Umsatzeinbruch von historischem Ausmaß im Tourismus

dpa Berlin. Die Corona-Krise trifft den Tourismus so hart wie kaum eine andere Branche. Auch 2021 erwartet die Branche keine durchgreifende Erholung.

Umsatzeinbruch von historischem Ausmaß im Tourismus

Nahezu leer ist dieser Strand auf Mallorca. Foto: Clara Margais/dpa

Nach einem historischen Umsatzeinbruch von geschätzt 80 Prozent im Corona-Krisenjahr hofft die Reisebranche auf Nachholeffekte und die baldige Verfügbarkeit eines Impfstoffs.

„Ich bin verhalten positiv, was das kommende Jahr betrifft“, sagte Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbandes DRV in Berlin.

„50 bis 60 Prozent der Umsätze des Rekordjahres 2019 sind hoffentlich drin – insbesondere wenn noch ein gewisser Nachholeffekt durch den Verzicht auf Reisen in diesem Jahr hinzukommt.“ 2019 hatten Veranstalter und Reisebüros rund 36 Milliarden Euro umgesetzt.

Für die laufende Wintersaison zeichnet sich allerdings noch keine Trendwende ab: Der Umsatz liegt mehr als 70 Prozent unter dem Niveau des Vorjahreszeitraum. Es gibt derzeit nur wenig Reiseziele ohne Einreisebeschränkungen oder Quarantäne nach der Rückkehr.

Für das wichtige Sommergeschäft 2021 gibt es Fiebig zufolge erste Hoffnungsschimmer. Nach jüngsten Impfstoff-Ankündigungen stiegen die Neubuchungen derzeit deutlich – allerdings auf niedrigem Niveau. Einer aktuellen DRV-Umfrage zufolge rechnet die Hälfte der Unternehmen damit, dass das Geschäft im Sommer wieder anläuft.

Das Geschäft der Branche war aufgrund von Reisewarnungen und damit verbundener Absagen schon gebuchter Trips nahezu zum Erliegen gekommen. Nach Schätzungen des Verbandes verzeichneten Reisebüros und Veranstalter einen drastischen Umsatzeinbruch von 80 Prozent im Kalenderjahr 2020.

Im Touristikjahr zwischen 1. November 2019 und 31. Oktober 2020 brach der Umsatz von Veranstalterreisen, die bei Reisebüros und auf Online-Reiseplattformen gebucht wurden, um noch nie dagewesene 67 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ein. Im Sommer, der Haupturlaubszeit der Bundesbürger, klaffte sogar ein Minus von 81 Prozent.

Reisewarnungen, Quarantäneverordnungen und Appelle der Politik gänzlich auf Reisen zu verzichten, hätten die Branche begleitet und Unternehmen wie Reisende zunehmend verunsichert, sagte Fiebig. „Wie das Geschäft wieder anläuft, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Impfstoff, kluge Teststrategie, Konjunkturentwicklung und Konsumlaune“. Die Wertschätzung für Reisen sei durch die Pandemie gestiegen.

Ein weiteres Ergebnis der Umfrage: Für 80 Prozent der Unternehmen in der Reisewirtschaft seien die Überbrückungshilfen III überlebenswichtig, um über den Winter zu kommen, berichtete Fiebig. Dabei werden vor allem fixe Betriebskosten erstattet, unter anderem Mieten und Pachten. „Bei den Überbrückungshilfen III muss nachjustiert werden“, forderte der DRV-Präsident. Insbesondere größere Mittelständler seien hart getroffen und fielen durchs Raster

Angesichts des Geschäftseinbruchs beantragten dem DRV zufolge in diesem Jahr jeweils 80 Prozent der Reisebüros und der Veranstalter Kurzarbeit. Sie sehen diese Notwendigkeit auch für das kommende Jahr. Rund zwei Drittel der Büros und Veranstalter mussten Fiebig zufolge bereits Personal entlassen oder müssen es voraussichtlich tun. „Wir müssen aufpassen, dass wir unsere sehr gut ausgebildeten Fachkräfte durch diese Pandemie nicht an andere Branchen verlieren“, warnte der DRV-Präsident.

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