Über acht Millionen Euro in Backnanger Schulen investiert

Die Aufwendungen für die Schulen steigen in Backnang im nächsten Jahr auf 16,3 Millionen Euro. Im Schulbeirat fordert die geschäftsführende Schulleiterin aller Backnanger Schulen, Karin Moll, den weiteren Ausbau der Schulsozialarbeit. Der Fachkräftemangel bereitet jedoch Sorgen.

Über acht Millionen Euro in Backnanger Schulen investiert

Allein in diesem Jahr konnten 1600 Tablets für Schüler an die Backnanger Schulen ausgeliefert werden. Foto: Alexander Becher

Von Matthias Nothstein

Backnang. Die Schulen sind der Stadt Backnang lieb und teuer. So investierte sie zum Beispiel im laufenden Jahr weit mehr als acht Millionen Euro in Sanierungen und Umbauten und begann mit dem Abriss der maroden Karl-Euerle-Halle. Und Kämmerer Alexander Zipf kündigte an, dass die Aufwendungen im Schulbereich im nächsten Jahr über 16,3 Millionen Euro betragen werden. Die Gesamtaufwendungen je Schüler sind in den vergangenen zehn Jahren um 89 Prozent gestiegen. Trotzdem segnete der Schulbeirat am Mittwochabend den Schulhaushalt 2023 einstimmig ab und empfahl dem Gemeinderat, diesem zuzustimmen. Zuvor hatten Karin Moll als geschäftsführende Schulleiterin aller Backnanger Schulen sowie verschiedene Vertreter der Stadtverwaltung in ihren Berichten die Aktivitäten und Herausforderungen des laufenden und kommenden Jahres beleuchtet.

Digitalisierung Die Coronapandemie hat die Bedeutung der Digitalisierung an den Schulen noch deutlicher in den Fokus gerückt. In Backnang tat sich einiges. Oberbürgermeister Maximilian Friedrich erklärte, ein Schwerpunkt sei der weitere Ausbau der Netzinfrastruktur, die Modernisierung der Präsentationstechnik und die weitere Beschaffung von Endgeräten für die Schüler gewesen. Die Schiller-, Plaisir-, Pestalozzi- und Talschule seien komplett auf neue interaktive Tafeln umgestellt worden. In diesem Jahr konnten 1600 Tablets für Schüler an die Schulen ausgeliefert werden, seit 2020 wurden 3200 iPads beschafft. Die Geräte werden vom städtischen Team Schul-IT eingerichtet und zentral verwaltet. Friedrich: „Das Gesamtvolumen der Maßnahmen betrug alleine in der Sommerpause rund 1,2 Millionen Euro.“ SPD-Stadtrat Armin Dobler lobte die Verwaltung für dieses Engagement: „Wir sind im Bereich Digitalisierung sehr weit und gut aufgestellt, auch im Vergleich zu anderen Schulen.“

Schülerzahlen Die Schülerzahlen an den städtischen Schulen sind im Vergleich zum Vorjahr um 1,3 Prozent (61 Schüler) gestiegen. Die Grundschulen unterrichten insgesamt 1505 Schüler und vermelden somit einen Zuwachs von 2,7 Prozent, die Gemeinschaftsschulen werden von 542 Schülern besucht und haben einen Zuwachs von 6,7 Prozent und die Zahl der Gymnasiasten steigt auf 1468, das ist ein Zuwachs von über zwei Prozent. Rückgänge in der Höhe von 4,3 Prozent (minus 51 Schüler) verzeichnen die Realschulen, dort drücken aktuell 1135 Schüler die Schulbank. Die Pestalozzischule besuchen inzwischen 113 Schüler, das bedeutet einen Anstieg um 7,2 Prozent (acht Schüler). Regine Wüllenweber von Amt für Familie, Jugend und Bildung registrierte bei den Geburtenzahlen im Einzugsbereich der Grundschulen einen leichten Rückgang. So wurden in Backnang und den Umlandgemeinden 37 Kinder weniger geboren als im Vorjahr. Aber Wüllenweber gab zu bedenken: „Im Hinblick auf die Bebauung des IBA-Areals, der Oberen Walke und kleinerer Wohngebiete sowie der angestrebten Nachverdichtung werden wir in näherer Zukunft einen ordentlichen Zuwachs an Kindern zu erwarten haben.“ Damit es keine böse Überraschung gibt, hat ihr Amt eine umfangreiche Schulentwicklungsplanung begonnen, „um nicht nur für heute genügend Schulraum zu haben, sondern für morgen und für über- und überübermorgen auch“. Aufgrund der Analyse aller vorliegenden Daten wurden die Bedarfe der nächsten zehn Jahre berechnet. So hat die Stadt eine Perspektive, wie sie in Zukunft agieren muss.

Schulsozialarbeit Die Erweiterung der Schulsozialarbeit bezeichnete Karin Moll als Dauerthema. Sie forderte, das Ungleichgewicht in der Verteilung von Schulsozialarbeit an den unterschiedlichen Schularten zu beenden. Einst wurden nur an den Brennpunktschulen solche Helfer eingestellt, doch inzwischen sei allen klar geworden, dass Kinder an allen Schulen einen Bedarf hätten. Moll lobte die Stadt, dass dieses Jahr zwei Stellen neu geschaffen wurden, „das lindert etwas unsere Not, aber wir sind längst nicht am Ende, die Situation bleibt brisant“. Regine Wüllenweber ergänzte umgehend, dass auch in den Jahren 2023 und 2024 jeweils eine neue Stelle dazu kommen werde. Ute Ulfert (CDU) lobte die Schulleitungen und Lehrer, „wir haben Hochachtung vor dem, was sie leisten“. Die Schulsozialarbeit nannte sie notwendig, „aber es muss alles auch finanziert werden“.

Fachkräftemangel So sehr sich Karin Moll über die angekündigte Aufstockung bei den Schulsozialarbeitern freute, so sehr sorgte sie sich darum, ob es möglich sei, geeignete Fachkräfte zu bekommen. Diese Sorge hatte sie zuvor schon geäußert, als es um die gestiegenen Schülerzahlen und den größeren Bedarf an Lehr- und Betreuungskräften ging. So sah Moll in den neuen Baugebieten eine Herausforderung für die Kitas, Schulen und den Schulträger in Bezug auf Räume und Personal. Und zwar nicht nur finanziell: „Wenn wir heute unseren Fachkräftemangel anschauen, dann habe ich schon ein bisschen Bauchweh, wie wir das alles stemmen sollen. Und wenn dann noch der Anspruch auf Ganztagsbetreuung 2026 kommt, bin ich mir nicht sicher, ob die Verantwortlichen genügend Fachkräfte akquirieren können.“

Ukraine Ende September wurden in Backnang etwa 60 Kinder aus der Ukraine unterrichtet, aber die Zahlen würden sich laut Moll sehr dynamisch entwickeln. Derzeit geht Moll von 80 Kindern aus, Tendenz stark steigend. Etwa 75 Prozent dieser Kinder werden an der Mörike-Gemeinschaftsschule und der Gemeinschaftsschule in der Taus unterrichtet. Es gibt aber auch etwa 200 andere Kinder aus anderen Herkunftsländern mit Sprachförderbedarf, „das gilt es erst einmal zu stemmen“, so Moll.

Investitionen Der Leiter des städtischen Hochbauamts, Andreas Stier, verwies zwar darauf, dass die Krisen auch sein Geschäftsfeld tangiert hätten. Doch trotz Corona und Lieferschwierigkeiten konnten 2022 Baumaßnahmen mit einem Volumen von über acht Millionen Euro umgesetzt werden. Das hatte Schulleiterin Karin Moll in ihrem Rückblick auf die Sommerpause bereits angesprochen, als sie sagte, dass vor allem während der Ferien in den meisten Schulen ein ganz reger Betrieb an Handwerkern geherrscht habe. So wurden Fenster und Türen erneuert und Klassenzimmer und Fachräume in großem Umfang saniert. Und sie erinnerte an den Abbruch der Karl-Euerle-Halle. Wenn der Neubau stehe, werde es eine ganz neue Dimension an Möglichkeiten für die Backnanger Schulen geben.