Umwelthilfe will bundesweit Tempolimit 120 durchsetzen

EU verschärft CO2-Grenzwerte: Autofirmen in Zugzwang – Wirtschaftsminister Altmaier in Sorge

Von Markus Grabitz, Bärbel Kraussund Harry Pretzlaff

Die EU einigt sich auf schärfere CO2-Grenz- werte für Pkw, als es die Bundesregierung wollte. Die Autoindustrie muss nun noch viel mehr auf E-Mobilität umschwenken. Was heißt das für die Kunden?

Stuttgart/Brüssel/Berlin Die wegen Klagen für Dieselfahrverbote heftig kritisierte Deutsche Umwelthilfe (DUH) prüft die Chancen für ein Tempolimit von 120 auf deutschen Autobahnen. Damit lasse sich Klimaschutz im Verkehr auch bei denjenigen Autos erreichen, die schon auf der Straße seien, sagte DUH-Chef Jürgen Resch am Dienstag in Berlin.

Europas Autobauer sollen den CO2-Ausstoß neuer Fahrzeuge nach dem Willen der EU in den kommenden Jahren noch drastischer verringern. Bis 2030 müssen sie laut einer Vorentscheidung von Mitgliedstaaten, Europaparlament und EU-Kommission die Emissionen des Treibhausgases bei Neuwagen im Schnitt um 37,5 Prozent gegenüber dem für 2021 angepeilten Niveau absenken. Die Autoindustrie kritisierte die Vorgaben als überzogen und unrealistisch. Befürworter schärferer Klimaschutzregeln verlangen noch größere Reduktionen.

Die Autobranche mit Hunderttausenden Jobs allein in Deutschland und die Bundesregierung wollten ursprünglich nicht so strikte CO2-Ziele. Zu schaffen sind sie nur, wenn neben sparsameren Benzin- und Dieselautos auch mehr elektrisch angetriebene Fahrzeuge verkauft werden. Die Hersteller warnen vor Jobverlusten. VW-Chef Herbert Diess kündigte an, dass die milliardenschweren Umbaupläne tiefergehen müssten als bisher geplant.

„Der Kompromiss zu den CO2-Grenzwerten geht dabei an die Grenze dessen, was technisch und wirtschaftlich möglich ist“, sagte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) unserer Zeitung. Er begrüßte, dass die EU-Kommission die Zielvorgaben für 2030 im Jahr 2023 noch einmal prüfen wolle.