Uni Hohenheim fordert mehr Geld für Lehre, Strom und Bau

dpa/lsw Stuttgart. Eine „Perspektive 2020“ sollte das gleichnamige Programm für die Hochschulen in Baden-Württemberg aufzeigen. Mehr Geld, mehr Planungssicherheit. Aber wie soll es danach weitergehen? Die ersten Universitäten schlagen jetzt Alarm.

Uni Hohenheim fordert mehr Geld für Lehre, Strom und Bau

Das Schloss Hohenheim in Stuttgart, in dem die Uni Hohenheim untergebracht ist. Foto: Sina Schuldt/Archivbild

Der Druck der zunehmend klammen baden-württembergischen Universitäten auf das Land nimmt zu. Nach der Freiburger Hochschule fordert nun auch die Universität Hohenheim in Stuttgart mit deutlichen Worten mehrere Millionen Euro aus dem Landeshaushalt, um die steigenden Kosten aus den vergangenen Jahren auszugleichen. Den Universitäten stünden rund 34 Prozent weniger Mittel pro Student zur Verfügung als vor 20 Jahren, heißt es in einem Appell, den die Hochschule jetzt verabschiedet hat.

„Das Geld fehlt bei der Ausbildung künftiger Fachkräfte genauso wie bei der essenziellen Forschung und Förderung der Innovationskraft, um den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg zu sichern“, beklagt der Senat der Universität. Das Land müsse die Schere schließen, die sich zwischen der notwendigen und der tatsächlichen Hochschulfinanzierung aufgetan habe.

„Um den gewachsenen Bedarf an Studienplätzen zu befriedigen, fahren die Universitäten seit Jahren Überlast“, kritisiert Hohenheims Rektor Stephan Dabbert. „Sie müssen sogar Flächen anmieten und kämpfen mit einem millionenschweren Sanierungsstau beim Gebäudebestand.“ Die Inflationsrate, gestiegene Tarife und Betriebskosten belasteten die Kassen der Universitäten ebenso wie weiteres Personal zum Beispiel für den Datenschutz, ohne dass sich der Personalschlüssel verbessere. „Wir zehren aus der Substanz und sparen, wo wir können.“ Nach Angaben der Landesrektorenkonferenz müssen die Universitäten Jahr für Jahr fehlende Mittel in einer Größenordnung von fünf bis zehn Millionen Euro pro Universität aus Forschung und Lehre für andere Zwecke umschichten.

Damit sie das strukturelle Finanzdefizit in den Griff bekommen könnten, müssten den Hochschulen zusätzliche drei Prozent der Mittel zur Verfügung gestellt werden, fordern die Universitäten. So könnten unter anderem Tariferhöhungen und Inflation ausgeglichen werden. Die Hochschulen benötigen laut Hohenheimer Senat zudem einmalig 1000 Euro pro Student zusätzlich, damit sich die bestehende Kluft zwischen Budget und Bedarf weiter schließt. Notwendig sei es auch, den Sanierungsstau abzubauen. „Lehre und Forschung dürfen nicht durch mangelhafte und fehlende Infrastruktur torpediert werden“, sagt Rektor Dabbert.

Zuvor hatte schon die Freiburger Albert-Ludwigs-Universität Alarm geschlagen. Universitäten seien Motoren der Wissensgesellschaft, hatte der Senat in einer Stellungnahme betont. „Um diese Rolle adäquat ausfüllen zu können, benötigen Universitäten eine auskömmliche Finanzierung und finanzielle Planungssicherheit“, heißt es in dem Schreiben.

Für die Landesrektorenkonferenz warnt deren Vorsitzender, der Heidelberger Universitätsrektor Bernhard Eitel: „Das System kommt an seine Grenzen. Erhalten wir keine zusätzlichen Mittel, laufen wir Gefahr, weit stärkere Konsequenzen in Forschung und Lehre ziehen zu müssen.“ Der Hochschulfinanzierungsvertrag „Perspektive 2020“ habe die Lage zwar verbessert. Die seit langer Zeit bestehenden strukturellen Probleme seien aber nach wie vor ungelöst. Bis zum Herbst müsse eine Finanzplanung stehen, fordert Eitel.

Bis 2020 bekommen die baden-württembergischen Hochschulen noch eine finanzielle Sicherheit. Das Programm „Perspektive 2020“ garantiert ihnen seit Januar 2015 und bis Ende 2020 ein festes Budget. Demnach wird die Grundfinanzierung an allen Hochschularten in diesem Zeitraum um drei Prozent erhöht, Tarifsteigerungen werden bei den Gehältern vom Land übernommen. Die Hochschulen kritisieren allerdings, dass sich die versprochene zusätzliche Finanzierung vor allem aus den freiwerdenden BAföG-Mitteln des Bundes und damals bereits fließenden Geldern zusammensetzt. „Im Wesentlichen war es eine Umwandlung“, sagt Dabbert.

Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) spricht von „intensiven Gesprächen“ mit den Hochschulen. „Mit dem neuen Hochschulfinanzierungsvertrag wollen wir die Grundfinanzierung unserer Hochschulen weiter stärken“, sagte sie der dpa. „Wir wollen unseren in Forschung und Lehre stark gewachsenen Hochschulen auch künftig finanzielle Verlässlichkeit bieten.“