Überwältigende Hilfsbereitschaft

BKZ-Leser helfen: 100000-Euro-Spendenscheck übergeben – Fünf Schwerpunktprojekte und zahlreiche Einzelfallhilfen

Jedes Jahr werden andere Projekte und Institutionen bei der Weihnachtsspendenaktion BKZ-Leser helfen gefördert – die überwältigende Hilfsbereitschaft der Bevölkerung ist nach wie vor ungebrochen. Rund 100000 Euro sind bisher auf den Spendenkonten eingegangen, jeden Tag kommen weitere Spenden dazu – die Aktion läuft bis Mitte Januar. Zu Weihnachten gab es schon vor der endgültigen Bilanz eine symbolische Scheckübergabe im technischen Betrieb der Backnanger Kreiszeitung.

Überwältigende Hilfsbereitschaft

Scheckübergabe im technischen Betrieb der Backnanger Kreiszeitung im Kuchengrund (von links): Natascha Bobleter, Eric Dziku, Martina Zoll, Thomas Nehr, Harry Müller, Wolfgang Sartorius, Gisela Prietz, Barbara Monauni, Alexander von Wascinski, Eckart Jost, Kornelius Fritz, Klaus-Dieter Fackler, Regine Wüllenweber, Kurt Zeller, Heinz Franke und Birgit Möller. Foto: A. Becher

Von Ingrid Knack

BACKNANG. Es sei für ihn immer zu dieser Zeit eine besondere Freude, einen so illustren Kreis von Vertretern der vom Vorstand des Vereins BKZ-Leser helfen ausgesuchten Einrichtungen empfangen zu dürfen, freute sich Werner Stroh, Verleger und Vorsitzender des Vereins. Stets sei da zu Beginn jeder Aktion aber auch die bange Frage: „Können wir die Mittel aufbringen?“ Mittel in einer Höhe, mit denen wirklich geholfen werden kann? Doch schnell war wieder klar: „Unsere Leser lassen uns nicht im Stich und unterstützen die Aktion großzügig.“ Über 1,5 Millionen Euro seien mittlerweile seit Beginn der Aktion zusammengekommen. Stroh: „Das ist durchaus eine Zahl, die sich sehen lassen kann.“ Seit dem Jahr 1997 findet die Weihnachtsspendenaktion regelmäßig statt. Schon zuvor waren zwei Projekte unter diesem Stichwort unterstützt worden.

Die Gäste, die jetzt bei der Scheckübergabe dabei waren, garantieren, dass das Geld dorthin fließt, wo es auch dringend gebraucht wird. „Sie sitzen an den Schaltstellen“, sagte Stroh. Immer wieder höre er von den Spendern: „Es tut gut, dass das Geld vor Ort bleibt und die richtigen Institutionen bedient werden.“

Kornelius Fritz, Redaktionsleiter der Backnanger Kreiszeitung, bekräftigte: „Die Leser vertrauen uns, und wir vertrauen Ihnen.“ Zudem sprach er einen Vorteil an, den eine Zeitung bei einem solchen Unternehmen hat: Sie sorgt nicht nur im Vorfeld für Transparenz, indem sie die Projekte vorstellt. Vielmehr versprach Fritz, auch dranzubleiben und zu berichten, wie sich die unterstützten Vorhaben entwickeln. „Dass die Leute auchsehen, was aus dem Geld geworden ist.“ Im vergangenen Jahr sind übrigens rund 128000 Euro zusammengekommen.

Heinz Franke, geschäftsführender Vorstand der Hospizstiftung Rems-Murr, ging bei der Spendenübergabe auf die geplante zusätzliche Abteilung im neuen Hospiz ein. Für Menschen, die zuvor in den Palliativstationen der Krankenhäuser waren, die Kriterien für einen Hospizplatz aber nicht erfüllen. Das Millionenprojekt auf dem ehemaligen Krankenhausareal in der Karl-Krische-Straße wird laut Franke ausschließlich aus Spenden finanziert.

Der DRK-OrtsvereinBacknang benötigt ein zweites Rettungsfahrzeug, wie Vorsitzender Klaus-Dieter Fackler erläuterte, der zusammen mit Stellvertreter Kurt Zeller gekommen war. „Von einem 23 Jahre alten Katastrophenschutzfahrzeug mussten wir uns trennen. Es hatte einen Motorschaden“, ließ er wissen.

Um auch in Zukunft einen offenen Mittagstisch anbieten zu können, muss die evangelisch-methodistische Kirche des Bezirks Backnang in die Ausstattung der Essensausgabe investieren. Dies ist das Ergebnis einer Kontrolle des chemischen und veterinären Untersuchungsamts Baden-Württemberg, das für Lebensmittelhygiene zuständig ist. „Es war spannend, wir sind auch ganz gut durchgekommen“, verriet die ehrenamtliche Mitarbeiterin Gisela Prietz. „Aber es sind Auflagen gemacht worden, die ein großes Stück unseres finanziellen Kontingents aufbrauchen.“ Gefordert werde eine Wärme- und eine Kältetheke. Bis zu 100 Leute nehmen das Essensangebot in Anspruch. 26 bis 30 ehrenamtliche Mitarbeiter helfen mit, so Pastor Alexander von Wascinski.

Die Erlacher Höhe will einen Ort der Begegnung an einem ganz besonderen Platz ermöglichen. Wolfgang Sartorius, geschäftsführender Vorstand der Erlacher Höhe, sprach von einem grünen Wohnzimmer im Freien, das das seelische Wohlbefinden fördert.

Eckart Jost, Geschäftsführer des Backnanger Alten- und Pflegeheims Staigacker, ging darauf ein, dass die Stiftung Altenheime Backnang und Wildberg auf dem Areal der einstigen Backnanger Klink ein Demenzzentrum und eine Abteilung für eine junge Pflege baut. Insgesamt soll es 42 Plätze geben. 30 Demenzpflegeplätze und 12 für die junge Pflege im Erdgeschoss. Die Demenzabteilung geht über zwei Stockwerke. Eine geschlossene Abteilung ist im zweiten Obergeschoss geplant. In einem Demenzgarten können Bewohner ihrem Bewegungsdrang freien Lauf lassen. „Wir wollen gute Absturzsicherungen, Hecken, Blumen...“, so Jost. Auch Hochbeete soll es dort geben, dank derer die Bewohner gärtnerisch tätig werden können.

Neben den fünf Schwerpunktprojekten werden traditionell wieder Fördertöpfe einiger sozialer Institutionen gefüllt. So soll bedürftigen Menschen schnell unbürokratisch geholfen werden können, wenn sie in eine besondere Notlage gekommen sind. Und zwar dann, wenn vom Gesetzgeber keine Hilfe vorgesehen ist. Doch manchmal klemmt es auch woanders. Thomas Nehr, geschäftsführender Vorstand des Vereins Diakonie ambulant – Gesundheitsdienste Oberes Murrtal, führte die Situation der Mitarbeiter in den drei therapeutischen Praxen in der ländlich geprägten Region vor Augen: Zu 70 bis 80 Prozent müssten diese zu den Patienten nach Hause fahren, was oft mit weiten Wegen verbunden sei. Doch da die Fahrtkostenpauschalen in der ambulanten Betreuung schon vor Jahren von den Krankenkassen stark gekürzt wurden, können die Therapeuten dies im Grunde aus betriebswirtschaftlicher Sicht gar nicht leisten. „Die Fahrtkostenpauschale ist viel zu niedrig, um nach Grab zu fahren“, nannte Nehr ein Beispiel. Um die therapeutischen Dienste weiterhin anbieten zu können, ist die Unterstützung bei den Fahrtkosten durch Spenden äußerst hilfreich. Natascha Bobleter, Geschäftsführerin der Diakoniestation Mittleres Murrtal (Aspach) erklärte, dass die Diakoniestation das Geld unter anderem für den Aufbau zweier Demenz-Betreuungsgruppen verwendet. „Im Aspacher Gebiet gibt es keine Tagespflege.“ Auch in der Familienpflege muss immer wieder bei Notfällen eingegriffen werden. Darum geht es in den meisten der bei der Spendenaktion bedachten Einrichtungen. Eric Dziku, Geschäftsführer der evangelischen Diakoniestation Backnang, thematisierte unter anderem die ganz elementaren Bedürfnisse der Menschen: Manche hätten keine Mittel, sich im Winter warme Kleidung zu kaufen. Auch das Amt für Familie, Jugend und Bildung der Stadtverwaltung Backnang ist mit Einzelfällen konfrontiert, bei denen Handlungsbedarf besteht. Das kann eine spontane Unterstützung mit Lebensmitteln sein, oder es wird die Stromrechnung übernommen, wenn der Energieversorger den Strom abgeschaltet hat, weil die Mieter nicht bezahlt haben, macht Amtsleiterin Regine Wüllenweber deutlich. Heinz Franke war auch in seiner Funktion als Vorstandsvorsitzender des Vereins Kinder- und Jugendhilfe gekommen. Der Verein kümmere sich ebenso um Familien, die sowohl finanziell, als auch psychisch und physisch nicht auf Rosen gebettet seien, so Franke. Birgit Möller von der katholischen Sozialstation Backnang kennt ebenfalls das Leid der Menschen, bei denen nicht einmal so viel Geld da ist, dass etwa ein Rasierapparat gekauft werden kann. Martina Zoll von der Diakoniestation Weissacher Tal erzählte von einer Dame, die sich nicht einmal mehr etwas zu essen kaufen konnte, weil ihr Sohn das Konto abgeräumt hatte. Nun bekommt sie Essen auf Rädern. Harry Müller vom Kreisjugendamt, Fachbereich Kinder- und Jugendhilfe, berichtete von einem eigens eingerichteten Spendenrat. „Zu allen Personen, denen geholfen wird, haben wir eine persönliche Beziehung. Wir sind in der Familie drin.“ Barbara Monauni vom Kreisdiakonieverband Backnang betonte, dass erst einmal geprüft wird: „Gibt es einen Anspruch von woanders her?“ Wenn nicht, schreitet der Verband ein.

Die Spendenaktion BKZ-Leser helfen läuft bis Mitte Januar 2019. Jeder Spender wird namentlich in der BKZ genannt, samt Wohnort. Wer das nicht möchte, sollte dies auf dem Überweisungsträger vermerken.

Überwältigende Hilfsbereitschaft

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„Über 1,5 Millionen Eurokonnten wir seitBeginn der Aktionzur Verfügung stellen“Werner Stroh,Vorsitzender BKZ-Leser helfen