In Gaza-Stadt herrscht eine Hungersnot. Die israelische Großoffensive werde die Probleme verschärfen, warnt Unicef. Ärzte ohne Grenzen sehen darin für viele ein Todesurteil.
Ein palästinensisches Kind, das an schwerer Unterernährung leidet, wird von seiner Mutter im Nasser Medical Hospital gehalten (Archivfoto).
Von red/KNA
Immer mehr Kinder im Gazastreifen sind laut einer Untersuchung von Unicef unterernährt. In der Stadt Gaza seien 19 Prozent der untersuchten Jungen und Mädchen betroffen, teilte das UN-Kinderhilfswerk am Donnerstag in New York mit. Das sei ein Plus von drei Prozentpunkten im Vergleich zu Juli.
Im gesamten Gazastreifen lag der Anteil der unterernährten Kinder im August demnach bei 13,5 Prozent. Im Juli seien es noch fünf Prozentpunkte weniger gewesen. "Mit der militärischen Eskalation in Gaza-Stadt mussten rund ein Dutzend Ernährungszentren schließen, was die Kinder noch verwundbarer macht", sagte Unicef-Direktorin Catherine Russell. Und das, obwohl zuletzt mehr Hilfsgüter in den Gazastreifen gebracht worden seien.
Die israelische Großoffensive gefährde Gesundheit und Leben nicht nur von Kindern. Eine erneute Waffenruhe sei dringend geboten, um Krankenhäuser, Ernährungszentren und Unterkünfte im Einklang mit dem humanitären Völkerrecht zu schützen.
Ärzte ohne Grenzen warnt vor Katastrophe
Auch Ärzte ohne Grenzen warnt vor einer humanitären Katastrophe durch israelische Bombardierungen und die Bodenoffensive in der Stadt Gaza. Es sei schlicht unmöglich, eine Million Menschen aus der Stadt in überfüllte und unterversorgte Gebiete im Zentrum und Süden des Gazastreifens zu evakuieren. Das käme für viele einem Todesurteil gleich.
"Wir sterben jeden Tag ein bisschen mehr und wir wachen morgens immer noch auf und tun so, als könnten wir weitermachen", beschreibt Lina Batniji, Mitarbeiterin der Organisation in Gaza-Stadt, die Situation. Es gebe keine sicheren Gebiete, in die sie gehen könne: "Kein Platz, keine Sicherheit. Nur Überfüllung, Krankheiten und Schmutz."
Die Hilfsorganisation fordert das sofortige Ende der Evakuierungsbefehle als Mittel der Zwangsvertreibung, einen dauerhaften Waffenstillstand sowie eine ausreichende Einfuhr humanitärer Hilfsgüter.