung die Zuversicht. „Seit dieser Woche sind 215 Zielorte von deutschen Flughäfen wieder erreichbar. Nach und nach kehrt das Leben wieder an die Flughäfen zurück“, teilte Ralph Beisel, Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbandes ADV mit. Die meisten Strecken gingen zu Zielen in Europa, aber noch mit deutlich reduzierten Frequenzen. Der innerdeutsche Luftverkehr zeige wieder steigende Auslastungszahlen.