UN befürchten mehr Drogenkonsum wegen Coronakrise

dpa Wien. Rund 270 Millionen Menschen greifen weltweit zu Drogen wie Haschisch und Kokain sowie zu synthetischen Suchtmitteln. Mit der Coronakrise und ihren wirtschaftlichen Folgen droht laut UN ein schlimmer Trend.

UN befürchten mehr Drogenkonsum wegen Coronakrise

Cannabispflanzen auf einer - legalen - Plantage in Israel. Foto: picture alliance / dpa

Als Folge der Coronakrise befürchtet das UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) einen Anstieg beim Drogenkonsum.

Nach bisherigen Erfahrungen sei steigende Arbeitslosigkeit - wie in dramatischer Weise in der aktuellen Krise - immer verbunden gewesen mit einem verstärkten Griff zu Drogen. Das teilte die Behörde in ihrem Jahresbericht mit, der in Wien vorgestellt wurde. „Die Covid-19-Krise und der wirtschaftliche Abschwung drohen die Drogengefahren noch weiter zu verschärfen“, sagte UNODC-Generaldirektorin Ghada Waly.

Nach Einschätzung der UN-Behörde könnten außerdem Bauern schon aus wirtschaftlicher Not heraus den illegalen Anbau von Drogen beginnen oder ausbauen. Die Schmuggler suchten wegen der Einschränkungen im Luftverkehr und wegen der verstärkten Grenzkontrollen neue Wege, ihre illegale Ware zu transportieren. So seien in jüngster Zeit Kokain-Transporte von Südamerika nach Europa auf dem direkten Seeweg beobachtet worden.

Laut UN-Drogenbericht ist die Zahl der Menschen, die 2018 Drogen wie Cannabis, Kokain, Opium oder synthetische Substanzen konsumierten, im Vergleich zum Vorjahr mit 269 Millionen in etwa stabil geblieben. Die meisten von ihnen nehmen Haschisch. 35,6 Millionen Süchtige litten an von Drogen verursachten Gesundheitsbeschwerden. Der Markt sei durch die Vielfalt der rund 500 Designer-Drogen wie Fentanyl unübersichtlich geworden, hieß es. Der wichtigste Schmuggler-Weg für Heroin bleibe die Balkan-Route: Diese führt von Afghanistan via Iran, die Türkei und den Balkan nach Mitteleuropa.

Die Coronakrise habe auch zu einem Engpass bei den opiumartigen Substanzen geführt, heißt es in dem Bericht. Zuletzt sei die Zahl der durch solche Substanzen gestorbenen Menschen drastisch gestiegen.

Die organisierte Kriminalität nutzte die Coronakrise aus, sagte UN-Expertin Angela Me. Es werde damit gerechnet, dass sie in Zukunft von der Infiltration der legalen Wirtschaft profitiere - weil „die großen Gelder von den Regierungen ausgezahlt werden, um die Covid-Krise zu überwinden“.

Auch die militant-islamischen Taliban in Afghanistan könnten nach ihren Worten zu den Gewinnern der Krise zählen, indem sie sich in diesen schwierigen Zeiten als Helfer gerade der armen Bevölkerung positionierten. So haben laut UN-Bericht insbesondere Tagelöhner, die durch die Pandemie arbeitslos geworden sind, als Helfer bei der Ernte von Schlafmohn neue Arbeit gefunden.

Dabei ist die Anbaufläche von Schlafmohn in Afghanistan 2019 im Vergleich zum Vorjahr um mehr als ein Drittel gesunken. Gleichzeitig blieb die Opiumproduktion im Vergleich zu 2018 mit geschätzten 6400 Tonnen aber auf etwa gleichem Niveau, so UNODC. Gelder aus dem Drogenanbau und Drogenhandel finanzieren unter anderem den bewaffneten Aufstand im Land. Besonders im Süden liegen Anbauflächen in den von den Taliban kontrollierten Gebieten, was den Kampf der Behörden gegen illegalen Handel und Produktion erschwert.

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