Abhängigkeit von China

Umdenken in Europa

Die EU hat sich blauäugig in die Abhängigkeit von China begeben. Zu lange wurden die heraufziehenden Gefahren ignoriert, kommentiert unser Korrespondent Knut Krohn.

Umdenken in Europa

Chinas Präsidenten Xi Jinping baut sein Land gezielt und mit wenig Skrupel zu einer globalen Handelsmacht auf. Europa versucht nun, darauf zu reagieren.

Von Knut Krohn

Im Verhältnis zwischen der EU und China beginnt neue Zeitrechnung. Zu lange hat sich Europa ohne Sorge in die Abhängigkeit von Peking begeben. Niemand wollte die Warnungen der Experten hören, die ohne Unterlass darauf hinwiesen, dass die Industrie zu abhängig von Lieferungen kritischer Rohstoffe wie seltener Erden aus China ist.

Die gefährliche Blauäugigkeit des Westens

Peking hat über Jahre mit massiver staatlicher Unterstützung diese Abhängigkeit ausgebaut. Versuche, außerhalb der Volksrepublik Produktionen oder Minen aufzubauen, scheiterten oft im Ansatz daran, dass diese im Vergleich zu China zu teuer sind – auch weil Umweltauflagen etwa in Europa deutlich strenger sind. Geradezu bestürzend ist die Blauäugigkeit, mit der Politik und Wirtschaft in der EU diese gefährliche Entwicklung hingenommen haben.

Wirtschaft wird zum zentralen Machtinstrument

Deshalb ist es richtig, dass die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen die Probleme endlich offen beim Namen nennt. Die wirtschaftlichen Beziehungen sind für China ein zentrales Machtinstrument – und das jüngste Beispiel des Chip-Herstellers Nexperia zeigt, dass das Regime nicht davor zurückschreckt, diese Macht gnadenlos einzusetzen.

Der Charme einer regelbasierte Marktordnung

Es ist höchste Zeit, dass auch die EU beginnt, geoökonomisch zu denken und zu handeln. Sie muss ihre große Wirtschaftskraft gezielt für die eigenen Zwecke einsetzen. Das kann natürlich nicht heißt, das rüpelhafte Vorgehen der USA oder das kalte Kalkül Chinas zu kopieren. Europa kann sich in einem Zeitalter der Instabilität als verlässlicher und attraktiver Vertragspartner profilieren. Freundlich und kooperativ zu jenen, die unsere regelbasierte Marktordnung respektieren. Robust und entschieden gegenüber jenen, die ihre Partner rücksichtslos beherrschen wollen.